PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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1 Einführung<br />
1.1 Anlass, Ziel und Kurzüberblick<br />
Die vorliegende Untersuchung stellt die<br />
Ergebnisse des vertiefenden Forschungsprojekts<br />
„Wiederaufbau, Stadtidentität<br />
und Rekonstruktion“ zusammen. Entsprechend<br />
der Auftragsbeschreibung wird einigen<br />
in der ersten Projektphase aufgeworfenen<br />
Fragen vertieft nachgegangen.<br />
Ziel ist dabei eine übergreifende Darstellung<br />
von wesentlichen Einflussfaktoren<br />
auf Ursache und Hintergrund, Verlauf und<br />
Folgen von Diskussionsprozessen zu Wiederaufbauvorhaben<br />
in der derzeitigen<br />
„Rekonstruktionswelle“, die seit etwa der<br />
Mitte der 1970er Jahre mit geringerer Intensität,<br />
aber verstärkt seit der deutschen<br />
Wiedervereinigung anhält. Der Bericht ist<br />
Abschluss der vertiefenden Untersuchung<br />
der zweiten Projektphase. Die Erkenntnisse<br />
der ersten Phase bleiben damit grundsätzlich<br />
weiterhin gültig und wurden nicht<br />
nochmals vollständig aufgegriffen. An einigen<br />
Stellen erschien es aber sinnvoll, zugunsten<br />
einer Abrundung des vorgelegten<br />
Berichts auf Textteile aus der ersten Phase<br />
zurückzugreifen, wo diese eine für das<br />
Verständnis der vorliegenden Untersuchungsergebnisse<br />
der zweiten Phase sinnvolle<br />
Ergänzung darstellten, eine weitere<br />
Vertiefung der betreffenden Themen aber<br />
nicht sinnvoll bzw. erforderlich erschien.<br />
Besonderes Augenmerk wird dabei auf eine<br />
bisher vernachlässigte Einordnung von<br />
Rekonstruktionsvorhaben in gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge und Strömungen<br />
gelegt. Die behandelten Fragen folgen weitestgehend<br />
dem Angebot zum Forschungsvorhaben,<br />
doch der Bericht stellt sie in einen<br />
neuen Zusammenhang, der in Kapitel<br />
2 näher erläutert wird. Zu diesem Zweck<br />
werden verschiedene Erklärungsansätze<br />
aus den Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften<br />
diskutiert und zueinander in Beziehung<br />
gesetzt. Durch die Aufarbeitung<br />
und vertiefte Analyse von vier Fallstudien<br />
wird der Frage nachgegangen, wie politische<br />
Entscheidungsprozesse zu Rekonstruktionsvorhaben<br />
in der Praxis ablaufen.<br />
Die Fallstudien unterscheiden sich hierzu<br />
im Hinblick auf den Umfang, die Art<br />
des Gebäude(komplexe)s, die Vorgeschichte,<br />
den städtischen Kontext und die gesellschaftlich-politische<br />
Konstellation des Rekonstruktionsvorhabens,<br />
um Erkenntnisse<br />
darüber zu gewinnen, welche Faktoren im<br />
Einzelnen für den Verlauf und Debatte<br />
vor Ort verantwortlich sind. Im Einzelnen<br />
handelt es sich um folgende Fälle:<br />
• Wiederbebauung des Bereichs um den<br />
Neumarkt in Dresden in Ergänzung zur<br />
Frauenkirche,<br />
• Paulinerkirche Leipzig,<br />
• historisches Rathaus in Wesel,<br />
• Thurn-und-Taxis-Palais in Frankfurt a. M.<br />
Anschließend erfolgt eine Zusammenfassung<br />
der aktuellen Fachdebatte in Architektur<br />
und Denkmalpflege, die auf die<br />
Rekonstruktionswelle reagiert und sich<br />
fachlich zu ihr positioniert. Wesentliche<br />
Diskussionsstränge, die auf Konferenzen<br />
und anderen Veranstaltungen der letzten<br />
Jahre aufgegriffen wurden, werden dargestellt<br />
und im Hinblick auf die sich darin<br />
abbildenden Tendenzen ausgewertet.<br />
Im letzten Teil werden die Ergebnisse zusammengefasst<br />
und ausblicksartig aufbereitet.<br />
Dieser Teil versucht, einige Hinweise<br />
für einen angemessenen baukulturellen<br />
Umgang mit dem Phänomen der Rekonstruktionsvorhaben<br />
zu geben.<br />
1.2 Methoden<br />
Eine wesentliche Methode des Projekts<br />
besteht in Literaturrecherche und Literaturauswertung.<br />
Hierzu wurden insbesondere<br />
zahlreiche ausgewählte soziologische,<br />
politik- und kulturwissenschaftliche<br />
Werke analysiert sowie Zusammenhänge<br />
und Widersprüche zwischen ihnen diskutiert<br />
und mit den bisherigen Erkenntnissen<br />
über die diagnostizierte Rekonstruktionswelle<br />
in Beziehung gesetzt. Ebenso<br />
wurden Dokumentationen und Rezension<br />
von Tagungen und Ähnlichem ausgewertet.<br />
Dabei wurden beständig die Erkenntnisse<br />
des vorangegangenen Ergebnisse<br />
des Forschungsprojektes „‚Wieder-Aufbau‘<br />
– Themengliederung und öffentlichkeitswirksame<br />
Veranstaltung zur baukulturellen<br />
Debatte um Stadtidentität und Rekonstruktion“<br />
überprüft. Daneben wurde<br />
der Fortgang der Rekonstruktionsdebatte<br />
durch die Auswertung der Berichterstattung<br />
zu aktuellen Wiederaufbauvorhaben<br />
innerhalb von Print- und Onlinemedien<br />
und den Besuch mehrerer Veranstaltungen<br />
zum Thema verfolgt. Mit diesem Vorgehen<br />
konnten die Erkenntnisse zu gesellschaft<br />
„Wenn es zutreffen sollte,<br />
dass ich nicht nur weiß,<br />
was schlimm und hässlich,<br />
sondern auch, was schön<br />
ist, so verdanke ich diese<br />
Gabe dem Glück, in Dresden<br />
aufgewachsen zu sein.“<br />
(Erich Kästner, Als ich ein<br />
kleiner Junge war, 1957)