ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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Das Adjektiv tief bezog sich ursprünglich auf eine räumliche Dimension. In der Gegenwartssprache<br />
kann es in Verbindung mit anderen Adjektiven einen hohen Grad<br />
der Eigenschaft ausdrücken, z.B. tiefbewegt (sehr bewegt), tiefernst (sehr ernst).<br />
Die Flügel des Vogels z.B. können sich gleichzeitig auf ein Musikinstrument, auf<br />
einen Gebäudeteil und auf einen Teil einer politischen Bewegung beziehen (der linke<br />
Flügel der Partei) (vgl. Demske 2002: 325).<br />
Bei der Bedeutungsübertragung kennen die Sprachbenutzer den Ausgangsbereich<br />
(Spendebereich) und den Zielbereich, daher verstehen sie auch die Bedeutungsübertragung:<br />
das Venedig des Ostens (St. Petersburg), Elbflorenz (Dresden), ein beißender<br />
Schmerz, eine lahme Entschuldigung. Besonders viele Metaphern gibt es heutzutage<br />
in der Sprache der Politik. Die Möglichkeit neue Metaphern zu bilden, stellt ein<br />
großes kreatives Potential der Sprache dar.<br />
Bei der Bedeutungsverschiebung (Metonymie) wird ein sprachlicher Ausdruck durch<br />
einen sachlich verwandten Ausdruck, der zu ihm in einer kausalen, räumlichen oder<br />
zeitlichen Beziehung steht, ersetzt. So steht z.B. der Name eines Ortes für ein bestimmtes<br />
Produkt, für einen Gegenstand, das/der von der Gegend stammt:<br />
Champagner (eine Region in Frankreich),<br />
röntgen (nach dem Erfinder, dem dt. Physiker W. Carl Röntgen),<br />
Gouda (Stadt in Holland),<br />
Tüll (Stadt in Frankreich),<br />
oder der Satz: Ich habe den ganzen Goethe gelesen (Er hat die gesamten Werke Goethes<br />
gelesen),<br />
Fang (Handlung steht für Resultat: z.B. Fangen und der Fang beim Angeln),<br />
Kopf (Pars-pro-Toto-Prinzip Teil steht für das Ganze: ‚Kopf’ meint ‚Mensch’).<br />
6) Bedeutungsverhüllung /Euphemismen<br />
In jeder Gesellschaft gibt es Tabus, Dinge und Sachverhalte, die nicht direkt benannt<br />
werden können. Die Sprachbenutzer suchen sich daher Auswege, um die ’verbotenen’<br />
Gegenstände, Sachverhalte benennen zu können. Euphemismen sind "Hüllwörter",<br />
die uns ermöglichen, über Tabus zu reden. Viele Euphemismen gehen auf abergläubische<br />
Vorstellungen zurück, die besagen, dass man etwas Schlimmes oder Böses<br />
herbeischwört, wenn man dessen Namen ausspricht. Wenn man etwa "zum Kuckuck"<br />
(statt zum Teufel) sagt, glaubt man, das Böse überlisten zu können. Früher<br />
wurden unattraktive Berufe auch sprachlich abwertend bezeichnet. Heute werden<br />
solche Berufe sprachlich aufgewertet. Es gibt keine Putzfrau mehr, sondern die<br />
Raumpflegerin. Analog gelten z.B. Bauer – Landwirt, Frisörin – Hairstylistin,<br />
Klempner – Sanitärinstallateur, etc. (vgl. dazu ausführlicher Kap. 4).<br />
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