PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
201<br />
Anfang der 1990er Jahre verhandelte dann<br />
die Stadt mit mehreren Investoren über<br />
eine Bebauung verhandelt und schließlich<br />
der lokale Bauunternehmer Trapp<br />
mit der Durchführung beauftragt. Ziel der<br />
Stadt war, den Großen Markt städtebaulich<br />
zu fassen und darunter eine Tiefgarage<br />
zu errichten. In Zusammenarbeit mit<br />
dem Düsseldorfer Büro Hentrich-Petschnigg<br />
& Partner (HPP) entstand bis 1994 die<br />
sogenannte Trapp-Zeile. Zwar besitzt die<br />
Trapp-Zeile eine giebelständige Orientierung<br />
in Anlehnung an die historische Bebauung,<br />
allerdings war der moderne Baustil<br />
weiterhin Gegenstand der Diskussion.<br />
Die Auseinandersetzungen um eine Rekonstruktion<br />
des historischen Rathauses<br />
konnten durch die fassende Bebauung<br />
nicht unterbunden werden. Die BI nutzte<br />
die Situation für ihre Ziele und konnte<br />
den Investor zumindest davon überzeugen,<br />
in der Planung die Wiedererrichtung<br />
der Rathausfassade durch eine entsprechende<br />
Gebäudekonstruktion zu ermöglichen.<br />
Deshalb haben die Projektentwickler<br />
der Trapp-Zeile bei der Konstruktion<br />
der Gebäudezeile darauf geachtet, dass zu<br />
einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit<br />
besteht, an das bestehende Gebäude Großer<br />
Markt 9 eine Fassadenrekonstruktion<br />
des Historischen Rathauses anhängen zu<br />
können. Standort und Dimensionierung<br />
sind dem historischen Vorbild angenähert.<br />
Dabei war recht schnell deutlich, dass eine<br />
Entwicklung sich lediglich auf die Rekonstruktion<br />
der Fassade beschränkt, da eine<br />
vollständige Wiederherstellung des Rathauses<br />
aus Kostengründen ausgeschlossen<br />
wurde. Damit war die Dringlichkeit<br />
des Wiederaufbaus, die 1986 zur Initiative<br />
führte, nicht mehr gegeben. Im Ergebnis<br />
besteht die so genannte „Trapp-Zeile“<br />
aus vier relativ gleichartigen, giebelständigen<br />
Gebäuden, die durch Treppenhäuser<br />
verbunden sind und durch postmoderne<br />
Elemente die ehemalige Altstadtkulisse<br />
ansatzweise zitieren.<br />
Akteure/Zielgruppen<br />
Die Zahl der Akteure in Wesel erscheint<br />
übersichtlich. Wesentlich sind zunächst<br />
die als Verein organisierte Bürgerinitiative<br />
und die daraus entstandene Stiftung, die<br />
nachfolgend genauer beschrieben werden<br />
sollen. Mit ihnen verbunden ist darüber<br />
hinaus eine „Immobilien-Stadtortgemein<br />
schaft Domviertel“ als freiwilliger Zusammenschluss<br />
von Gewerbetreibenden und<br />
Hausbesitzern der Brückstraße, des Großen<br />
Marktes, des Leyensplatzes sowie der<br />
Gold-, Lomber- und Dimmerstraße, die<br />
eine gemeinsame Standortwerbung, Aktionen<br />
und Veranstaltungen organisieren<br />
und sich für eine Aufwertungen von Straßen,<br />
Plätzen und Gebäuden einsetzen (ISG<br />
Domviertel 2006, Trapp 2007).<br />
Aktiv eingebunden in die Diskussion um<br />
die Fassadenrekonstruktion des Historischen<br />
Rathauses war die Kommunalpolitik,<br />
die insbesondere über eine finanzielle<br />
Unterstützung zu entscheiden hatte, ab<br />
circa 2001 verstärkt. Eine Unterscheidung<br />
nach Fraktionen erscheint hier aufgrund<br />
der überfraktionellen Einigung und Befürworter-<br />
wie Gegnerschaft nicht sinnvoll.<br />
Wesentlich befasst mit der Diskussion<br />
waren der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing<br />
sowie der Ausschuss für Stadtentwicklung.<br />
Die Landesregierung wurde von der Bürgerinitiative<br />
noch vor der Stadtpolitik angesprochen<br />
und um (finanzielle) Unterstützung<br />
des Vorhabens gebeten. Die<br />
Einbeziehung des Landes NRW noch vor<br />
der Partizipation der Stadtverwaltung und<br />
den Rat der Stadt Wesel erscheint durchaus<br />
unüblich, denn im Prinzip wäre ein<br />
zunächst lokaler Diskussionsprozess<br />
zu erwarten gewesen. Mit einem gewissen<br />
Grundstock an Kapital der BI – durch<br />
Spenden generiert – wurde eine bessere<br />
Verhandlungsposition gegenüber der Landesregierung<br />
erreicht. Noch zu Zeiten der<br />
rot-grünen Landesregierung erfolgte eine<br />
Förderzusage durch Minister Vesper, mit<br />
der wiederum eine aktive Position bei der<br />
anschließenden Diskussion um städtische<br />
Finanzmittel und politische wie administrative<br />
Unterstützung durch die BI eingenommen<br />
werden konnte.<br />
Die zum Vorhaben kritisch eingestellte<br />
Fachverwaltung – das Bau- und Planungsamt<br />
– wurde im Rahmen ihrer<br />
Verwaltungsaufgaben bei u. a. Ausschusssitzungen<br />
beteiligt, allerdings wurden ihre<br />
Bedenken wenig beachtet. Eine gewisse<br />
Ambivalenz zeigt sich in der einerseits<br />
positiven Würdigung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements der BI und der Aktivierung<br />
der Weseler Stadtgesellschaft für<br />
den städtische Entwicklungsprozess. Zu