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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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Ähnlichkeit zum Prototyp. Bei entsprechender Übereinstimmung zwischen Prototyp<br />

und bestimmtem Exemplar wird das Exemplar unter die Kategorie VOGEL fallen.<br />

Manche Mitglieder der Kategorie können also mehr Ähnlichkeiten zum Prototyp<br />

aufweisen als andere, diese bilden die Kernzone der Kategorie. Die weniger typischen<br />

Vertreter der Kategorie gehören zur Grenzzone.<br />

Die Zugehörigkeit zur Kategorie ist somit graduell und nicht durch ein Entwederoder<br />

bestimmt. Daraus folgt auch, dass die Kategorie nicht homogen ist, sondern<br />

über eine Struktur verfügt, die – wie oben besprochen – von der Familienähnlichkeit<br />

und von der Nähe zum Prototyp bestimmt wird.<br />

Der Prototyp ist kulturell bedingt, mit Frucht kann man unterschiedliche Referenten<br />

assoziieren. Ein Nordeuropäer z.B. würde eher Äpfel oder Birnen als prototypische<br />

Referenten assoziieren, einem Südeuropäer könnten vielleicht eher Feigen in<br />

den Sinn kommen, einem Afrikaner eventuell Avocados oder Mangos.<br />

Die Prototypentheorie gilt nicht nur für nominale Konzepte mit einem Objektbezug,<br />

auch Handlungen, Zustände und Vorgänge können nach dem Prinzip der Prototypikalität<br />

beschrieben werden. Erklärt man aber Prototypen als mentale Bilder, lassen<br />

sich viele Kategorien nur schwierig einordnen, z.B. bei abstrakten Dingen, wie<br />

Liebe, Lüge, Idee haben wir keine perzeptuell motivierten mentalen Bilder.<br />

3.2.2.3 Prototypensemantik<br />

Wie können nun die Ergebnisse einer grundsätzlichen Kategorisierungstheorie auf<br />

die lexikalische Bedeutung bezogen werden? Das Organisationsprinzip der Prototypentheorie<br />

trifft nicht nur auf die Mitglieder einer Kategorie, sondern auch auf die<br />

verschiedenen Bedeutungen einer Wortform zu und wurde zur Grundlage einer semantischen<br />

Theorie, der sog. Prototypensemantik gemacht. Die Kategorie, auf die<br />

ein Wort verweist, und somit die lexikalische Bedeutung dieses Wortes, wird nicht<br />

mehr durch eine Liste von notwendigen und hinreichenden Merkmalen definiert, die<br />

in Opposition zu den Merkmalen einer anderen Bedeutung stehen, sondern die Bedeutung<br />

hängt eher mit dem Prototyp zusammen (Coleman/Kay bei Kleiber 1993:<br />

39), bzw. gründet auf einer Ähnlichkeit mit dem Prototyp. Dabei geht es nicht darum,<br />

dass die Bedeutung eines Wortes das beste Exemplar der Kategorie sei, dass also<br />

die Bedeutung von Vogel mit ’Spatz’ oder ’Adler’ identisch wäre. Aber der Begriff<br />

des Prototyps meint ja auch nicht ein konkretes Exemplar, sondern eine abstrakte<br />

Entität, ein kognitives Bild oder Schema (Kleiber 1993: 45), das den Prototyp<br />

repräsentiert.<br />

Wie äußern sich nun die Prototypeneffekte bei der Wortbedeutung? Nach Pörings/Schmitz<br />

1999: 31 ff. bieten sich hier unterschiedliche Möglichkeiten zur Erklärung<br />

an:<br />

a.) Die Bedeutung, die uns als erste in den Sinn kommt, wenn wir eine Lautform<br />

hören, gilt als prototypisch.<br />

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