PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fallstudien<br />
237<br />
Wiederaufbau unter Verwendung der erhaltenen<br />
und denkmalgeschützten Sandsteinornamente<br />
sind nur noch die Säulen<br />
und Fenstergewände des Torpavillons<br />
Originale. Mohr (23.09.2009) lobt hier die<br />
qualitätsvolle Ausführung der Steinmetzarbeiten<br />
durch eine Firma aus Dresden.<br />
Im Gegensatz zum Original haben die<br />
beiden freistehenden Seitenflügel Schauseiten<br />
erhalten, die sie wegen der Nebenhöfe<br />
früher nicht hatten. Die seitlichen<br />
Fassaden und die Gartenfassade an der<br />
Rückseite wurden neu entworfen. Lüpke<br />
(22.09.2009) lobt die sorgfältige Ausarbeitung<br />
der Fassadenelemente in Frankfurter<br />
Rotsandstein. Für Mohr stellt das<br />
äußere Erscheinungsbild einen Versuch<br />
dar, „es optisch hinzukriegen“, der „für<br />
den Laien auch in Ordnung wäre“ (Mohr<br />
23.09.2009). Eine weitere gravierende Änderung<br />
im Vergleich zum Original stellt<br />
der innere Betonkern mit hinterbelüfteter<br />
Fassade und Wärmedämmung dar, auf<br />
den die Sandsteinelemente geklebt sind.<br />
Dieser Aufbau entspreche nach Mohr<br />
(23.09.2009) zwar den heutigen Bauvorschriften,<br />
widerspreche jedoch denkmalpflegerischen<br />
Grundsätzen. Kurz nach der<br />
Fertigstellung des Baus nannte die Journalistin<br />
Claudia Michels das Stadtschloss<br />
eine „Mogelpackung aus einem Betonkern,<br />
ummantelt von Backsteinen und<br />
hellem Putz. Das wird kaum einer merken,<br />
wenn man das Prunkstück aus Gerüsten<br />
und Planen schält.“ (Michels 2009:<br />
Auch vom Alten was Neues). Nach Bartetzko<br />
(24.09.2009) ist es im Moment kurz<br />
vor der Eröffnung des Thurn-und-Taxis-<br />
Palais sehr ruhig geworden in der Öffentlichkeit.<br />
Angesichts der Tatsache, dass<br />
das Bauwerk eine Attrappe darstelle und<br />
möglicherweise auf Kritik stoße, ist er gespannt<br />
auf die Reaktion der Stadtverwaltung<br />
bei der Eröffnung. Er geht davon<br />
aus, dass die Stadtverwaltung aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach um Gesichtswahrung<br />
bemüht ist.<br />
Entwicklung der politischen Kultur und des<br />
zivilgesellschaftlichen Engagements<br />
Das Ergebnis des Wiederaufbauprozesses<br />
ist im Hinblick auf die Entwicklung des<br />
zivilgesellschaftlichen Engagements als<br />
nicht relevant einzuschätzen. Im Zuge der<br />
Rekonstruktionsdebatte sind im Kontext<br />
zur lokalpolitischen Kultur eher negative<br />
Entwicklungseffekte zu verzeichnen. Diese<br />
Aussagen sind im Wesentlichen auf folgende<br />
Ursachen zurückzuführen:<br />
• Im Vergleich zu anderen Frankfurter Rekonstruktionsdebatten,<br />
die mit Ausnahme<br />
der Stadtbibliothek, über mehr Rückhalt<br />
in der Stadtgesellschaft verfügen, ist<br />
beim Thurn-und-Taxis-Palais keine Aktivität<br />
an zivilgesellschaftlicher Initiative<br />
zu verzeichnen. Dabei ist zu konstatieren,<br />
dass das aus verschiedenen,<br />
bereits erläuterten Gründen resultierende<br />
Desinteresse der Frankfurter Stadtgesellschaft<br />
dem Schicksal des Bauwerks<br />
gegenüber auch zu keinem Zeitpunkt<br />
in vermehrte Aktivitäten umgeschlagen<br />
oder in Anbetracht der medial inszenierten<br />
Auferstehung des Stadtschlosses<br />
in eine Welle der Begeisterung im Zuge<br />
des Baufortschritts mündete.<br />
• In diesem Sinne hat der Prozess die<br />
Kultur des zivilgesellschaftlichen Engagements<br />
weder bereichert, ihr aber<br />
umgekehrt auch nicht geschadet. Bemerkenswert<br />
ist, dass im Vergleich zu<br />
den anderen Wiederaufbauvorhaben zu<br />
keinem Zeitpunkt eine öffentliche Debatte<br />
um den Wiederaufbau stattgefunden<br />
hat. Der Grund, warum dies nicht<br />
geschehen ist, mag in der geringen Verankerung<br />
des Gebäudes im Geschichtsbewusstsein<br />
der Frankfurter sowie dem<br />
geringen Identifikations- und Emotionalisierungsgrad<br />
liegen. Dies legt die<br />
Vermutung nahe, dass sich von Anfang<br />
nur ein geringes Konfliktpotential entwickeln<br />
konnte.<br />
• Als weiterer Punkt ist die relativ kleine<br />
Gruppe von Initiatoren zu nennen,<br />
die den Wiederaufbau angestoßen hatte.<br />
Aufgrund der machtpolitischen Konstellationen<br />
wurde diese jedoch schon<br />
bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />
von einer Gruppe von Promotoren<br />
als „Meinungsmacher“ übernommen,<br />
die die Idee zum Wiederaufbau<br />
übernahm und kontinuierlich vorantrieb.<br />
Es bleibt festzustellen, dass gerade<br />
diese von Arning (22.03.09) polemisch<br />
als „Inner Circle“ bezeichnete Akteursgruppe<br />
im Verlauf des Prozesses aufgrund<br />
der Forderungen des Projektentwicklers<br />
(„Schloss gegen Hochhäuser“,<br />
die anhaltende Nutzungsdiskussion, architektonische<br />
und städtebauliche Vor