30.01.2015 Aufrufe

PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen

PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen

PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

Neben diesen bürgerschaftlich organisierten<br />

Wiederaufbauvorhaben, die ihre<br />

Vorläufer bereits in der direkten Nachkriegszeit<br />

haben (etwa bei der Münchener<br />

Sankt-Peter-Kirche) sind es vor allem umfassende<br />

und dadurch lang andauernde<br />

Rekonstruktionen von in der Regel teilzerstörten<br />

Baudenkmalen, die in dieser Zeit<br />

stattfinden. Ein Beispiel ist hier die Würzburger<br />

Residenz, deren Sicherung noch<br />

vor Kriegsende durch die Amerikaner begonnen<br />

wurde, deren endgültige Wiederherstellung<br />

allerdings erst 1987 beendet<br />

war und zum Teil von Maßnahmen der Instandhaltung<br />

überlagert wurde. Solche<br />

Vorhaben fanden in der Regel mit Billigung<br />

und Mitwirkung zumindest der lokaund<br />

12. Jahrhunderts rekonstruiert, nachdem<br />

ein Wettbewerb keine befriedigenden<br />

Ergebnisse erbracht hatte.<br />

3.24 Internationalisierung der<br />

Denkmalpflege und Wiederaufbau<br />

als Dauerzustand<br />

Der akute Nachkriegswiederaufbau war in<br />

der Bundesrepublik wie auch den meisten<br />

übrigen westeuropäischen Ländern bereits<br />

Ende der 1950er Jahre für die Wohnquartiere<br />

und Stadtzentren sowie bereits<br />

zuvor für Industriebetriebe und Infrastruktur<br />

weitgehend abgeschlossen. Dies<br />

galt allerdings nur bedingt für diejenigen<br />

Repräsentationsbauten, deren originalgetreue<br />

oder vereinfachte Rekonstruk tion<br />

beschlossen oder über lange Zeit strittig<br />

war. Entsprechend wurde für einige Objekte<br />

der Wiederaufbau ab den 1960er Jahren<br />

zur Daueraufgabe, bei der einzelne<br />

Vorhaben erst in den 1980er Jahren abgeschlossen<br />

werden konnten, so dass auch<br />

innerhalb des Fachdiskurses eine scharfe<br />

Trennung zwischen diesen Maßnahmen<br />

und der denkmalpflegerischen Praxis der<br />

gleichzeitig stattfindenden Restauration<br />

selten gegeben war. Dies gilt für entsprechende<br />

Denkmale in der DDR noch in verstärktem<br />

Maße.<br />

Dennoch bemühte sich die Disziplin in<br />

dieser Zeit wieder verstärkt darum, den<br />

„Ausnahmezustand“ der Nachkriegsjahre<br />

zu beenden und das wissenschaftlich begründete<br />

„Rekonstruktionsverbot“ wieder<br />

zu festigen. Letzteres gelang insbesondere<br />

durch die internationale Verständigung<br />

auf Regeln zum Umgang mit Denkmalen<br />

im Rahmen der Charta von Venedig, die<br />

1964 aufgestellt wurde und entscheidenden<br />

Einfluss auf die Haltung zu Rekonstruktionen<br />

hatte.<br />

Daueraufgabe Wiederaufbau<br />

Während sich über einen langen Zeitraum<br />

deutliche Konjunkturen für Wiederaufbauvorhaben<br />

feststellen lassen, die sich<br />

etwa in Hanselmanns (2005) Darstellung<br />

zu zwei früheren Phasen zusammenfassen<br />

lassen, so lässt sich aber zumindest<br />

für die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert<br />

seit Ende des Zweiten Weltkriegs auch eine<br />

kontinuierliche Wiederaufbautätigkeit belegen,<br />

innerhalb derer es lediglich zu Phasen<br />

erhöhter Intensität bzw. dies überla­<br />

gernden Wellen gekommen ist. Nerdinger<br />

(2008: 19) geht sogar soweit festzustellen,<br />

dass „Zerstörung und Rekonstruktion von<br />

Bauten […] die Architekturgeschichte seit<br />

der Antike [durchziehen]“ und sieht einen<br />

beständigen Wandel innerhalb der<br />

jeweils geltenden Auffassungen von Authentizität<br />

und der Genauigkeit mit der<br />

Rekonstruktio nen zu erfolgen hätten.<br />

Nach dem „Beginn einer bundesdeutschen<br />

Normalität“ (von Beyme et al. 1992: 20; vgl.<br />

auch insg. ebd.: 7–30) aus Wohnsiedlungsbau,<br />

Tertiarisierung der Innenstädte und<br />

Anpassungen an die zunehmende Motorisierung<br />

Ende der 1950er Jahre sehen auch<br />

von Beyme et al. (1992) in den 1960er Jahren<br />

eine zweite Wiederaufbau-Phase,. Diese<br />

rückte die Stadterneuerung in den Vordergrund<br />

und meinte damit häufig die<br />

(flächenhafte) Sanierung des Bestandes.<br />

Sie führte aber auch zu einer ersten Kritik<br />

an den baulichen Ergebnissen der ersten<br />

als quantitativ bezeichneten Wiederaufbauphase.<br />

In der Auseinandersetzung<br />

mit dem modernen Städtebau, in der zunehmenden<br />

Ablehnung der Kahlschlagsanierung<br />

sowie den gesellschaftlichen Veränderungen<br />

zu Ende des Jahrzehnts lag<br />

auch der Nährboden für dann insbesondere<br />

in den 1970er entstehende Bürgerinitiativen,<br />

die sich zum Großteil mit städtebaulichen<br />

Themen auseinandersetzten (Falser<br />

2008: 307; vgl. von Saldern/Wagner-Kyora<br />

2005: 46) und etwa im Falle der Altonaer<br />

Fischauktionshalle oder der Frankfurter<br />

Alten Oper direkt für den Wiederaufbau<br />

eines kriegszerstörten Gebäudes eintraten<br />

(Kyora 2004: 91).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!