PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
130 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
„Der Beschluss, die Frauenkirche wiederaufzubauen,<br />
legt es nahe, für den gesamten<br />
Bereich ringsum den historischen<br />
Grundriss des Neumarktes zu Grunde zu<br />
legen. [...] Zu diskutieren ist, ob auch die<br />
bürgerlichen Bauten des Neumarkts völlig<br />
im historischen Stil rekonstruiert werden<br />
sollten oder ob es richtiger wäre, zwar<br />
den historischen Grundriss beizubehalten,<br />
aber mit moderner Architektur zu bebauen.<br />
Das setzt aber eine hohe Qualität der<br />
Architektur voraus, um akzeptabel zu sein.<br />
In jedem Falle ist es anzustreben, dass die<br />
neue Bebauung ähnlich kleinteilig und<br />
vielgestaltig wird, wie es die historische<br />
war, damit die Maßstäblichkeit zwischen<br />
der Monumentalität der wieder aufgebauten<br />
Frauenkirche und der sie umgebenden<br />
bürgerlichen Bebauung wiederhergestellt<br />
wird.“ (Landeshauptstadt Dresden 1994,<br />
zitiert in Paul 2007: 2).<br />
Auffällig an dem im Anschluss erarbeiteten<br />
städtebaulich-gestalterischen Konzept<br />
von 1996 ist die mit ca. 20 geringe Zahl der<br />
Leitbauten. Hierin drückt sich das Zustandekommen<br />
des Gestaltungskonzepts aus<br />
fachlichen Überlegungen aus, für das die<br />
aus acht von der Architektenkammer ausgesuchten<br />
Architekten bestehende Planungsgruppe<br />
Neumarkt verantwortlich<br />
zeichnet, die vom Stadtplanungsamt eingesetzt<br />
worden war und die neben einer<br />
relativ kleinteiligen Nutzungsmischung für<br />
einen Abriss der Bauten an der Wilsdruffer<br />
Straße plädierte. Mit dem städtebaulichgestalterischen<br />
Konzept war jedenfalls die<br />
Grundlage für die Wiederbebauung gelegt,<br />
wenngleich die Auseinandersetzung<br />
um den Anbau an das Coselpalais zeigt,<br />
dass die Frage der Leitbauten als wesentliches<br />
Thema sowohl hinsichtlich Zahl (später<br />
wieder erhöht) als auch Ausführung<br />
(später gerade im Hinblick auf Zusammenwirken<br />
zwischen Fassade und Grundriss<br />
praktisch nie realisiert) noch nicht im<br />
Mindesten konsensual geklärt war.<br />
Die Überlegungen des „Atelier Neumarkt“<br />
zu den Gebäuden zwischen den Leitbauten<br />
aus dem Jahr 2000, die hier für mehr<br />
Klarheit sorgen sollten, waren dazu geeignet,<br />
die Möglichkeiten zeitgenössischer<br />
Architektur im Kontext auszuloten. In ihnen<br />
spiegelte sich ein breites Repertoire<br />
von Strategien, die bei den Rekonstruktionsbefürwortern<br />
eher auf Ablehnung<br />
stoßen und neben der lapidaren Feststellung,<br />
dass zeitgenössische Bauten die<br />
maßstabsbildenden Leitbauten unterstützen<br />
können, mit den Strategien „Bewusste<br />
Adaption“, „Moderne Interpretation“,<br />
„Zeitgemäße Nutzung“, „Kreative Angebote“<br />
und „Visionäre Konzepte“ keine klare<br />
Festlegung bringen konnten. Damit kann<br />
ihnen nur eine geringe Wirkung in der weiteren<br />
Entwicklung attestiert werden.<br />
Die Aktualisierung des städtebaulich-gestalterischen<br />
Leitbilds aus dem Jahr 2002<br />
schreibt wesentliche Elemente des nachmodernen<br />
Städtebaus bis hin zu einer intensiven<br />
Nutzungsmischung und einem<br />
signifikanten Wohnanteil sowie detaillierten<br />
Gestaltungsvorgaben für die Einpassung<br />
moderner Architektur in die<br />
Umgebung der Leitbauten fest. Über die<br />
Kleinteiligkeit der Vergabe von Grundstücken<br />
will es diese Ziele einigermaßen zuverlässig<br />
verfolgen. Die Kleinteiligkeit soll<br />
über eine weitgehende Orientierung an<br />
den historischen Parzellenstrukturen erreicht<br />
werden, während teilweise extrem<br />
kleinteilige Gestaltungssatzungen (vgl.<br />
etwa die Satzung für das British Hotel oder<br />
das Palais Hoym vom 23.10.2008, die lediglich<br />
die Flurstücke Landhausstraße 6–8<br />
bzw. 11 betreffen).<br />
Das Konzept bekennt sich ausdrücklich<br />
zu den gängigen Rekonstruktionsprinzipien,<br />
die etwa Wolfgang Pehnt wohl am prominentesten<br />
auf den Punkt gebracht hat.<br />
Das Leitbild dreht sie allerdings um, indem<br />
es implizit eine Rekonstruktion fordert,<br />
wenn die Voraussetzungen vorliegen,<br />
und so eine erhöhte Zahl von Leitbauten<br />
rechtfertigt:<br />
„Die räumlichen Dimensionen der Plätze,<br />
Straßen und Gassen sind wieder sichtbar<br />
zu machen. Das bedingt […] die Aufnahme<br />
des Stadtgrundrisses vor der Zerstörung<br />
1945 mit der Übernahme der Baufluchten,<br />
soweit das noch möglich ist, und<br />
der Wiederherstellung der Bauflucht des<br />
alten Gewandhauses, […] die weitgehende<br />
Aufnahme der alten Parzellenstruktur, soweit<br />
dazu rechtliche Voraussetzungen bestehen,<br />
[…] die Wiederaufnahme von gut<br />
dokumentierten […] Gebäude […] als Leitbauten<br />
sowie der dokumentierten Fassaden<br />
[…]. Der Grad der Rekonstruktion ist<br />
abzuleiten aus der Vollständigkeit vorhan