ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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Seit 1951 gibt es ein Österreichisches Wörterbuch zum Gebrauch des österreischischen<br />
Deutsch in Verwaltung, den Ämtern und Schulen, das den Anspruch erhebt,<br />
aber auch deutlich zeigt, dass das in Österreich gebrauchte Deutsch eine eigenständige<br />
Varietät ist.<br />
In Österreich ist die Standardsprache die Sprache der Öffentlichkeit und die der<br />
öffentlich-formellen Situationen sowie die der Medien. Ihre informelle Variante, die<br />
in einigen Merkmalen von der formellen Standardvarietät abweicht (z.B. Reduzierungen<br />
der Endvokale: heut, ich hab), ist ebenfalls in öffentlichen Situationen wie in<br />
privaten Gesprächen gebräuchlich, aber auch in den Medien und in der Schule anzutreffen.<br />
In der privaten Kommunikation der Bevölkerung sind eindeutig die Umgangssprache<br />
und die Dialekte dominierend (vgl. Ammon 2004: XXXVI).<br />
Die Schweizerdeutsche Standardvarietät, auch Schweizerhochdeutsch genannt,<br />
zeigt – aufgrund der Geschichte, der geographischen Lage, der Kontakte mit den<br />
Nachbarländern sowie der politischen Entwicklung des Landes – viele eigene Charakteristika.<br />
Für die Schweiz als Sprachraum gilt die mediale Diglossie, was bedeutet,<br />
dass im Alltag der Deutschschweizer in der gesprochenen/mündlichen Form allgemein<br />
die Dialekte verwendet, wohingegen im Schriftsprachlichen bzw. in einigen<br />
formalen Situationen die Schweizer Standardvarietät gebraucht wird. Die Standardsprache<br />
hat für die Schweizer die Funktion einer Schul- und Schriftsprache und sie<br />
ist im Vergleich zu den deutlich wahrnehmbaren Unterschieden zwischen den Dialekten<br />
verhältnismäßig einheitlich.<br />
Der Dialektgebrauch in der Schweiz ist diachron wie synchron betrachtet viel<br />
stärker vertreten als in den übrigen deutschen Sprachgebieten. Wenn es auch hier<br />
eine bestimmte Ausgleichstendenz zwischen den Dialekten gibt (vgl. Christen 1998),<br />
sind die einzelnen Dialekte noch immer voll ausgeprägt und in allen Schichten der<br />
Gesellschaft auch in Gebrauch. Im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Ländern<br />
genießen sie einen hohen Prestigewert, es ist für alle soziale Schichten ganz selbstverständlich,<br />
in der Alltagskommunikation den Dialekt zu gebrauchen. Der Dialekt<br />
ist hier die alltägliche Umgangssprache. Schweizer verstehen einander sehr gut, auch<br />
wenn jeder seinen eigenen Dialekt spricht, weil die regionalen Varianten der einzelnen<br />
Dialekte allen bekannt sind. So gibt es für Bonbon in der Schweiz je nach Dialektregion<br />
mehrere Bezeichnungen: Zältli, Tröpsli, Täfeli, Zückerli (vgl. Römer/Matzke<br />
2003: 46), die von allen Deutschschweizern verstanden werden. Zum<br />
Dialektgebrauch in der Schweiz schreibt Christen wie folgt:<br />
[…] die Kontinuität der Grundmundarten [gilt] nicht nur als ein Indiz<br />
für die soziale Verbindlichkeit des dialektalen Sprechens in der deutschsprachigen<br />
Schweiz, sondern darüber hinaus lässt die Aufrechterhaltung<br />
beträchtlicher lokaler Varianz ein sprecherseitiges Bedürfnis annehmen,<br />
das darin besteht, die soziale Dimension selbst der engeren lokalen<br />
Lebenswelt zu kommunizieren. (Christen 1998: 294)<br />
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