ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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sprachlichen Elementen frei kombiniert werden, z.B. die Katze läuft/frisst/jagt bzw.<br />
Kind/Kapelle/Roman spielt.<br />
Die Katze putzt sich als Kollokation erliegt aber schon bestimmten lexikalischsemantischen<br />
Einschränkungen, weil sich das Verb nicht durch ein synonymes Verb<br />
ersetzt werden kann, z.B. * die Katze wäscht sich. Diese Wortverbindung ist im<br />
Deutschen nicht richtig, wohl aber im Ungarischen a macska mosakszik (= wortwörtlich:<br />
„Die Katze wäscht sich”). Ähnlich kann man im Ungarischen nur die Schuhe<br />
(cipőt pucol) oder das Fenster putzen (ablakot pucol), nicht aber die Zähne (*fogat<br />
pucol), im Ungarischen „wäscht” man die Zähne. Das Idiom etwas ist für die Katz’<br />
(’etw. ist überflüssig’) mit der lexikalischen Komponente ist aber schon sowohl lexikalisch-semantisch<br />
als auch morphosyntaktisch gebunden. Die Bedeutung des Idioms<br />
kann kompositionell überhaupt nicht ermittelt werden.<br />
Wie aus den Beispielen ersichtlich, kann der Kollokator nicht wortwörtlich übersetzt<br />
werden, z.B. tiefer Wald lautet im Ungarischen nicht *mély erdő, sondern sűrű<br />
erdő, wortwörtlich: „dichter Wald”. Ähnlich auch eingefleischter Junggeselle nicht<br />
*meghúsosodott sondern megrögzött agglegény, oder die ungarische Entsprechung<br />
von eine Entscheidung treffen/fällen lautet döntést hoz, wortwörtlich „eine Entscheidung<br />
bringen” usw.<br />
Besonders wichtig ist daher die Erfassung von Kollokationen in den zweisprachigen<br />
Wörterbüchern (vgl. Kap. 5).<br />
3.6.2.4 Assoziationen<br />
Eine weitere Art syntagmatischer Bedeutungsbeziehungen bilden Assoziationen.<br />
Unter Assoziation verstehen wir in Anlehnung an Lutzeier eine spontane Antwort<br />
auf die Vorgabe eines Reizwortes (Lutzeier 1995: 91). Dem Probanden, d.h. der<br />
Versuchsperson wird im ersten Schritt ein Reizwort genannt, im zweiten Schritt wird<br />
er gebeten, seine Assoziationen aufzuzählen. Als Assoziation gilt alles, was ein einzelnes<br />
Wort ist. Es wird also nicht als Antwort akzeptiert, wenn im extremen Fall die<br />
Versuchspersonen etwa anfangen, Geschichten zu erzählen.<br />
In der Psychologie werden die Assoziationen als Grundlage des Erinnerns angesehen.<br />
Von Assoziationen ist also offensichtlich das mentale Lexikon betroffen. In<br />
zahlreichen Wortassoziations-Versuchen der Psychologie wurde bewiesen, dass<br />
1. die Beziehung zwischen Assoziation und Reizwort keinesfalls zufällig ist.<br />
Selbst bei individuellen Unterschieden ergaben sich bei einer größeren Zahl<br />
von Versuchspersonen die gleichen gemeinsamen Assoziationen, und zwar<br />
in relativ großer Zahl. Das bedeutet, dass ein und dasselbe Reizwort bei relativ<br />
vielen Probanden die gleichen oder sehr ähnliche Assoziationen hervorgerufen<br />
hat.<br />
2. Auf der Grundlage von 1. wurde auch ein sog. Geläufigkeitsgesetz formuliert,<br />
das besagt, dass eine Antwort, die von vielen Versuchspersonen zu einem<br />
Reizwort gegeben wurde, zeitlich schneller erfolgt als eine andere, die<br />
nur von wenigen genannt wird.<br />
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