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230 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
liche Attraktion“ geschaffen werde. Die<br />
hohe bauliche Verdichtung könne als<br />
eine Kompensation für die Rekonstruktion<br />
hingenommen werden (vgl. Stadt<br />
Frankfurt am Main 2003: Wortprotokoll<br />
zur 26. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung<br />
am 18.09.2003)<br />
• Auch Stefan Majer (Grüne) betonte in<br />
der Debatte die städtebaulichen Synergieeffekte,<br />
verwies aber auf die „Die Mischung<br />
aus einer hochmodernen Architektur<br />
und der Ergänzung der Thurn und<br />
Taxis-Portalbauten durch eine Rekonstruktion<br />
des Thurn und Taxis-Palais verspricht<br />
in der Tat eine spannungsvolle<br />
Kombination zu werden, die viele Menschen<br />
in dieser Stadt sicher spannend<br />
finden werden und auch einen Reiz in<br />
der Innenstadt ausmachen wird“ (vgl.<br />
Stadt Frankfurt am Main 2005: Wortprotokoll<br />
zur 43. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung)<br />
• In der Begründung des Bebauungsplans<br />
findet sich anknüpfend an Majer als entsprechender<br />
Passus: Es „[…] entsteht ein<br />
spannungsvoller Kontrast zwischen dem<br />
Palais, […] und dem geplanten Hochhausensemble<br />
als Kulisse – ein Kontrast<br />
zwischen „traditioneller“ und „moderner“<br />
Stadt, der für die Frankfurter Innenstadt<br />
kennzeichnend ist und sie gegenüber<br />
anderen Standorten abhebt (vgl.<br />
Stadt Frankfurt am Main 2004: 18)<br />
• Der Wiederaufbau des Gebäudes wäre<br />
eine „Bereicherung für die Stadt“ (Klaus<br />
Oesterling – SPD) (vgl. Stadt Frankfurt<br />
am Main 2005: Wortprotokoll zur 43.<br />
Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung)<br />
• Jochen Heumann (CDU) positionierte<br />
sich mehrfach zum Thema Wiederaufbau:<br />
Neben dem Einkaufszentrum entstehe<br />
mit einem Wiederaufbau ein Gebäude,<br />
das aufgrund seiner Vornutzung<br />
als Bundespalais die erhebliche Bedeutung<br />
der Geschichte Frankfurts und<br />
Deutschlands symbolisiere. Es spiegele<br />
in dieser Eigenschaft einen wichtigen<br />
Schauplatz deutscher Geschichte<br />
und deutscher Politik des 19. Jahrhunderts<br />
wider und sei bisher zu wenig im<br />
Bewusstsein der Frankfurter vorhanden.<br />
Ebenso könne nach der Zerstörung im<br />
Zweiten Weltkrieg durch den originalgetreuen<br />
Wiederaufbau den Frankfurtern<br />
und den Deutschen ein repräsentatives<br />
Bauwerk zurückgegeben werden (vgl.<br />
Stadt Frankfurt am Main 2003: Wortprotokoll<br />
zur 26. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung<br />
am 18.09.2003;<br />
vgl. Stadt Frankfurt am Main 2005:<br />
Wortprotokoll zur 43. Plenarsitzung der<br />
Stadtverordnetenversammlung)<br />
• Als weitere Pro-Argumente führt Heumann<br />
den Faktor der Identität im Kontext<br />
mit früheren Frankfurter Wiederaufbauvorhaben<br />
an, die im folgenden<br />
Statement zum Ausdruck kommen: „Gerade<br />
in einer Stadt wie Frankfurt, die<br />
wenige repräsentative Bauten hat, ist der<br />
Bürger auf das wenige alte Repräsentative,<br />
das er hat, stolz. Wir sehen das bei<br />
der Alten Oper und auch bei der Ostzeile<br />
des Römerberges, die nicht alt aber historisierend<br />
aufgebaut sind. Ich sage Ihnen<br />
schon heute, zukünftig wird das<br />
vorgesehene Thurn und Taxissche-Palais<br />
ein dritter Punkt sein (vgl. Aussagen<br />
Heumann, in: Wortprotokoll zur 26. Sitzung<br />
der STVV am 18.09.2003)<br />
• Bartetzko (24.09.2009) plädierte zunächst<br />
vehement für die Erhaltung des<br />
aus seiner Sicht einzigartigen Gesamtensembles<br />
aus den 1950er Jahren mit<br />
den denkmalgeschützten Torbauten und<br />
den angrenzenden Gebäuden. Die als<br />
Paketschalterhalle wieder errichteten<br />
Seitenflügel folgten in Umriss und Höhe<br />
dem Originalbau. In Gliederung, Grundriss<br />
und Material (Rotsandstein) das<br />
alte Bauwerk zitierend, knüpfte dieses<br />
an das Erscheinungsbild des alten Palais<br />
an und symbolisierte damit eine aus<br />
seiner Sicht typische, qualitätsvolle Wiederaufbaumoderne.<br />
Die Bauten standen<br />
in enger Verbindung mit dem Fernmeldehochhaus,<br />
das seinerzeit als eines der<br />
größten Hochhäuser Deutschlands und<br />
Wahrzeichen Frankfurts ebenfalls die<br />
Ära des Aufbruchs in die Moderne symbolisierte.<br />
Die Grundhaltung der ersten<br />
Wiederaufbauphase der 1950er Jahre war<br />
geprägt von der Ehrfurcht und der Anbetung<br />
vor dem Original und folgte dem<br />
Authentizitätsglauben im Sinne Dehios.<br />
Frankfurt drückte damit unbewusst<br />
den Widerwillen aus gegen Verklärung<br />
des Originals in übersteigerter Form aus.<br />
Der Abbruch des „einzigen Schlosses der<br />
Moderne“ würde daher einen schwerwiegenden<br />
Verlust in der Baulandschaft