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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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Zusammen mit den anderen lexikalischen Einheiten bilden sie den Untersuchungsgegenstand<br />

der Lexikologie, wenn auch in der einschlägigen Fachliteratur bislang etwas<br />

unterrepräsentiert erforscht.<br />

2.3.2 Motiviertheitsgrade des Wortes<br />

Die Wörter einer Sprache sind konventionelle Zeichen, d.h., dass in unserem Kopf<br />

ein Zeichenkörper konventionell mit einer bestimmten Bedeutung verbunden ist. Wir<br />

haben es also mit komplexen Einheiten zu tun, die aus einer Verbindung von Ausdruck<br />

(signifiant) und Inhalt (signifié) bestehen.<br />

Wörter können durch die Durchsichtigkeit ihrer Wortform Hinweise auf das Benannte<br />

geben. Diese Erscheinung nennen wir Motivation, das ist der Benennungsprozess,<br />

der Merkmale des Benennungsobjektes erkennen lässt. Benennungsmerkmale<br />

ergeben sich aus der Erfahrungswelt der Sprecher, aus ihren kommunikativen Bedürfnissen.<br />

Wenn diese Benennungsmerkmale im Laufe der Zeit verschwinden, treten<br />

die Prozesse der Idiomatisierung und Lexikalisierung ein.<br />

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass zwischen der Form und der Inhaltsseite des<br />

Wortes keine 1:1-Entsprechung existiert. Es gibt in jeder Sprache eine beschränkte<br />

Zahl dieser Fälle, z.B. die laut-und schallnachahmenden Wörter (Onomatopoetica),<br />

wie Uhu, miauen, zischen, usw.<br />

Schallwörter und lautnachahmende Wörter (Onomatopoetica, ung. hangutánzó és<br />

hangfestő szavak) sind somit phonetisch motivierte Wörter, weil zwischen Lautform<br />

und Bedeutung eine kausale Beziehung, eine Motivation nachzuweisen ist:<br />

Kuckuck, Uhu, plätschern.<br />

Die meisten Wörter sind jedoch nicht durch eine Motivationsbasis, sondern auf der<br />

Basis der Morpheme, der Bausteine der Wörter entstanden. Bei der morphologischen<br />

(Voll)Motiviertheit kann die Gesamtbedeutung aus den Teilbedeutungen der Bausteine<br />

erschlossen werden (morphologisch motiviert), wie in folgenden Beispielen:<br />

Schuhfabrik (eine Fabrik, in der Schuhe hergestellt werden), Julihitze (die Hitze im<br />

Juli), Schnittblumen (geschnittene Blumen), Kochlöffel (ein Löffel zum Kochen),<br />

Tierfutter (Futter der Tiere) (vgl. Kap. 2.4).<br />

Einen niedrigeren Grad der Motiviertheit (Teilmotiviertheit) sehen wir im Beispiel<br />

Großmutter. Die Paraphrase zu dem Lexem Großmutter als eine große Mutter<br />

stimmt hier nicht mit der Gesamtbedeutung überein, weil das Wort zwar auf eine<br />

Mutter hinweist, aber diese muss nicht groß sein.<br />

Nicht mehr transparent (durchsichtig), d.h. demotiviert/idiomatisiert sind teils auch<br />

versteinerte Bildungen wie Bräutigam, Schornstein, deren Bedeutungen aus ihren<br />

Bausteinen gar nicht mehr erschlossen werden können, aber auch Bildungen wie<br />

Zeitung, Einbildung, die im Laufe der Zeit ihre ursprüngliche motivierte Bedeutung<br />

aufgegeben haben.<br />

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