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Die aktuelle Fachdebatte – Tendenzen eines inter- und transdisziplinären Diskurses<br />

269<br />

aufbauvorhaben auf nicht umfassend vorhandene<br />

gesellschaftliche Katalysatoren<br />

angewiesen seien. Allgemein seien dies<br />

etwa die Postmoderne, die Deutsche Vereinigung,<br />

die Zunahme zivilgesellschaftlicher<br />

Mitwirkung im Zuge von Entstaatlichung,<br />

aber auch die Entfachlichung<br />

von Debatten und nicht zuletzt die erfolgreiche<br />

Wiederherstellung der Frauenkirche<br />

als Referenzobjekt. Vor Ort trage zur<br />

Durchsetzung von Rekonstruktionen bei,<br />

dass durch die Verunsicherung der Politik<br />

der einfache Konsens eine hohe Mobilisierungskraft<br />

besitze und Rekonstruktionen<br />

im Gegensatz zu innovativen zeitgenössischen<br />

Lösungen als Risikovermeidungsstrategie<br />

angesehen der Politik werden<br />

könnten. Die Aufgabe der mit der gebauten<br />

Umwelt befassten Professionen sieht<br />

Altrock darin, die Möglichkeiten zur Identitätsbildung<br />

an bedeutenden Orten neu<br />

auszuloten. Die derzeitigen Initiativen zur<br />

Baukultur seien hier viel versprechend, sofern<br />

sie einen umfassenden Ansatz verfolgten.<br />

Auch solle die Charta von Venedig<br />

neu diskutiert und das Potenzial integrierter<br />

Lösungen stärker ausgeschöpft werden.<br />

Als bau- und planungspolitischer Sprecher<br />

der Römer-Fraktion von Bündnis 90/Die<br />

Grünen empfindet Stefan Majer die Frankfurter<br />

Diskussionen zum Thema mittlerweile<br />

schwer erträglich. Dabei wirbt er<br />

durchaus um ein Verständnis für die zivilgesellschaftliche<br />

Hinwendung zu Bauund<br />

Planungsthemen. Bürgerinnen und<br />

Bürger seien seit Jahrzehnten verstärkt am<br />

Umgang mit ihrer Stadt interessiert, ihre<br />

emotionale Forderung nach Rekonstruktion<br />

eher als ein backlash zu verstehen.<br />

Auch versucht er, die politischen Kompromisse<br />

der Frankfurter Diskussionen um<br />

Altstadt und Thurn-und-Taxis-Palais zu<br />

erklären, werde doch durch die Wiederaufbauvorhaben<br />

auch eine Stärkung der<br />

Innenstadt ermöglicht und hätten sich die<br />

Rekonstruktionsverfechter eben nicht mit<br />

ihren radikalen Forderungen durchsetzen<br />

können, sodass die zukünftige Qualität<br />

des Dom-Römer-Areals maßgeblich nicht<br />

durch die sechs rekonstruierten, sondern<br />

die übrigen dreißig Gebäude entscheiden<br />

werde. Bei Architekten – namentlich dem<br />

Büro KSP Engel und Zimmermann, das in<br />

beide Projekte involviert war – vermisse er<br />

die eindeutige Haltung zum Bestand.<br />

Die Haltung der Bevölkerung zum modernen<br />

und traditionellen Bauen<br />

Die an diese Eingangsstatements anschließende<br />

Diskussion kreist inhaltlich um<br />

mehrere Themenkomplexe, räumlich vor<br />

allem um Frankfurt und die dortigen Auseinandersetzungen<br />

um das Dom-Römer-<br />

Areal.<br />

Verschiedentlich wird der Gegensatz von<br />

modernem und traditionellem Bauen angesprochen.<br />

Christoph Mohr sieht in der<br />

auf fehlende Vermittlung zurückzuführenden<br />

Unzufriedenheit mit der Moderne<br />

und den Heimlichkeitswünschen der Bevölkerung<br />

einen wesentlichen Grund für<br />

die Rekonstruktionsbestrebungen. Dem<br />

widersprechen Ursula Baus, die einerseits<br />

auf modernistische Bauweisen im Einfamilienhaussektor<br />

und andererseits hohe<br />

Auktionspreise für modernes Mobiliar verweist,<br />

und Michael Frielinghaus, der sagt,<br />

als Nachkriegskind fühle man sich in der<br />

Moderne sehr wohl zu Hause. Eine Vermittlerposition<br />

versuchte Uwe Altrock mit<br />

dem Hinweis, dass selbst im als traditionalistisch<br />

wahrgenommenen New Urbanism<br />

immer wieder Viertel modern gebaut<br />

würden, da es dafür ein entsprechend großes<br />

Minderheiten-Marktsegment gebe.<br />

Überhaupt wird die vermeintliche allgemeine<br />

Zustimmung der Bevölkerung zu<br />

Rekonstruktionsvorhaben in Abrede gestellt.<br />

Sie müsse zumindest in jeder Stadt<br />

neu hinterfragt werden, da die Befürworter<br />

häufig lediglich durch hohe Präsenz<br />

und Leidenschaft deutlich wahrgenommen<br />

und auch von den Medien zusätzlich<br />

verstärkt würden. Stefan Majer verweist<br />

allerdings darauf, dass auch politische<br />

Mehrheiten hierüber einen Eindruck vermitteln<br />

könnten, der sich etwa in Frankfurt<br />

sehr deutlich abgezeichnet habe,<br />

wenngleich er dies als „bodenlosen Populismus“<br />

brandmarkt. Die im Falle der Altstadt<br />

durchgeführte Planungswerkstatt<br />

sieht er hier als Gegenrezept an. Den Medien<br />

wird zwar erheblicher Einfluss attestiert,<br />

doch macht Uwe Altrock deutlich,<br />

dass sie erstaunlicherweise nicht als prägende<br />

Kraft, sondern lediglich als Katalysatoren<br />

in Erscheinung träten. Ihre für sie<br />

durchaus meinungsbildende Profilierung<br />

in Rekonstruktionsdebatten sieht Ursula<br />

Baus in Relation zu Leserschaft, Politik<br />

und – zumindest in Frankfurt – auch zur

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