PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Grundlagen für eine Qualifizierung der Debatten über „Identität durch Rekonstruktion“<br />
295<br />
• Mediale Akzentuierung: Nur wenige, besondere<br />
Meilensteine der (zeitgenössischen)<br />
Architektur erfahren über die<br />
Fachkreise hinaus Anerkennung. Gesellschaftliche<br />
Akzeptanz erfahren die Gebäude<br />
zumeist über die Qualitäten der<br />
Nutzung oder mediale Strategien der<br />
Vermarktung, die die architektonischen<br />
Qualitäten zentrieren und Besucher anziehen<br />
(Bilbao-Effekt) (vgl. Hauser 2007:<br />
33 f., 37 f.; Sigel 2006: 29). Exemplarisch<br />
ist auf den mit dem Deutschen Architekturpreis<br />
ausgezeichneten Wissenschaftspark<br />
Gelsenkirchen, das für die<br />
Konstruktion gerühmte Thyssen-Haus<br />
in Düsseldorf und das Universitätsklinikum<br />
Aachen hinzuweisen, das in der architektonischen<br />
Struktur an das Centre<br />
Pompidou erinnert und seit 2008 unter<br />
Denkmalschutz steht. Auch der UFA-<br />
Kristallpalast (Dresden), der Stuttgarter<br />
Fernsehturm und der Hundertwasser-<br />
Bahnhof (Uelzen) sind Beispiele medialer<br />
Akzentuierungen.<br />
• Populäre Architektur: Manche Gebäude<br />
erlangen aufgrund der Gestaltung oder<br />
architektonischer Besonderheiten zu einer<br />
breiten Akzeptanz, die über Fachkreise<br />
hinausgeht. Ein Beispiel sind die<br />
Gebäude am Düsseldorfer Medienhafen<br />
von Frank Gehry – auch als Gehry-Bauten<br />
bezeichnet. Einerseits ist die enge<br />
Bedeutungsverknüpfung mit dem renommierten<br />
Schaffer offensichtlich, andererseits<br />
erfahren die Gebäude aber<br />
auch darüber hinaus Annerkennungen<br />
und ziehen eine Vielzahl von Bewunderern<br />
an, wie auch das Colorium in Düsseldorf,<br />
die Gläserne Manufaktur in<br />
Dresden und das Umweltbundesamt in<br />
Dessau-Roßlau.<br />
Repräsentation<br />
Firmensitze und auch Botschaftsgebäude<br />
dienen oftmals der materiellen Institutionalisierung<br />
und als Symbol für Macht und<br />
Erfolg. Die architektonische Formensprache<br />
und Dimensionierung wird neben architektonischen<br />
Merkmalen wie Authentizität,<br />
Ästhetik, Dynamik und Nachhaltigkeit zur<br />
Ausformung einer Repräsentationssymbolik<br />
eingesetzt (vgl. Hauser 2007: 37). Grundlage<br />
der Identitätsbildung ist hierbei die direkte<br />
persönliche Ansprache. Exemplarisch<br />
für die identitätsstiftende Wirkung von Fir<br />
mensitzen anzuführen sind der RWE-Turm<br />
in Essen und der Hauptsitz der NORD/LB<br />
in Hannover, als Beispiel für Botschaftsgebäude<br />
die Botschaften der Nordischen Länder<br />
in Berlin.<br />
Pilgerstätten<br />
Hierbei handelt es sich um Gebäude oder<br />
Ensembles, die hauptsächlich durch die<br />
Nutzung und weniger durch die Architektur<br />
ein breites Publikum anziehen und<br />
von überregionaler Bedeutung sind (vgl.<br />
Sigel 2006: 19):<br />
• Überregionaler Magnet: Die funktionale<br />
Verwendung, etwa als kulturelles oder<br />
gesellschaftliches Zentrum, führt zu einer<br />
hohen Bedeutsamkeit der Einrichtungen<br />
mit überregionaler Strahlkraft,<br />
wie etwa der Bundeskunsthalle (Bonn)<br />
und der BMW Welt (München). Ebenfalls<br />
zu nennen ist die Allianz Arena in München,<br />
die neben der architektonischen<br />
Inszenierung speziell als Heimspielstätte<br />
des FC Bayern München Berühmtheit<br />
erlangt. Überregionale Strahlkraft<br />
ist bspw. ebenfalls der Berliner Philharmonie,<br />
dem Kalkbergstadion in Bad Segeberg<br />
und dem Olympiapark München<br />
zuzusprechen.<br />
• Touristische Sehenswürdigkeit: Sie erlangen<br />
offenbar bei Besuchern oder zumindest<br />
in der „veröffentlichten Meinung“<br />
zu einer Stadt Anerkennung. Dies kann<br />
unterschiedliche Hintergründe haben,<br />
etwa wegen der wahrzeichenhaften Bedeutung,<br />
wie an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />
in Berlin festzustellen.<br />
Auch der Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen<br />
und das Theater im Hafen in Hamburg<br />
sind dieser Rubrik zuzuordnen,<br />
weil sie als besondere Merkwürdigkeit<br />
einer Stadt gelten oder weil sie eine besondere<br />
Nutzung beherbergen. Weitere<br />
Beispiele stellen die Wuppertaler Schwebebahn,<br />
der Potsdamer Platz (Berlin)<br />
und die Seebühne in Bregenz.<br />
Landmarken<br />
Eine topografisch exponierte Lage und alles<br />
überragende Dimensionierung fördert<br />
die Bündelung von Faszination und persönlicher<br />
Ansprache, wie der Heinrich-<br />
Hertz-Turm (Telemichel) in Hamburg, der<br />
Fernmeldeturm Nürnberg und der Stuttgarter<br />
Fernsehturm zeigen. Als Orientierungs