ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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insbesondere eines Suffixes stellt eine funktional-semantische Potenz dar, die im<br />
Wortbildungsmodell aktualisiert und präzisiert wird. Die meisten Affixe des Deutschen<br />
sind mehrdeutig (polyfunktional), d.h. sie können mehrere Funktionen tragen.<br />
So können -ung Ableitungen sowohl einen Vorgang als auch das Resultat ausdrücken:<br />
Sammlung – die Tätigkeit selbst und das Resultat.<br />
Die -er Derivate können Personenbezeichnungen, Bezeichnungen von Mitteln, Instrumenten,<br />
Geräten ausdrücken, wie Entwerter, eine Herkunfstbezeichnung: Berliner<br />
ausdrücken.<br />
Das polyfunktionale Morphem -er hat im Deutschen zahlreiche Funktionen<br />
(vgl. Knipf-Komlósi 2000: 39-40):<br />
- es signalisiert Relationen im Satz durch die Kasusbildung beim Adjektiv und<br />
Artikel: alter Häuser (Genitiv), der Frau (Genitiv/Dativ)<br />
- es signalisiert eine kategoriale Bedeutung der Grammatik durch die Pluralbildung<br />
und die Komparativbildung: die Kinder, schöner als…<br />
- entgrammatikalisiertes -er (z.B. Fugenzeichen): Hühnerbraten,<br />
- signalisiert eine Herkunftsbezeichnung durch die Ableitung adjektivartiger Wörter:<br />
Wiener, Berliner<br />
- dient als substantivbildendes Suffix zu Personenbezeichnungen: Sieger, Spielleiter<br />
zur Bezeichnung von Nomina instrumenti: Entwerter,<br />
zu Berufsbezeichnungen: Lehrer, Analytiker,<br />
zur Bezeichnung der Zugehörigkeit zu einer Gruppe: Nichtraucher,<br />
dient als Verbpräfix bei der Verbbildung: erwarten, erzielen.<br />
Derivationen können auch danach unterschieden werden, ob sie mit Hinzufügung<br />
eines Affixes oder ohne diese erfolgen, demnach unterscheiden wir explizite (mit<br />
Affixen) Derivation, wie unschön, Beschreibung, Umweg, die mit einem phonetischphonologisch<br />
realisierten Derivationsaffix und implizite Derivation, die ohne phonetisch-phonologisch<br />
realisiertes Derivationsmorphem erfolgt. Hier wird<br />
am/innerhalb des Stammes eine Veränderung durch Ablaut, Brechung und Konsonantenwechsel<br />
vollzogen wie: Trank, Gang, Schrift.<br />
Die Konversion ist eine Wortbildungsart, bei der eine flektierte oder unflektierte<br />
Wortbildungsbasis die Wortart, die Kategorie ohne Suffixergänzung wechselt. Man<br />
unterscheidet zwei große Typen der Konversion:<br />
Konversion ohne Basisänderung (syntaktische Konversion):<br />
schreiben – Schreiben<br />
hoch<br />
– Hoch<br />
fünf<br />
– Fünf<br />
feind<br />
– Feind<br />
fremder – Fremder<br />
auswendig lernen – Auswendiglernen<br />
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