ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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gleichen gemeinsamen Merkmale auf. Nicht alle Spiele sind amüsant, nicht alle haben<br />
Wettbewerbscharakter, nicht alle werden zu zweit oder zu dritt gespielt. Spiel<br />
kann auch nicht eindeutig abgegrenzt werden von anderen Kategorien wie Sport oder<br />
Kampf. Die Grenzen zwischen semantischen Kategorien sind also manchmal recht<br />
verschwommen. Die Kategorie ist also nicht klar definiert, vielmehr durch ein Netz<br />
von Ähnlichkeiten strukturiert, das als Familienähnlichkeit bezeichnet wird. Es gibt<br />
zwar einige typische Merkmale für die Kategorie, aber manche Mitglieder der Kategorie<br />
teilen einige Merkmale mit anderen Mitgliedern, andere teilen aber wieder<br />
andere Merkmale mit anderen Mitgliedern. Viele unserer Alltagskategorien lassen<br />
sich nicht eindeutig beschreiben, weil ihre Ränder unscharf sind, d.h. es kann nicht<br />
immer eine Grenze zwischen zwei Kategorien gezogen werden, vgl. Spiel-Kampf,<br />
Spiel-Sport, Pfütze-Tümpel usw.<br />
3.2.2.2 Prototyp<br />
Manche Exemplare sind Grenzfälle von Kategorien. Die Tomate z.B. ist vom Aussehen<br />
her eine Frucht, von ihrem Geschmack her aber eher ein Gemüse. Daraus folgt,<br />
dass sich nicht alle Bedeutungen eindeutig durch ein einziges Merkmal von den Bedeutungen<br />
anderer Wörter abgrenzen lassen. Labovs berühmtes Tassenexperiment<br />
(bei Kleiber 1993: 46) kann dies sehr illustrativ und überzeugend nachweisen.<br />
Versuchspersonen wurden unterschiedliche Abbildungen von Gefäßen vorgezeigt.<br />
Abb. 3.2: Das Labovsche Tassenexperiment (nach Kleiber 1993)<br />
Als typische Tasse haben sie alle ein Gefäß mit einem Breite-Höhe-Verhältnis 1:1<br />
und mit einem Henkel gewählt. (= das mittlere Gefäß auf dem Bild). Bei den anderen<br />
Gefäßen bzw. Gegenständen gab es erhebliche Variationen in Bezug auf die Kategorisierung<br />
und folglich auch auf die Bezeichnung. Aber wir können nicht behaupten,<br />
dass damit zwei Merkmale festgelegt worden wären, die wirklich verbindlich und<br />
zwingend für die Kategorie wären. Es gibt nämlich auch Tassen ohne Henkel (z.B.<br />
Design-Teetassen) und nicht alle Tassen weisen das erwähnte Höhe-Breite-<br />
Verhältnis auf. Man trinkt ja nicht aus allen Tassen (z.B. Ziertassen), der Stoff, aus<br />
dem man Tassen anfertigt, kann auch recht unterschiedlich sein (Porzellan, Keramik,<br />
aber auch Kunststoff). Wie lassen sich dann vor dem Hintergrund der bisherigen<br />
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