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Fallstudien<br />

167<br />

Das Land finanziert den Gesamtumbau<br />

des Innenstadtcampus bestehend aus<br />

vier Bauabschnitten mit einem Gesamtbauvolumen<br />

von mittlerweile 170 Millionen<br />

Euro (LVZ 10.7.2008), in denen auch<br />

der Bau des Paulinums enthalten ist. Dies<br />

ist insofern nicht unwichtig, als ein wesentliches<br />

Argument von Gegnern sowohl<br />

des Wiederaufbaus als auch einer deutlich<br />

kirchlich geprägten Nutzung, aber<br />

auch der Kulturstaatsminister Rösler (vgl.<br />

Stötzner 28.8.2009) die Trennung von Kirche<br />

und Staat als wesentliches konstitutiodings<br />

in Leipzig nicht nur positiv wahrgenommen<br />

worden (Richter 2009, vgl. Heymann<br />

26.8.2009), und selbst prinzipielle<br />

Unterstützer der Vereinsziele kritisieren,<br />

dass er – und mit ihm der Verein – verkannt<br />

habe, dass die Paulinerkirche zwar<br />

erhebliche lokale, aber eben nicht die vergleichbare<br />

kulturhistorische oder symbolische<br />

Bedeutung im In- und Ausland<br />

habe (Gormsen 10.9.2009). Die Medien allerdings<br />

reagierten positiv auf Blobel, und<br />

dadurch stiegen auch die Popularität des<br />

Vorhabens und die Mitgliedszahlen des<br />

Vereins.<br />

Mit dem Ausstieg Blobels und den zunehmenden<br />

internen Kontroversen nahm das<br />

öffentliche Bild des Vereins Schaden. In Erinnerung<br />

vieler Bürger geblieben sei etwa<br />

die LVZ-Überschrift „Pauliner streiten<br />

sich mal wieder“ (LVZ 2.6.2005), so Stötzner<br />

(28.8.2009). Zudem setzte sich auch in<br />

der Presse das positive Ansehen des Entwurfs<br />

von van Egeraat fest. Zumindest in<br />

der Bild-Zeitung führt dies zudem zu einer<br />

zum Teil scharfen Auseinandersetzung<br />

mit Veränderungen an dessen ursprünglichen<br />

Vorstellungen – insbesondere die<br />

Glaswand sorgte hier noch einmal für große<br />

Überschriften. Insbesondere Schroth/<br />

Tesch (26.8.2009) berichten, dass dahingegen<br />

die LVZ seit der Einigung unter Harms<br />

„brav“ sei und stattdessen in Vorbereitung<br />

auf das Jubiläum fast ausschließlich positiv<br />

über die Universität berichte, um deren<br />

Ansehen nicht zu schädigen.<br />

Rolle übergeordneter staatlicher Ebenen<br />

Als Bauherr und Eigentümer des bauausführenden<br />

Unternehmens (SIB) war der<br />

Freistaat Sachsen maßgeblich an der Debatte<br />

und dem Wiederaufbauvorhaben selber<br />

beteiligt. Von besonderer Bedeutung<br />

ist, dass die Universität als Landesinstitution<br />

trotz der Hochschulautonomie auch<br />

über das Bauvorhaben hinaus in seiner<br />

Mittelausstattung und sonstigen Entwicklung<br />

in Abhängigkeit vom Land steht und<br />

parallel zur Diskussion um die Paulinerkirche<br />

auch weitere Konflikte bestanden.<br />

So ging es neben der Neuausrichtung ihres<br />

Profils nach der politischen Wende (Heymann<br />

26.8.2009, Schroth/Tesch 26.8.2009,<br />

vgl. Wolff 10.9.2009) auch um eine unterschiedliche<br />

Ausrichtung des Vertrags zur<br />

deutschen Einheit darüber, ob die univer­<br />

sitär genutzten Grundstücke Eigentum des<br />

Freistaats oder der Universität seien. In einem<br />

Vergleich wurden der Universität die<br />

Flächen innerhalb des Innenstadtrings zugesprochen,<br />

zu denen vor allem auch der<br />

Campus am Augustusplatz zählt – das Universitätshochhaus<br />

als die wohl wertvollste<br />

Immobilie war zu diesem Zeitpunkt allerdings<br />

bereits durch das Land veräußert<br />

worden. Innerhalb des Protokolls zum Vergleich<br />

sicherte das Land zudem die Unterstützung<br />

der Hochschule bei deren Neubauplänen<br />

zu, eine Zusage, die seitens der<br />

Universitätsleitung Anfang 2002 als gebrochen<br />

angesehen wurde, als das Land sich<br />

für einen Wiederaufbau aussprach. Dieses<br />

„treuwidrige Verhalten“ (Häuser 10.9.2009)<br />

führte nicht nur zum Rücktritt des Rektorats,<br />

sondern auch zum Kompromiss eines<br />

weiteren qualifizierenden Wettbewerbsverfahrens<br />

und damit letztlich zu dem<br />

nun gebauten und veränderten Entwurf<br />

van Egeraats. Schließlich spielten Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

des Finanzministeriums<br />

trotz der durch die Auswahl<br />

Egeraats enorm gesteigerten Kosten<br />

(vgl. Quester 25.8.2009) und auch die sonstigen<br />

Vorstellungen der Landesregierung<br />

eine wesentliche Rolle bei der Überarbeitung<br />

der Pläne. Heymann (26.8.2009) geht<br />

davon aus, dass diese bedeutende Rolle<br />

des Freistaates in der Leipziger Bevölkerung<br />

auch verstanden worden und daher<br />

die Auswirkungen für das politische Klima<br />

in Leipzig begrenzt geblieben seien. Weiterhin<br />

unklar ist trotz erheblicher Hinweise<br />

in diese Richtung (Stötzner 28.8.2009,<br />

Gormsen 10.9.2009, Häuser 10.9.2009), inwieweit<br />

die Vertreter des Freistaates innerhalb<br />

der Wettbewerbsjury zur vorzeitigen<br />

Veröffentlichung der Beiträge durch<br />

die Vertreterin des Paulinervereins beigetragen<br />

haben.

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