PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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6 Die aktuelle Fachdebatte – Tendenzen<br />
eines inter- und transdisziplinären<br />
Diskurses<br />
Im Folgenden soll der fachliche Diskurs<br />
über die ab zirka 1975 angelaufene postmoderne<br />
Rekonstruktionswelle untersucht<br />
werden. Dabei spielen die Einflüsse<br />
eine Rolle, die in den obigen Kapiteln untersucht<br />
worden sind – von der langen Tradition<br />
der wissenschaftlichen und praktischen<br />
Denkmalpflege bis hin zu den<br />
lokalen Debatten und ihrer überregionalen<br />
Reflexion. Ziel des Kapitels ist zu ermitteln,<br />
welche Rückwirkungen auf die fachliche<br />
Auseinandersetzung die Rekonstruktionswelle<br />
auslöste, ja, inwiefern sie überhaupt<br />
dazu beigetragen hat, mit den Wiederaufbauvorhaben<br />
ein Thema in die Denkmalpflegedebatte<br />
einzuspeisen, für das sich<br />
die Denkmalpflege-Profession schon begrifflich<br />
gar nicht als zuständig verstanden<br />
hat, mit dem sie sich aber schließlich<br />
aufgrund der „um sie herum“ stattfindenden<br />
Entwicklungen offenbar zunehmend<br />
intensiver auseinandersetzen musste. Die<br />
spät einsetzende ortsunabhängige Fachdebatte<br />
wird vor allem durch die Darstellung<br />
der Diskussion im Rahmen der drei<br />
folgenden Veranstaltung(sreih)en nachgezeichnet:<br />
• „Die Schleifung Zerstörung und Wiederaufbau<br />
historischer Bauten in Deutschland<br />
und Polen“ – Symposium im Kronprinzenpalais<br />
Berlin, Januar 2002“,<br />
• „Nachdenken über Denkmalschutz“<br />
– Symposienreihe der Projektgruppe<br />
„Nachdenken über Denkmalpflege“,<br />
sechs Teile zwischen 2001 und 2007, sowie<br />
• „Identität durch Rekonstruktion Positionen<br />
zum Wiederaufbau verlorener<br />
Bauten“ – Baukulturwerkstatt des<br />
BMVBS, 16. Oktober 2008 in Berlin.<br />
Anhand drei der aktuellsten Tagungen<br />
zum Thema soll untersucht werden, inwieweit<br />
in jüngster Zeit Veränderungen dieser<br />
Diskussion festgestellt werden können:<br />
• „Das Prinzip Rekonstruktion“ – Tagung<br />
an der ETH Zürich, 24./25. Januar 2008<br />
• „Rekonstruktivismus – was tun“ – Kasseler<br />
Architektur Zentrum (KAZimKuba),<br />
3. Juni 2009<br />
• „Rekonstruktion Dekonstruktion Konstruktion“<br />
– Workshop der AG Architektursoziologie<br />
am. 8./9. Mai 2009 in Bamberg.<br />
Letztere Veranstaltung zeigt dabei auch,<br />
dass es erst in jüngster Zeit zu einer vertieften<br />
Diskussion auch in anderen Disziplinen<br />
gekommen ist. Nur genannt werden<br />
soll hier auch die primär geschichtswissenschaftliche<br />
Tagung „Wiederaufbau<br />
der Städte: Europa seit 1945“, die vom 23.<br />
bis 25. September 2009 in Hamburg stattfand,<br />
sich allerdings im Wesentlichen dem<br />
Nachkriegswiederaufbau widmete und<br />
daher – sowie aus pragmatischen Gründen<br />
– hier allenfalls ausschnittsweise betrachtet<br />
werden soll. Daneben sollen allerdings<br />
auch die jüngsten Entwicklungen der Debatte<br />
um den Wiederaufbau des Berliner<br />
Stadtschlosses seit der Bekanntgabe des<br />
Wettbewerbsergebnisses am 28. November<br />
2008 betrachtet werden, da dies die<br />
wohl längste und am stärksten kontrovers<br />
geführte, gleichzeitig aber auch reflektierteste<br />
lokale Diskussion ist und die zumindest<br />
unterstellte nationale Bedeutung zu<br />
einer überregionalen Auseinandersetzung<br />
in der (Fach-)Presse führt.<br />
Für die Debatte zumindest der vergangenen<br />
rund zwanzig Jahre zeigt sich dabei<br />
aber auch, dass eine Analyse von übergreifenden<br />
Tendenzen, die sich unabhängig<br />
von diesen und weiteren Arenen innerhalb<br />
der Rekonstruktionsdebatte ergeben könnten,<br />
dadurch erschwert wird, dass sich die<br />
Debatte als deutlich diskontinuierlich darstellt<br />
und starke Wiederholungen aufweist.<br />
Dies ist zum einen mit ihrer starken Verbindung<br />
zu konkreten lokalen Wiederaufbauvorhaben,<br />
zum anderen mit ihrer Inter-<br />
und Transdisziplinarität zu erklären.<br />
So kann aus Anlass lokaler Diskussionen<br />
um neue Vorhaben und Rekonstruktionswünsche<br />
eine überlokale Fachdebatte entstehen<br />
und werden Erkenntnisse oder Diskussionsfortschritte,<br />
die sich innerhalb