PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
229<br />
• Barbara Heymann (SPD) und Jochen<br />
Heumann (CDU) betonten in der Debatte<br />
vor allem die städtebaulichen Synergieeffekte,<br />
die sich aus dem Großprojekt<br />
ergäben: Mit dem Wiederaufbau würde<br />
eine Möglichkeit zur Behebung der städtebaulichen<br />
Defizite und im Verbund mit<br />
der Einkaufsmall die Chance zur Attraktivitätssteigerung<br />
und Belebung der Innenstadt<br />
bestehen (Heymann). Mit dem<br />
Wiederaufbau hoben sowohl Heymann<br />
als auch Heumann hervor, dass ein zukünftiges<br />
„Highlight“ und eine „zusätzwar<br />
eine von allen Akteuren befürwortete<br />
Grundsatzentscheidung zur Wiedererrichtung<br />
des barocken Stadtschlosses.<br />
Daran anknüpfend brachte die Nachbearbeitungs-<br />
und Qualifizierungsphase,<br />
verbunden mit der Beauftragung zweier<br />
Architekturbüros durch den Investor, erhebliche<br />
Änderungen des städtebaulichen<br />
Konzepts gegenüber dem ursprünglichen<br />
Siegerentwurf mit sich, was sowohl die Architektur<br />
und den Städtebau als auch den<br />
Umgang mit dem Gebäude betraf. Mit dem<br />
Bebauungsplanverfahren zur planungsrechtlichen<br />
Sicherung des aus dem Gutachterverfahren<br />
entwickelten und überarbeiteten<br />
städtebaulichen Konzepts fanden<br />
die Vorschläge und der anschließend einsetzenden<br />
Bauphase fanden die Vorschläge<br />
ihren Abschluss.<br />
(Angeführte) Argumente für einen Wiederaufbau<br />
Nach bisherigem Kenntnisstand aus den<br />
unterschiedlichsten Quellen, wie Presseartikeln,<br />
Wortprotokollen der Stadtverordnetenversammlungen<br />
sowie Aussagen<br />
aus den mit Schlüsselakteuren geführten<br />
Interviews waren es vor allem wenige<br />
Einzelpersonen, die Argumente für<br />
einen Wiederaufbau hervorbrachten. Insgesamt<br />
verfügen diese über keine einheitliche<br />
Argumentation. Sie reichen von einer<br />
Befürwortung einer originalgetreuen<br />
Rekonstruktion bis hin zu einer generellen<br />
Befürwortung einer Rekonstruktion ohne<br />
Darlegung der Beweggründe („Hauptsache,<br />
sie kommt“). Untermauert wird insbesondere<br />
diese Position durch (Neben-)<br />
Argumente, die besonders den stadtgeschichtlichen,<br />
stadtästhetischen, symbolischen,<br />
sowie erinnerungskulturellen Gehalt<br />
des Wiederaufbaus hervorheben, der<br />
aber eben nicht zwingendermaßen an die<br />
Forderung eines originalgetreuen Wiederaufbau<br />
gebunden sein muss. Betont<br />
wird die zukünftige positive Wirkung eines<br />
Wiederaufbaus als ein zukünftiger repräsentativer<br />
„Identifikationspunkt“ oder<br />
aber die Behebung städtebaulicher Defizite.<br />
Hierzu ist zu beachten, dass die letztgenannten<br />
Nebenargumente in einer jeweils<br />
personengebundenen Interpretation formuliert<br />
wurden. Einzelpersonen betonen<br />
darüber hinaus die Synergieeffekte, die<br />
sich aus der gesamten Um- und Neuordnung<br />
des ehemaligen Telekomareals er<br />
geben. Kurioserweise hat sich der Investor<br />
und Bauherr nur wenig in die Debatte<br />
eingeschaltet. Die Gesamtschau der Argumente<br />
ergibt, dass abgesehen von differenzierten<br />
Argumenten weniger Einzelpersonen,<br />
in der Debatte überwiegend<br />
eine insgesamt unkritische, unreflektierte<br />
und unideologische Haltung zum Thema<br />
Rekonstruktion gegenüber bestand.<br />
• Planungsdezernent Edwin Schwarz<br />
(CDU) und der planungspolitische Sprecher<br />
des Bündnis 90/Die Grünen, Stefan<br />
Majer, sprachen sich mehrfach für einen<br />
„möglichst originalen Wiederaufbau“<br />
aus. Majer hielt eine Rekonstruktion nur<br />
für sinnvoll, „wenn sie richtig gemacht<br />
wird“ (o. V.: Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
vom 26.20.02).<br />
• Stadtplanungsamtsleiter Dieter von Lüpke<br />
(22.09.09) führte zwei zentrale Argumente<br />
an, die sich aus der stadtgeschichtlichen<br />
Bedeutung des Bauwerks<br />
sowie aus stadtästhetischen Gesichtspunkten<br />
speisen: Ein Wiederaufbau<br />
würde ein wesentliches Moment der<br />
Frankfurter Stadtgeschichte verdeutlichen.<br />
Ohne das kurze Zeit als Sitz der<br />
Bundesversammlung genutzte Palais<br />
hätte es keine Paulskirchenbewegung<br />
in Frankfurt gegeben, in diesem Sinne<br />
zeige das Bauwerk die Polarität zwischen<br />
demokratischen und alten, feudalen<br />
Mächten. Gleichzeitig verwies er auf<br />
die frühere Schönheit des Gebäudes, das<br />
in besonderer Weise die Struktur der untergegangenen<br />
Stadt verdeutlichte, da<br />
im engen Altstadtgeflecht als Ausdruck<br />
von feudalem Reichtum ein geschützter<br />
Innenhof geschaffen wurde. Dieses<br />
Spannungsverhältnis könne wieder etwas<br />
stärker in Erinnerung gebracht werden.