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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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In beiden Texten (einem vor 10 Jahren und einem vor zwei Jahren verfassten) wimmelt<br />

es nur so an gebildeten Konstruktionen, die jedoch durch die Ko - und Kontexte<br />

für die Adressaten und auch die Leser gut verständlich sind. Die Adressaten kennen<br />

die damit verbundenen Begriffe, sie erkennen auch die Bausteine dieser komplexen<br />

Wörter und können deren Bedeutung im Text ableiten.<br />

Eine Vermehrung des Wortschatzes kann durch Wortschöpfung und Wortbildung<br />

erfolgen, wobei die Trennlinie zwischen beiden eindeutig ist. In der Wortschöpfung<br />

werden neue Lautkomplexe geschaffen, die bislang in der Sprache noch nicht als<br />

bedeutungstragende Zeichen vorhanden waren. Es entstehen somit Wortwurzeln. Bei<br />

der Wortbildung geht es um den Ausbau des Wortschatzes durch die Verwendung<br />

vorhandener lexikalischer Elemente. Grundsätzlich kann im Prozess der Wortbildung<br />

mit heimischem (nativem) und fremdem (nicht-nativem) lexikalischen Material gearbeitet<br />

werden, das in der Sprache bereits vorliegt. Auf diese Weise entstehen heimische<br />

Wörter wie Hausbau, Fremdwörter wie Computerbranche und auch hybride<br />

Bildungen, z.B. mit einem fremden Erstglied und einem heimischen Zweitglied:<br />

userfreundlich.<br />

Die Wortbildung als linguistische Teildisziplin hat zwei Seiten: Sie ist einmal der<br />

Prozess selbst, in dem die neuen Wörter gebildet werden, wodurch sie auch als einer<br />

der kreativsten Bereiche der Linguistik bezeichnet wird. (Der Kreativität sind eigentlich<br />

nur durch die Grenzen der Verständlichkeit Schranken gesetzt.) Zum anderen ist<br />

mit Wortbildung auch das Ergebnis, die fertigen Wortbildungsprodukte dieses Prozesses<br />

gemeint. Die Wortbildung als linguistische Disziplin untersucht also den Prozess<br />

der Bildung neuer lexikalischer Einheiten und gleichzeitig auch das Endergebnis,<br />

die neu gebildeten Wörter. Somit ist dieser Bereich der Sprachwissenschaft<br />

durch einen synthetisierenden und einen analysierenden Aspekt, einen prozessualen<br />

und einen statischen Charakter gekennzeichnet.<br />

Bei der Bildung neuer lexikalischer Einheiten ist die Unterscheidung zwischen folgenden<br />

Bildungen grundsätzlich wichtig:<br />

Usuelle Bildungen‚ d.h. übliche, ‚gebräuchliche’ Wortbildungen, sind feste Bestandteile<br />

des Wortschatzes, die zu einem gegebenen Zeitpunkt allgemein bekannt und<br />

gebräuchlich sind und im lexikalischen Inventar einer Sprache verankert sowie kodifiziert<br />

sind, z.B. Haustür, Universitätsbibliothek, wohlgemeint, gelegentlich;<br />

okkasionelle Bildungen‚ oder ‚gelegentliche’ Bildungen kommen ad hoc zustande,<br />

sind vereinzelte Gelegenheits- oder Augenblicksbildungen, die von nicht allen Sprechern<br />

der Sprachgemeinschaft gekannt und gebraucht werden, die stark kontextabhängig<br />

sind, spontan entstehen und nicht automatisch ins Lexikon der Sprache als<br />

kodifizierte Einheiten eingehen, wie Brotangst, katzensicher (= gegen/für Katzen<br />

sicher),<br />

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