PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
232 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
rekonstruierenden Gebäude vordergründig<br />
ein Schmückstück, das als Solitär freistehen<br />
müsse (Lüpke 22.09.2009).<br />
Während der Diskussion um den Wiederaufbau<br />
sind Architekten bzw. ihre verfassten<br />
Vereine und Verbände blieben<br />
vielschichtige, kritische Äußerungen aus.<br />
Lediglich eine Stellungnahme der Frankfurter<br />
BDA-Gruppe ist bisher bekannt. In<br />
einem im März 2009 in der Frankfurter<br />
Neuen Presse erschienenen Interview äußert<br />
sich der Vorsitzende der BDA-Gruppe,<br />
Hans-Ulrich von Mende, zur vermehrten<br />
Bauaktivität und die damit im Zusammenhang<br />
stehenden aktuellen Bauvorhaben<br />
in der Stadt Frankfurt. Im Kontext mit<br />
dem Wiederaufbau bemängelt von Mende,<br />
der „ohnehin kein genereller Befürworter<br />
von Rekonstruktionen sei“, die erhebliche<br />
Abweichung zum Original im Hinblick<br />
auf die veränderte Grundrisssituation, das<br />
verwendete Material und die Ausgestaltung<br />
der Fassade. Von Mende mahnt an,<br />
dass die Rekonstruktion nicht als Vorbild<br />
für den Wiederaufbau der Altstadt zwischen<br />
Dom und Römerberg gelten könne<br />
(vgl. Murr 2009).<br />
Bedeutung von Identifikation und<br />
Vermarktung<br />
Der Faktor der Identifikation, der untrennbar<br />
mit geschichtlichen Aspekten, ästhetischen<br />
Gesichtpunkten und einem gewissen<br />
Emotionalisierungsgrad verknüpft<br />
ist, ist ein zentrales Thema innerhalb der<br />
Wiederaufbaudebatte. Dabei sind die hervorgebrachten<br />
Argumente der Akteursgruppen<br />
zu differenzieren, die das Thema<br />
entsprechend ihrer spezifischen Sichtweise<br />
interpretierten und in den Prozess<br />
eingebracht haben. Auf die geringe Bedeutung<br />
innerhalb der Frankfurter Bevölkerung<br />
wurde bereits im Punkt 1.2. näher<br />
eingegangen. Aus diesem ging hervor,<br />
dass die Identifikation mit dem Gebäude<br />
aus unterschiedlichen Gründen zu Anfang<br />
des Prozesses keine Rolle gespielt hat, im<br />
Vergleich dazu frühere wie auch aktuelle<br />
Frankfurter Wiederaufbauvorhaben hingegen<br />
mit einem höheren Identifikationsund<br />
Emotionalitätsgrad belegt sind, da sie<br />
das Bild der alten Stadt vermitteln. In diesem<br />
Abschnitt soll näher auf die Rolle des<br />
Investors und der Lokalpolitik eingegangen<br />
werden, die sich den Identitätsfaktor<br />
rekonstruierter Gebäude zu Eigen machen<br />
und diesen mit entsprechenden Strategien<br />
vorantreiben.<br />
Beim Wiederaufbau des Thurn-und-Taxis-Palais<br />
spielt der Aspekt der Rekonstruktion<br />
eines historischen, „identitätsstiftenden“,<br />
Gebäudes in Verbindung mit der<br />
Vermarktungsstrategie des Investors als<br />
„exklusive“, repräsentative Einkaufsmall<br />
eine erhebliche Rolle. Lüpke (22.09.2009)<br />
geht von Synergieeffekte aus, die sich sowohl<br />
für den Betreiber des Gebäudes wie<br />
auch für die Stadt Frankfurt selber ergeben.<br />
In der Äußerung des Geschäftsführers<br />
der MAB Michael Flesch findet diese<br />
Vermutung kurz vor der Eröffnung des<br />
„MyZeil“ ihre Entsprechung. „Der detailgetreue<br />
Wiederaufbau ergänzt die Absichten<br />
der Stadt, die historische Identität der<br />
Mainmetropole zu stärken“, so Flesch (vgl.<br />
MAB GmbH/PalaisQuartier GmbH 2008:<br />
Thurn- und Taxis-Palais). Bartetzko (2002)<br />
kommentierte zynisch die Sehnsucht und<br />
Gier nach historischen Gebäuden und den<br />
oben beschriebenen Zusammenhang mit<br />
den Worten: „In diese Lücke springen, Kalkulatoren<br />
und Seelenkundige in Einem,<br />
Investoren. Ihnen ist die handelskundige<br />
Stadt, gequält von Denkmalsbulemie,<br />
freudig zu Willen. Ihr schönster Lohn: Das<br />
Thurn-und-Taxis-Palais, nicht zum Anfassen,<br />
aber wenigstens zum Schauen.“.<br />
Die Erkenntnis des anfänglich skeptischen<br />
Investors, die Rekonstruktion im Rahmen<br />
einer gezielten Vermarktungsstrategie<br />
in das Gesamtbauprojekt mit einzubinden,<br />
um potenzielle Vermieter und<br />
Kunden zu gewinnen, lässt sich an mehreren<br />
Punkten deutlich ablesen. Das bis<br />
2008 betitelte Bauprojekt „Frankfurt Hoch<br />
Vier“ in Anlehnung an die Merkmale „Einkaufen,<br />
Entspannen, Genießen und Arbeiten“<br />
und die in die Höhe strebenden<br />
Gebäude wurde nach der Namensänderung<br />
in „PalaisQuartier“ umbenannt, das<br />
nun in Anlehnung an die Integration des<br />
rekonstruierten Gebäudes das Gesamtprojekt<br />
repräsentiert (vgl. hierzu MAB<br />
Development Deutschland GmbH/Palais<br />
Quartier GmbH & Co. KG 2008: Aus FrankfurtHochVier<br />
wird das PalaisQuartier; o. V.<br />
2005: Angekommen im 21. Jahrhundert).<br />
Als Identitätsstiftend im Sinne des Investors<br />
dienen die positiven Aspekte, mit denen<br />
das Gebäude belegt wird und die über