PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
199<br />
Der Nachkriegswiederaufbau folgte zwar<br />
im Wesentlichen dem alten Stadtgrundriss,<br />
da das Verkehrsnetz, die unterirdische Infrastruktur<br />
und Baudenkmäler wichtige<br />
Grundstrukturen für den Wiederaufbau<br />
herangezogen wurde, orientierte sich<br />
in seiner Architektur des gemäßigten modernen<br />
Städtebaus der 1950/1960er Jahre<br />
allerdings kaum an der Vorbebauung. Dabei<br />
wurde eher auf die Zweckmäßigkeit<br />
der Bauten und einer schnellen Umsetzung<br />
geachtet. Daher fand eine Auseinandersetzung<br />
mit der historischen Bausubshaus<br />
der Stadt Wesel – nach der Errichtung<br />
des ersten Rathauses mit der Stadternennung<br />
1241 und der Neuerrichtung 1389–<br />
1396 nach einem verheerenden Stadtbrand<br />
– wurden ab 1455 mit dem Bau begonnen<br />
und in den ersten ein bis zwei Jahren der<br />
Baukörper erstellt, die aufwendig verzierte,<br />
spätgotische Fassade im flämischen Stil<br />
wurde dann aufgrund der zeitintensiven<br />
Bildhauerarbeiten bis zum Ende des 15.<br />
Jahrhunderts fertig gestellt. Mit den Ende<br />
der baulichen Arbeiten des Gebäudes –<br />
nicht der Fassade – in den Jahren 1474 bzw.<br />
1476 konnte das Gebäude als Rathaus genutzt<br />
werden, so dass ab diesem Zeitraum<br />
der Bürgermeister und der Rat der Stadt<br />
Wesel sowie das Ortsgericht in den Räumlichkeiten<br />
residierte und von 1458 bis 1470<br />
der Hansedritteltag mit Abgesandten von<br />
wichtigen Hansestädten aus Westeuropa<br />
in Wesel tagte. (Rotthauwe 1975: 54 ff.;<br />
Deurer: 6 f.)<br />
Das Rathaus wurde bis 1945 durchgehend<br />
genutzt, allerdings mehrfach baulich verändert:<br />
1698 und 1740 wurden die Fassade<br />
verändert und ein zusätzliches Portal<br />
mit Freitreppen, Türmchen und Barockhaube<br />
eingefügt. Bis vor kurzem ging man<br />
noch davon aus, dass bei diesen Baumaßnahmen<br />
auch eine Erweiterung um eine<br />
Fensterbreite stattgefunden hat (Rotthauwe<br />
1972). Hiergegen sprechen aber neuere<br />
Erkenntnisse (Ewert-Kruse/Schröder<br />
28.9.2009). Im 19. Jahrhundert wurden<br />
die Rathausfassade zudem restauriert und<br />
dabei von den preußischen Restauratoren<br />
die in der Fassade befindlichen Heiligenfiguren<br />
durch weltliche Personen (Karl<br />
der Große, Rudolf von Habsburg, zwei<br />
Grafen und zwei Kurfürsten) ersetzt. Lediglich<br />
Willibrord, „Vater der Stadt, Patron<br />
der großen Stadtkirche und mit dieser<br />
Kirche Symbol der Stadt“ (Rotthauwe<br />
1972: 34), wurde erhalten. Zudem wurde<br />
die Rathausnutzung immer weiter auf die<br />
benachbarten Gebäude ausgeweitet, um<br />
Platz für die wachsende Stadtverwaltung<br />
zu finden.<br />
oder bestimmte Stadtviertel, sondern nahezu<br />
die gesamte Stadtfläche. Wesel gilt<br />
daher als die am stärksten zerstörte deutsche<br />
Stadt. Vom abgebrannten Rathaus<br />
blieben nur marginale Reste der Fassade<br />
und ein Teil des Unterbaus, die in eine in<br />
den 1990ern gebaute Tiefgarage integriert<br />
wurden. Die Trümmer – auch des Rathauses<br />
– wurden zu größten Teilen beseitigt<br />
oder für den Wiederaufbau als Baumaterial<br />
genutzt.<br />
Abbildung 16<br />
Das spätgotische Rathaus (ca. 1900)<br />
Zerstörung<br />
Die Stadt Wesel wurde in drei Bombenangriffen<br />
im Februar 1945 „over-bombed“<br />
(TIME Magazine) und nahezu vollständig<br />
zerstört. Im Gegensatz zu vielen Großstädten<br />
betraf dies nicht nur die Innenstadt<br />
Quelle: gemeinfrei