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Fallstudien<br />

227<br />

merksamkeit erlangte vor allem der Beginn<br />

des Planungsprozesses um das ehemalige<br />

Telekomareal mit dem städtebaulichen<br />

Vertrag, dem Gutachterverfahren von 2002<br />

sowie die Planung- und Bauphase des Gesamtkomplexes<br />

ohne wertende, kritische<br />

Stellungnahmen der beiden genannten<br />

Zeitungen. Im diesem Rahmen wurde<br />

über die Rekonstruktion des Thurn-und-<br />

Taxis-Palais meist in einem Atemzug mit<br />

dem Großbauprojekt überwiegend positiv<br />

berichtet und das in die Gesamtplanungen<br />

eingebettete Projekt zur Standortentwicklung<br />

der Innenstadt begrüßt. Zwar wurde<br />

das Bauwerk eher als Randnotiz behandelt,<br />

aber als solches nie in Frage gestellt.<br />

Ebenso wenig wurde über die Rekonstruktionsdebatte<br />

in den Medien kritisch berichtet,<br />

die genügend Konfliktpotenzial<br />

geboten hätte, wie etwa die sich trotz Konsenslösung<br />

zum Wiederaufbau abzeichnenden<br />

Interessenskonflikte zwischen der<br />

Stadtpolitik und dem Investor, die zu einer<br />

extrem hohen baulichen Verdichtung<br />

auf dem Gelände geführt haben. Das bedeutet<br />

aber auch, dass in der Presse zu Beginn<br />

des Prozesses eindeutige Positionierungen<br />

der Wiederaufbaubefürworter und<br />

-gegner (bis auf wenige Einzelpersonen) im<br />

Hinblick auf das Thema Rekonstruktion<br />

wie auch im Hinblick auf das Palais ausgeblieben<br />

sind. Mit zunehmenden Planungen<br />

avancierte das Wiederaufbauvorhaben<br />

aufgrund der Synergieeffekte mit dem<br />

Projekt „PalaisQuartier“ gleichermaßen zu<br />

einem Prestige- und Erfolgsprojekt des Investorenkonsortiums<br />

wie auch der CDU-<br />

Rathausspitze und den Stadtverordneten<br />

der CDU und wurde anschließend als solches<br />

auch so in der Presse– sicherlich als<br />

Bestandteil einer medialen Strategie – proklamiert.<br />

Heftige Kontroversen innerhalb<br />

der Medien wurden aber erst mit der Namensgebung<br />

und Eröffnung des Shopping<br />

Centers „MyZeil“ im Februar 2009 ausgelöst,<br />

in der sich vor allem die Frankfurter<br />

Rundschau in zahlreichen Presseartikeln<br />

zum Großprojekt kritisch äußerte. Die mediale<br />

Aufmerksamkeit, die sich auf das<br />

spektakuläre Architekturprojekt richtete,<br />

stellte das Wiederaufbauvorhaben in den<br />

Schatten. Inzwischen ist es in der Berichterstattung<br />

um das Palais nach der Enthüllung<br />

der Außenfassade im Frühjahr 2009<br />

sehr ruhig geworden.<br />

Eine Ausnahme bildet der Architekturkritiker<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,<br />

Dieter Bartetzko, der sich deutlich<br />

zunächst für den Erhalt des Ensembles der<br />

Nachkriegsmoderne und später für eine<br />

originalgetreue Rekonstruktion aussprach.<br />

Bartetzko selber gibt an, dass dieser Umschwung<br />

sich im Laufe des Prozesses nach<br />

der Diskussion mit Fachleuten herausgestellt<br />

hat (Bartetzko 24.09.2009). Seine differenzierte<br />

und kritische Haltung „mit Liebe<br />

zum Detail“ hat sich kontinuierlich in<br />

Berichterstattung niedergeschlagen.<br />

Rolle übergeordneter staatlicher Ebenen<br />

In dem untersuchten Fallbeispiel des<br />

Thurn-und-Taxis-Palais ist vor allem die<br />

Beteiligung des Landesamts für Denkmalpflege<br />

Hessen im Rahmen der Fachplanung<br />

für den Wiederaufbau für die unter<br />

Denkmalschutz stehenden Gebäudeteile<br />

bekannt. Dem Landesamt und dem nach<br />

geordnetem Denkmalamt fiel hier eine Art<br />

„unglückliche“ Vermittler- und Beraterrolle<br />

zwischen den anderen am Prozess beteiligten<br />

Akteuren zu (Lüpke 22.09.2009).<br />

Einerseits fühlte sich die Denkmalpflege<br />

nur den unter Denkmalschutz stehenden<br />

Torhäuser gegenüber verpflichtet,<br />

für die sie nach eigenen Aussagen<br />

auch „kämpfte“ (Mohr 23.09.2009), andererseits<br />

stand sie den restlichen Akteursgruppen<br />

(Investor/Bauherr/Architekten)<br />

aber auch bei der Neuplanung des Gebäudes<br />

beratend zur Seite. Entsprechende Regelungen<br />

dafür waren im städtebaulichen<br />

Vertrag vereinbart worden. Die als marginal<br />

zu bezeichnende Wirkungsintensität<br />

der im städtebaulichen Vertrag getroffenen<br />

Vereinbarungen über die Beachtung<br />

denkmalpflegerischer Aspekte zog negative<br />

Auswirkungen nach sich. Letztendlich<br />

fungierte die Denkmalpflege damit „als<br />

Berater in einem Gebäude, das nicht unter<br />

Denkmalschutz steht“ (Lüpke 22.09.2009)<br />

und hat deswegen Abweichungen zugestanden.<br />

Das Landesamt für Denkmalpflege um<br />

den Landeskonservator Christoph Mohr<br />

zog sich auf die Position zurück, dass sie<br />

bei der geplanten Rekonstruktion nur bei<br />

den ohnehin schon unter Denkmalschutz<br />

stehenden originalen, archäologischen<br />

Resten der zweigeschossigen Barockpavillons<br />

und der Toranlage zuständig sei, nicht

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