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128 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

markt-dresden.de/Presse/offener-brief-<br />

z u m- g e w a nd h a u s -w e t tb e w e r b. ht m l ).<br />

Rolle der Bevölkerung<br />

Die starke Bedeutung der GHND als Bürgerinitiative<br />

überstrahlt die Rolle weiterer<br />

Bürger. Die kontroverse Auseinandersetzung,<br />

die auch im Stadtrat geführt wird,<br />

greift auf vielfältige Stimmen aus der Bevölkerung<br />

zurück, die im politischen Prozess<br />

und auf anderen Wegen erkennbar<br />

werden. Auffällig ist allerdings, dass nur in<br />

einigen ausgewählten Fällen die nicht organisierte<br />

Bevölkerung von den Akteuren<br />

für eine Positionsbestimmung herangezogen<br />

wird.<br />

Dies ist etwa im Bürgerbegehren der Fall,<br />

das durch die Mobilisierung von Zehntausenden<br />

ein bedeutendes Ereignis im Planungsverfahren<br />

darstellt. Wenngleich es<br />

formal für ungültig erklärt wurde – wohl<br />

auch wegen der befürchteten Bindungswirkung<br />

für die Stadt -, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass es die Stimmung in<br />

der Politik deutlich mit beeinflusst hat.<br />

Als einen weiteren Fall ist die Abstimmung<br />

über die Wiederbebauung des Gewandhausgrundstücks<br />

zu nennen, die von<br />

der Bürgerfraktion Dresden organisiert<br />

und über die Sächsische Zeitung verbreitet<br />

wurde (www.buergerfraktion-dresden.<br />

de/stadtentwicklung/der-neumarkt/keingewandhaus.html,<br />

www.buergerfrak tiondresden.de/stadtentwicklung/der-neumarkt/gewandhaus...kommentar<br />

.html)<br />

und immerhin mehrere Tausend zur Mitwirkung<br />

bewegt hat – mit eindeutigem Resultat<br />

gegen die Gewandhausbebauung.<br />

Auch hier kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die vermittelte Stimmung für die<br />

Politik mit handlungsleitend gewesen ist.<br />

Ähnlich wirksame Anlässe bieten gut besuchte<br />

Bürgerversammlungen in Planungsverfahren,<br />

die immer wieder stattgefunden<br />

haben. Im Zusammenhang ergibt<br />

sich ein deutlicher Einfluss von Stimmungen<br />

auf das Verfahren, die über die Bürger<br />

vermittelt werden. Betrachtet man die Aktivitäten<br />

von GHND und Bürgerfraktion,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass Bevölkerungsmeinung<br />

und organisierte Meinung<br />

einiger Initiativen sich zwar nicht<br />

zwangsläufig in Übereinstimmung befinden,<br />

aber dennoch durch populistische<br />

Einbeziehung der Bevölkerung der Planungsprozess<br />

immer wieder wirkungsvoll<br />

beeinflusst werden konnte (vgl. dazu auch<br />

die Position von Paul 2007, die unten im<br />

Rahmen einer Diskussion vermittelnder<br />

Argumente präsentiert wird).<br />

Rolle der Medien und medialer Strategien<br />

Die Medien stellen auch in Dresden einen<br />

wichtigen Spiegel von Stimmungen dar,<br />

die in der Bevölkerung vorherrschen. Anlässlich<br />

der Frauenkirchenrekonstruktion<br />

haben regionale wie überregionale Medien<br />

Dresden eine erhebliche Aufmerksamkeit<br />

geschenkt, die insbesondere die mobilisierungsfähigen<br />

Akteure – hier also eher<br />

die GHND als die Architektenschaft, die<br />

überdies über keine so erfolgreich populär<br />

in den Medien vermarktbare Erfolgsgeschichte<br />

wie die Frauenkirche verfügte<br />

– ausnutzen konnte. Die Verbindung<br />

von technologischer Faszination (computergestützte<br />

Zusammensetzung von noch<br />

vorhandenen Steinblöcken aus der Ruine),<br />

bürgerlichem Ausdruck von Identitätsstiftung<br />

(Engagement für die Kirche, Gedenkgottesdienste<br />

usw.) und Stabilisierung von<br />

Mythen (zerstörtes und wiedererstandenes<br />

Elbflorenz) haben sich hervorragend<br />

geeignet, eine populäre Geschichte auch<br />

in Fernsehberichten zu erzählen, deren<br />

Impetus stark popularisierend-vereinfachend<br />

war und die Notwendigkeit zu Reflexion<br />

und Hinterfragung von problematischen<br />

Positionen zu Einzelbauten am<br />

Neumarkt tendenziell verringert hat. In<br />

den Printmedien ist trotz überregionaler<br />

Kritik (vgl. dazu die Ausführungen zu gegnerischen<br />

und fachlichen Argumenten unten)<br />

dadurch der Neumarkt-Wiederbebauung<br />

ein so hohes Maß an Aufmerksamkeit<br />

gesichert worden, dass es für die GHND<br />

möglich war, auch Detailpositionen und<br />

Detailkritik wirkungsvoll öffentlich zu<br />

thematisieren, ohne dass dafür eine gezielte<br />

Kampagne der Zeitungen selbst erforderlich<br />

geworden wäre. Die geschickte<br />

Vermarktungskampagne der GHND über<br />

Internet, Informationspavillon, öffentliche<br />

Diskussionen, Bücher und Buchbeiträge<br />

und andere Aktivitäten konnte erfolgreich<br />

an dieser Konstellation anknüpfen<br />

und damit die eigenen Anliegen ständig<br />

in die öffentliche Debatte einspeisen. Auf<br />

diese Weise ist die Stadt dazu gezwungen<br />

gewesen, sich mit den betreffenden Argu­

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