PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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204 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
Finanzierung zusätzlich gesichert wurde<br />
und ein Druck bestand, ohne kommunalen<br />
Zuschuss auch die Landesmittel zu verlieren.<br />
Die Stadt war damit in der Situa tion,<br />
nicht nur über einen eigenen Zuschuss,<br />
sondern über zusätzliches Geld zu entscheiden,<br />
das der Initiative quasi bereits<br />
zugesichert war. Andererseits ließ sich das<br />
Vorhaben mit der Zusage des Landes auch<br />
als „geprüft und für förderfähig befunden“<br />
vermitteln.<br />
5.33 Argumente/<br />
Entscheidungsgrundlagen<br />
Architektonische bzw. städtebauliche<br />
Vorschläge zum Umgang mit Ort, Raum<br />
und Bauwerk<br />
Für den Großen Markt und dessen Südseite<br />
wurden seit 1945 mehrfach, wenn auch<br />
in großen Abständen architektonische<br />
bzw. städtebauliche Vorstellungen entwickelt.<br />
Wettbewerbe fanden in den 1950er<br />
Jahren und 1986 statt, konnten aber offenbar<br />
zu keinen hinreichend überzeugenden<br />
Entwürfen führen. Eine Berücksichtigung<br />
der Rekonstruktion des Historischen Rathauses<br />
wurde aber in keinem der beiden<br />
Vorschläge vorgenommen. Die Bebauung<br />
der 1990er Jahre wurde dann einem Investor<br />
übertragen. Heute bestehen die bereits<br />
genannten Vorstellungen zur historisierenden<br />
Gestaltung der Nordseite, gleichzeitig<br />
wurden aber wohl auch Entwürfe<br />
entwickelt, die eine Aufwertung unter Beibehaltung<br />
der modernen Architektursprache<br />
vorsehen.<br />
In der Frühzeit der Wiederaufbaudebatte<br />
bestanden Überlegungen, das gesamte<br />
Gebäude und nicht nur die Fassade zu rekonstruieren,<br />
was allerdings aufgrund der<br />
Veränderung des Stadtgrundrisses durch<br />
Verlagerung der rückwärtig verlaufenden<br />
Straßenflucht auf das ehemalige Rathausgrundstück<br />
im Zuge des Nachkriegswiederaufbaus<br />
nicht möglich erschien. Kurzzeitig<br />
wurde auch ein Wiederaufbau an<br />
anderer Stelle ins Gespräch gebracht, von<br />
der Bürgerinitiative jedoch abgelehnt.<br />
(Angeführte) Argumente für einen<br />
Wiederaufbau<br />
Zu Beginn der Wiederaufbauinitiative bestimmte<br />
die Dringlichkeit des Vorhabens<br />
und seine mögliche dauerhafte Verhinde<br />
rung durch einen Neubau die Argumentation.<br />
Die bauhistorische Bedeutung und<br />
die Symbolkraft für die frühere Bedeutung<br />
der stolzen Hansestadt wurden von<br />
Anfang an betont. Zudem wurde an das<br />
Geschichtsbewusstsein der Bürger in der<br />
Hoffnung appelliert, dass „die völlige Zerstörung<br />
der Stadt am Ende des 2. Weltkriegs<br />
nicht auch [dieses] ausgelöscht hat“<br />
(Freundeskreis Historisches Rathaus Wesel<br />
17.9.1986). Die BI führt an, das Gebäude sei<br />
„schönstes Rathaus am Niederrhein“ (Bürgerinitiative<br />
Historisches Rathaus Wesel<br />
2008) gewesen und sein spätgotischer Stil<br />
flämischer Prägung nur mit den Rathäusern<br />
in Brügge, Leuwen, Mechelen und Aachen<br />
vergleichbar. Schon Schinkel habe es<br />
als „herausragend“ bezeichnet. „Es taucht<br />
in vielen Stadt- und Reiseberichten als bedeutsamer<br />
Bürgerbau auf“.<br />
Eng verbunden mit dieser Dialektik ist<br />
ebenfalls der empfundene kriegszerstörte<br />
Identitätsverlust der Stadt sowie ihrer Gesellschaft.<br />
Bezug nehmend auf die Kriegsverluste<br />
der städtischen Bausubstanz von<br />
bis zu 98 Prozent und der fast vollständigen<br />
Zerstörung der Elemente der Hansezeit<br />
in Wesel, die als die „Blütezeit“ der<br />
Stadt verstanden wird, würde durch den<br />
Wiederaufbau der Rathausfassade ein wesentliches<br />
Identitätsmerkmal wieder in<br />
das städtische Bewusstsein installiert.<br />
„Heimat erlebbar machen, Identifikationspunkt<br />
schaffen (Brandenburg 29.9.2009).“<br />
Ein weiteres Argument, das vor allem in<br />
den letzten Jahren und in Verbindung<br />
mit den Zielsetzungen der ISG Domviertel<br />
angeführt wurde, ist die Belebung des<br />
Großen Marktes und des gesamten Stadtviertels.<br />
Neben der gestalterischen Aufwertung,<br />
die schon der Rathausfassade<br />
und ihrer Ensemblewirkung mit dem Dom<br />
zugeschrieben wird, wird bei diesem Argument<br />
auch auf das „Fernziel“ des Vereins<br />
angeführt, das Haus Nr. 9 zu kaufen<br />
und zumindest in den oberen Etagen einer<br />
kulturellen Nutzung (u. a. „Hansesaal“<br />
als Veranstaltungsort und Hochzeitszimmer)<br />
zuzuführen. Die Rekonstruktion der<br />
Rathausfassade wird als wesentliches und<br />
priorisiertes Projekt der Gesamtentwicklung<br />
Großer Markt zu einem historisierenden<br />
Platzensemble betrachtet.<br />
Schließlich wird auch das starke bürgerschaftliche<br />
Engagement als Argument an