PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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218 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
punkt des Vertragsabschlusses auch die<br />
Frage der Unterbringung der zu errichtenden<br />
Baumasse, da der städtebauliche Vertrag<br />
hier keinerlei Bindungen aufwies. Der<br />
Frankfurter Architekt Albert Speer hatte<br />
im Vorwege im Auftrag der Telekom in einer<br />
Baumassenstudie Hochhäuser von bis<br />
zu 140m entworfen. Die extreme Nachverdichtung<br />
in Form einer Hochhausbebauung<br />
an diesem Standort wurde noch 2000<br />
von der Oberbürgermeisterin Petra Roth<br />
(CDU) und dem Planungsdezernenten Edwin<br />
Schwarz (CDU) öffentlich strikt abgelehnt.<br />
Nach einem spekulativen Poker für rund<br />
230 Mio. Euro ging das Gelände Anfang<br />
2002 an den niederländischen Investor<br />
MAB BPF Zeil Forum Frankfurt GmbH als<br />
neue Eigentümerin über. Im Vorwege war<br />
von einem der vier mitbietenden Immobilienunternehmen<br />
für „eine der größten<br />
Grundstückstransaktionen in Deutschland“<br />
nach einem Pressebericht der Frankfurter<br />
Rundschau sogar 450 Mio. Euro offeriert<br />
worden (o. V.: Frankfurter Neue<br />
Presse vom 26.02.2009, o. V.: Frankfurter<br />
Rundschau vom 21.11.2000).<br />
Nach dem Verkauf des Grundstücks wurde<br />
noch im Frühjahr 2002 von dem neuen<br />
Grundstückseigentümer und der mit<br />
der Projektentwicklung betrauten MAB in<br />
Abstimmung mit dem Magistrat unter Beteiligung<br />
der Stadtverordnetenversammlung<br />
sowie des Ortsbeirates Gutachterverfahren<br />
ausgelobt, an dem sieben nationale<br />
und internationale Architekturbüros teilnahmen.<br />
In der Vorbereitungsphase zum<br />
Wettbewerb hob Werner Pfaff als Vertreter<br />
der MAB öffentlich hervor, dass der Architektenwettbewerb<br />
für die Neubebauung<br />
des Telekomareals unter anderem<br />
auch der Prüfung diene, inwieweit die historische<br />
Bausubstanz rekonstruiert werden<br />
könne. Die eingeladenen Büros sollten<br />
aufgefordert werden, in zwei Entwürfen<br />
einen „Pflichtentwurf“ mit und einen<br />
„Kürentwurf“ ohne Palais vorzulegen. Er<br />
machte aber gleichzeitig deutlich, dass die<br />
im städtebaulichen Vertrag fixierte Baumasse<br />
und Flächenausnutzung nicht reduziert<br />
werden dürfe. Pfaff betonte, dass<br />
sich erst im Zuge des Wettbewerbsverfahrens<br />
herausstellen könne, ob sich eine Rekonstruktion<br />
als unrealisierbar erweise.<br />
Als Argument verwies er auf die unter<br />
irdisch verlaufenden Kabelstränge. Er<br />
räumte indes einen Teilwiederaufbau des<br />
Palais ein, bei dem eine kulturelle Nutzung<br />
aber grundsätzlich aus wirtschaftlichen<br />
Gründen ausgeschlossen wäre. Bei<br />
einer Wiedererrichtung des Palais forderte<br />
Pfaff eine mögliche zukünftige (exklusive)<br />
Nutzung als Hotel oder für den Einzelhandel<br />
im gehobenen Segment ein. Er<br />
erklärte schließlich, dass sich die Stadt im<br />
Gegenzug zur Rekonstruktion abweichend<br />
von ihrer Maßgabe, den Turm auf die ursprüngliche<br />
Höhe des abzubrechenden<br />
Fernemeldeturms von 70 m zu begrenzen,<br />
zur Genehmigung eines höheren Turms<br />
bereit erklären könne. Der Vorschlag des<br />
Investors im Stadtplanungsamt auf Entgegenkommen.<br />
Planungsdezernent Edwin<br />
Schwarz (CDU) zeigte sich verhandlungsbereit.<br />
Seiner Einschätzung nach „wäre der<br />
Bau eines höheren Turmes auch im Stadtparlament<br />
durchzusetzen, da kein Wohngebiet<br />
verschattet würde“. Im Hinblick auf<br />
eine mögliche Rekonstruktion äußerte<br />
sich der planungspolitische Sprecher der<br />
Bündnis 90/Grünen Stefan Majer dahingehend,<br />
„dass es keine Denkverbote gäbe“,<br />
seine Frak tion sich erst entscheiden werde,<br />
wenn die Ergebnisse des Wettbewerbs<br />
vorlägen (vgl. o. V.: Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung vom 22.03.2002).<br />
Aufgrund widersprüchlicher Aussagen verschiedener<br />
Gesprächspartner bleibt dabei<br />
unklar, wer der eigentliche Initiator des<br />
Rekonstruktionsprojekts war. Nach Aussagen<br />
des Stadtplanungsamtsleiters Dieter<br />
von Lüpke stamme die Anregung zur<br />
Rekonstruktion nicht vom Investor selber,<br />
sondern ging auf eine Idee des Stadtplanungsamtes<br />
zurück, die auch von Anfang<br />
an von ihm befürwortet und von ihm als<br />
Gedanke in der Vorbereitung des Architekturwettbewerbs<br />
mit einbracht wurde. Hier<br />
galt es, Überzeugungsarbeit gegenüber einer<br />
skeptisch eingestellten Architektenschaft<br />
zu leisten, „für die es sehr fremd war,<br />
das Gebäude in die Entwurfsüberlegungen<br />
mit einzubeziehen“. Die spätere Dynamik<br />
des Wettbewerbs überwand jedoch diese<br />
Skepsis (Lüpke 22.09.2009). Auch der Leiter<br />
der Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau,<br />
Matthias Arning (22.04.2009), geht<br />
davon aus, dass die ursprüngliche Idee aus<br />
dem Technischen Rathaus stamme. Der<br />
Architekturkritiker Bartetzko (24.09.2009)<br />
führt hingegen an, dass die Initiative vom