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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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jeweils in unterschiedlichen Dialekten beheimatet sind, werden in der Linguistik<br />

auch als Heteronyme oder territoriale Dubletten bezeichnet. Das bedeutet jedoch<br />

keineswegs, dass alle Heteronyme automatisch Synonyme sind, weil sie doch über<br />

unterschiedliche Konnotationen (süddt. vs. nordt.) verfügen und gerade von der geographischen<br />

Bedingtheit her nie in ein und demselben Kontext auftreten können.<br />

Heteronyme können aber zu Synonymen werden, wenn sie außerhalb der Dialekte<br />

auch in der Standardsprache gleichwertig verwendet werden, z.B. das erwähnte Lexempaar<br />

Samstag – Sonnabend. Als triviale Fälle für totale Synonymie können auch<br />

die Abkürzungen gelten, z.B. LKW – Lastkraftwagen, BH – Büstenhalter oder auch<br />

Lexempaare aus Kurzwort + Langform, z.B. Bus – Omnibus, U-Bahn – Untergrundbahn,<br />

Trafo – Transformator.<br />

Überhaupt kommt es nur selten vor, dass zwei totale oder absolute Synonyme<br />

längere Zeit nebeneinander gebraucht werden. Meistens wird das eine Synonym seine<br />

Bedeutung verändern oder es verschwindet aus dem Sprachgebrauch. Das Wort<br />

Auto existierte lange neben den Synonymen Wagen oder Kraftwagen, wobei Auto<br />

heute am meisten verwendet wird, während Kraftwagen immer mehr archaisch<br />

klingt.<br />

Typisch sind eher Fälle für eine sog. partielle Synonymie. Eine partielle Synonymie<br />

meint eine Bedeutungsgleichheit, d.h. eine Übereinstimmung im Kern der Bedeutung.<br />

Wenn also die synonymen Wörter das gleiche Denotat benennen, sich nur<br />

durch periphere denotative oder konnotative Bedeutungsmerkmale oder durch beides<br />

unterscheiden, spricht man von Sinnverwandtschaft. Zwischen erhalten und kriegen<br />

gibt es einen begrifflichen Unterschied, d.h. einen Unterschied denotativer Art, der<br />

sich in dem nicht übereinstimmenden syntagmatischen Potenzial beider Verben äußert.<br />

Bezeichnungen von Krankheiten können nur mit bekommen kombiniert werden,<br />

nicht aber mit erhalten, z.B.:<br />

Er bekommt Zahnschmerzen/die Grippe nicht aber *Er erhält Zahnschmerzen/die<br />

Grippe.<br />

Ähnliches gilt auch in Bezug auf das Lexempaar Ferien – Urlaub. Man kann nur von<br />

Semesterferien, Schulferien nicht aber vom *Semesterurlaub/Schulurlaub sprechen,<br />

weil Urlaub Menschen haben können, die unter einem Arbeitsvertrag stehen. In diesem<br />

Sinne können Schüler/Innen, Student/Innen oder auch Pensionäre keinen Urlaub,<br />

nur Ferien haben (Lutzeier 1995: 62 ff.). Diese Art der Synonymie wird begriffliche<br />

(oder ideographische) Synonymie genannt.<br />

Zwischen den Lexemen Hand – Pfote – Flosse oder entwenden – stehlen bestehen<br />

Unterschiede konnotativer Art. Dabei geht es um Differenzen in dem stilistischen<br />

Wert, d.h. hinsichtlich der Stilfärbung und Stilschicht. Diese Art der Synonymie<br />

nennen wir stilistische Synonymie.<br />

Eine Grundvoraussetzung der Synonymie bleibt aber immer die Denotatsgleichheit,<br />

also die Verwendung zweier Ausdrücke für dieselbe Kategorie von Referenten.<br />

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