PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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168 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
nelles Prinzip der Bundesrepublik anführen<br />
und darauf verweisen, der Staat dürfe<br />
nicht – noch dazu aus Mitteln des Hochschulbaus<br />
– die Errichtung einer Kirche finanzieren<br />
(Schroth/Tesch 26.8.2009).<br />
Heymann (26.8.2009) führt zudem an, die<br />
Landesregierung habe durch die Profilbildung<br />
der Universität mit Schwerpunkt auf<br />
geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Fächern auch dazu beigetragen, hier<br />
eine kritische, „linke“ Studierendenschaft<br />
und einen entsprechenden Lehrkörper<br />
(vgl. auch Stötzner 28.8.2009, der hier von<br />
westdeutschen Alt-68ern spricht) versammelt,<br />
die sich in der Debatte erwartungsgemäß<br />
positioniert hätten.<br />
5.23 Argumente/<br />
Entscheidungsgrundlagen<br />
Architektonische bzw. städtebauliche<br />
Vorschläge zum Umgang mit Ort, Raum<br />
und Bauwerk<br />
Sowohl für den unmittelbaren Standort<br />
der ehemaligen Universitätskirche als<br />
auch für Innenstadtcampus und Augustusplatz<br />
als ihrem direkten städtebaulichen<br />
Umfeld wurden letztlich seit der<br />
Kriegszerstörung, von der zwar die Kirche<br />
selbst weitgehend verschont blieb, aber<br />
bereits das angrenzende Augustinum wesentlich<br />
stärker betroffen war, vielfältige<br />
städtebauliche und architektonische Entwürfe<br />
erarbeitet. An dieser Stelle soll lediglich<br />
auf die drei wesentlichen Quellen<br />
aus der Zeit seit der politischen Wende<br />
eingegangen werden. Hinweise zu den unterschiedlichen<br />
Vorstellungen, die in den<br />
1950er und 1960er Jahren entwickelt wurden,<br />
finden sich insbesondere bei Engmann<br />
(2008: 11–35). Seit 1990 dienten insbesondere<br />
drei Wettbewerbsverfahren der<br />
planerischen und gestalterischen Auseinandersetzung<br />
mit dem Ort:<br />
• Der Ideenwettbewerb Augustusplatz<br />
diente 1994 vor allem der Gestaltung des<br />
Augustusplatzes. Gleichzeitig wurden<br />
aber auch Vorschläge für die umgebende<br />
Bebauung entwickelt.<br />
• Der Architekturwettbewerb für den Innenstadtcampus<br />
wurde 2001/2002<br />
durchgeführt. Er diente dem Um- und<br />
Neubau der Universitätsgebäude und<br />
stand damit unter dem Vorbehalt, dass<br />
wesentliche Bestandsteile nicht zur Dis<br />
position standen, darunter auch das<br />
Universitätsgebäude am Augustusplatz.<br />
• Als „Qualifizierungsstufe“ zu diesem<br />
Wettbewerb wurde 2003 ein weiterer<br />
zweistufiger Architekturwettbewerb<br />
ausgeschrieben, in dem die dem Augustusplatz<br />
zugewandten Teile des Campus<br />
zur Bearbeitung ausgelobt wurden.<br />
Die Auslobung war ein Kompromiss, der<br />
nach der Positionsänderung der Landesregierung<br />
und dem Rücktritt des Rektorats<br />
eine gemeinsame Linie ermöglichen<br />
sollte, die letztlich in einer Betonung der<br />
historischen Bezüge bei Ausschluss eines<br />
originalgetreuen Wiederaufbaus bestand.<br />
Allein innerhalb dieser drei Verfahren<br />
wurden 277 Entwürfe und Varianten erarbeitet,<br />
so dass von einem großen Umfang<br />
unterschiedlicher Lösungsvorschläge<br />
für die komplexe bauliche, stadträumliche<br />
und erinnerungskulturelle Aufgabe ausgegangen<br />
werden kann. Im Folgenden können<br />
lediglich einige der Ergebnisse kurz<br />
vorgestellt werden.<br />
Auf Initiative des Stadtbaurats Gormsen<br />
(10.9.2009, vgl. auch insg. Engmann<br />
2008: 47–54) wurde im Juni 1993 von der<br />
Stadtverordnetenversammlung die Auslobung<br />
eines Ideenwettbewerbs für den Augustusplatz<br />
ausgeschrieben. Anlass war<br />
neben der mangelhaften Gestaltung und<br />
Nutzung als Parkplatz insbesondere der<br />
Bau einer Tiefgarage unter dem nördlichen<br />
Platzteil. Die Jury wurde durch Stadträte,<br />
Vertreter des Landes, der Universität<br />
sowie des Paulinervereins, der sich neben<br />
Stadt und Freistaat auch an den Kosten<br />
des Verfahrens beteiligte, besetzt. Engmann<br />
(2008: 47) vermerkt, dass er dennoch<br />
keinen wesentlichen Einfluss auf den Auslobungstext<br />
hatte, der Vorschläge zum Abriss<br />
bestehender Universitätsgebäude stark<br />
begrenzte, worauf insbesondere das Land<br />
aus finanziellen Erwägungen gedrängt<br />
hatte. Schließlich wurden 116 Entwürfe<br />
eingereicht, von denen lediglich sieben<br />
einen Wiederaufbau der Paulinerkirche,<br />
zehn weitere einen Neubau in der Kubatur<br />
der ehemaligen Kirche vorsahen. So verlagerte<br />
der Siegerentwurf von Determann<br />
und Martienssen (Hannover) die Erinnerungsfunktion<br />
vollständig ins Gebäudeinnere,<br />
ohne dass dies im städtebaulichen<br />
Wettbewerb konkretisiert würde – „etwas