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184 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

fang opponierten (vgl. Stötzner 28.8.2009).<br />

Zudem ist das Gebäude mit bestimmten<br />

Funktionen besetzt und wird nicht lediglich<br />

die Rekonstruktion einer baulichen<br />

Hülle gefordert. Dabei erscheint der Verein<br />

als eine Art Sammelbecken unterschiedlicher<br />

Auffassungen und Zielsetzungen (vgl.<br />

Heymann 26.8.2009). So wurde weder in<br />

der Satzung noch an irgendeinem anderen<br />

Punkt jemals ein interner Konsens darüber<br />

erzielt, ob ein (möglichst) originalgetreuer<br />

Wiederaufbau angestrebt wird<br />

oder nicht. Zwar gab es einmal ein entsprechendes<br />

Ergebnis einer Mitgliederversammlung<br />

(Stötzner 28.8.2009) und wurde<br />

Gormsen (10.9.2009, vgl. 30.3.2003. Koch/<br />

Koch 2006: 64–66) von Blobel öffentlich<br />

heftig angegangen, als er die Möglichkeit<br />

eines erinnernden Baus ansprach, doch<br />

wurde dies letztlich in öffentlichen Verlautbarungen<br />

stets offen gehalten. Auch<br />

die Bedeutung der Nutzung wird unterschiedlich<br />

bewertet. Während zu Beginn<br />

die architektonische Aufgabe im Vordergrund<br />

stand und sich der Verein sogar dagegen<br />

verwahrte ein „Kirchenbauverein“<br />

zu sein (vgl. Stötzner 28.8.2009), hat<br />

sich Im weiteren Debattenverlauf gezeigt,<br />

wie wesentlich für zumindest für einige<br />

Vereinsmitglieder die Nutzung als Kirche<br />

ist. Entsprechend kann neben dem<br />

Wunsch, das Gebäude wiederaufzubauen,<br />

für einige Rekonstruktionsbefürworter<br />

auch von einer religiös motivierten Absicht<br />

ausgegangen werden, die in der stark<br />

säkularisierten Stadt Leipzig zum Teil als<br />

missionarisch kritisiert wurde (vgl. den<br />

Chistianisierungsvorwurf von Weiss; Koch/<br />

Koch 2006: 12, Schroth/Tesch 26.8.2009).<br />

Ein weiterer insgesamt wichtiger, zumindest<br />

für einen Teil des Vereins elementarer<br />

Grund lag von vorneherein darin, „an<br />

den Widerstand dagegen und an die Opfer<br />

zu erinnern“, wie es mittlerweile in der<br />

Satzung des 2006 gegründeten Verein Pro<br />

Universitätskirche e.V. heißt. Die Forderung<br />

nach einer öffentlichen Erinnerung<br />

der häufig persönlichen Erinnerung der<br />

Fordernden führt zudem zu einer Sichtweise,<br />

in der die Rekonstruktion als eine –<br />

tatsächlich in offensichtlicher Unkenntnis<br />

der üblichen Wortverwendung auch so bezeichnete<br />

– „Wiedergutmachung“ des „auf<br />

Betreiben der Universität und auf Geheiß<br />

der SED begangenen Willkürakt[s]“ – mög­<br />

licherweise aber auch des persönlich erlittenen<br />

Unrechts – erscheint.<br />

Innere Struktur der Bürgerinitiative/<br />

Zusammenarbeit<br />

Die Bürgerinitiative ist seit 1992 als eingetragener<br />

und als gemeinnützig anerkannter<br />

Verein organisiert und besitzt auch<br />

eine typische Vereinsstruktur und Vereinsmentalität.<br />

Der siebenköpfige Vorstand<br />

wird für die Dauer von zwei Jahren durch<br />

die Mitgliederversammlung gewählt und<br />

führt die Geschäfte des Vereins selbstständig<br />

und vertritt ihn nach außen, wobei er<br />

lediglich an die Satzung und Beschlüsse<br />

der Mitgliederversammlung gebunden ist.<br />

(www.paulinerverein.de) Durch die bereits<br />

beschriebene Beschreibung von Aufgaben<br />

und Zielen kommt ihm dabei ein deutlicher<br />

Interpretationsfreiraum zu.<br />

Über einen wesentlichen Zeitraum hat<br />

der Verein seine Ziele in gemäßigtem Stil<br />

und Tempo, aber mit auch mit hoher Stabilität<br />

verfolgt. Dies änderte sich wesentlich<br />

mit dem Einstieg Günter Blobels und<br />

insbesondere seiner Wahl zum Vorsitzenden<br />

Anfang 2002. Wohl auch bedingt<br />

durch seinen auswärtigen Wohnsitz und<br />

Tätigkeit in New York hatte er mit den gemächlichen<br />

Vereinsprozeduren wenig im<br />

Sinn und führte und repräsentierte den<br />

Verein eigenmächtig und wenig umsichtig<br />

hinsichtlich der Befindlichkeiten des<br />

Vorstands, von Mitgliedern und gesellschaftlichen<br />

Partnern einschließlich der<br />

Staatsregierung. Zudem mangelte es ihm<br />

an Sachkenntnis und Wissen um Personen<br />

und Befindlichkeiten in Leipzig (vgl.<br />

auch Gormsen 10.9.2009). Dennoch wurde<br />

er von den Vereinsmitgliedern positiv als<br />

Hoffnungsträger aufgenommen, hatte der<br />

Verein doch zuvor „kein Bein auf die Erde“<br />

(vgl. insg. Stötzner 28.8.2009) bekommen.<br />

Durch ihn wuchsen auch die Mitgliedszahlen<br />

sprunghaft an und stiegen von<br />

rund 350 auf über 400 (z. Zt. auch bedingt<br />

durch Sterbefälle nur noch circa 320). Um<br />

in Leipzig handlungsfähig zu sein, benötigte<br />

er die Unterstützung seiner Stellvertreterin<br />

und Vertrauten Jutta Schrödl, die<br />

u. a. auch zwischen 2003 und 2004 als beratendes<br />

Mitglied den Verein im zweiten<br />

Wettbewerb vertrat und hier für den Eklat<br />

durch die Veröffentlichung von Wettbewerbsbeiträgen<br />

sorgte. Zudem war sie

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