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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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Kühn versteht die Benutzung eines Wörterbuchs als eine kommunikative Handlung,<br />

deshalb bietet er eine (neue) Typologie, die auf die Wörterbuchbenutzer und den<br />

Benutzungszweck ausgerichtet ist. Grundsätzlich unterscheidet er eine Situation, wo<br />

ein Wörterbuch als Nachschlagewerk benutzt wird, und eine, wo es als Lesebuch<br />

fungiert. Als Nachschlagewerk soll das Wörterbuch eine Informationslücke des Benutzers<br />

schließen oder eine Unsicherheit beseitigen (s. Abb. 7: 4.1.). Die möglichen<br />

Fälle sind:<br />

- sprachliche Kompetenzprobleme treten auf, die sich auf formale Aspekte der<br />

Wortstruktur beziehen; die zur Behebung des Problems geeigneten Wörterbuchtypen<br />

und die potenziellen Benutzer werden in (4.1.1.) aufgezählt.<br />

- Verstehensschwierigkeiten bei der Textrezeption (4.1.2.) können entweder<br />

durch Wortschatzlücken verursacht werden – zur Beseitigung dieser Mängel stehen<br />

vielfältige Spezialwörterbücher zur Verfügung (4.1.2.1.); oder fehlt das<br />

Wissen über eventuelle Bedeutungswandlungen von Wörtern (4.1.2.2.) – die<br />

Zielgruppe heißt hier: „Sprachgebildete”.<br />

- Formulierungsprobleme bei der Textproduktion (4.1.3.) können auftreten im<br />

paradigmatischen Bereich: Anregungen bieten z.B. die Synonymwörterbücher;<br />

im syntagmatischen Bereich dienen als Konstruktionshilfen z.B. Valenzwörterbücher.<br />

Der mögliche Benutzerkreis reicht hier vom professionellen Redner bis<br />

zum Sprachlerner.<br />

- Wörterbuchbenutzung beim Übersetzen (4.1.4.). Hier gibt es zwei mögliche Situationen:<br />

eine Hinübersetzung, d.h. aus der Muttersprache (hier Ausgangssprache)<br />

in die Fremdsprache (hier Zielsprache), oder umgekehrt, eine Herübersetzung<br />

(aus der Fremdsprache in die Muttersprache). Ein Desiderat der Lexikographie<br />

ist (immer noch) die Produktion von „aktiven” Hinübersetzungswörterbüchern<br />

und von „passiven” Herübersetzungswörterbüchern. (Dazu weiterführende<br />

Literatur: Vermeer 1989)<br />

- Wörterbuchbenutzung bei der Arbeit mit Fachsprachen (4.1.5.) bildet das eminente<br />

Gebiet der Fachwörterbücher. Immerhin können hier als Benutzer sowohl<br />

Fachleute als auch Laien vorkommen, die die aus den Fachwörterbüchern gewonnenen<br />

Informationen unterschiedlich benutzen.<br />

- Wörterbücher zu Forschungszwecken (4.1.6.) werden von Wissenschaftlern benutzt,<br />

wo die Wörterbücher eigentlich nicht als Hilfsmittel, sondern als Forschungsgrundlage<br />

dienen.<br />

Eine interessante Annahme formuliert Kühn, als er meint, dass ein Wörterbuch auch<br />

als Lesebuch (4.2.) gelesen werden kann, als „Erbauung und Belehrung” (4.2.1.).<br />

Dies hat immerhin in der deutschen Lexikographie – mindestens seit Grimm – Tradition.<br />

Jakob Grimm schrieb in den einleitenden Gedanken zum Deutschen Wörterbuch:<br />

„fände bei den leuten die einfache kost der heimischen sprache eingang, so<br />

könnte das wörterbuch zum hausbedarf, und mit verlangen, oft mit andacht gelesen<br />

werden” (1854: XIIff). Als eine moderne Lesesituation ist mindestens vorstellbar,<br />

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