ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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f) nach regionalen und sozialen Schichtungen (Soziolekte, Fachsprachen, Dialekte<br />
etc.) fallen dialektal gebrauchte Wörter in differenter Bedeutung auf: dialektal springen<br />
für standardsprachlich laufen, Klempner – Spengler und deren mehrere (vgl.<br />
Kap. 1.2);<br />
g) nach der morphologischen Verwandtschaft der Wörter unterscheiden wir Gruppen<br />
von Wörtern, die ein gemeinsames Kernwort/eine gemeinsame Wurzel haben und<br />
durch diesen gemeinsamen Kern eine Wortfamilie bilden. Eine Wortfamilie wird<br />
durch die Bildungsmöglichkeiten der Wortbildung (Komposition, Derivation usw.)<br />
ausgebaut, wie das im Wortfamilienwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu<br />
sehen ist (vgl. Augst 1998 und Kap. 5);<br />
h) nach der Wahl der Wörter aufgrund außersprachlicher Umstände spricht man über<br />
einen situationsspezifischen, funktional bedingten Wortschatz sterben – einschlafen<br />
– ins Gras beißen (vgl. Kap. 4);<br />
i) nach einer zeitlichen Gliederung sind die Gruppen der Wörter nach ihrer Entstehungszeit<br />
und ihrer aktuellen Bedeutung in Archaismen wie Sense, Tugend, Rain,<br />
Historismen wie Leibeigener, Sklave, in Neologismen wie surfen, chatten, bzw. in<br />
Wörter, die außer Gebrauch kommen und dann wieder belebt werden, wie hausen,<br />
tarnen, anheben (vgl. unten) zu unterteilen;<br />
j) nach einem didaktischen Aspekt unterscheidet man zwischen einem Grund- und<br />
Aufbauwortschatz (vgl. Bußmann 1983: 591);<br />
k) und zuletzt lässt sich der Wortschatz auch hinsichtlich der statistischen Häufigkeit<br />
und dem Gebrauchswert seiner Einheiten unterteilen.<br />
Exkurs: „Wörter im Kopf“<br />
Man kann nicht über den Wortschatz einer Sprache sprechen, ohne den Begriff des<br />
mentalen Lexikons zu erwähnen. Die Lexikonforschung der letzten Jahrzehnte wurde<br />
weitgehend durch die Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft, der Gehirnforschung,<br />
der Psychologie und Psycholinguistik bzw. der Künstlichen Intelligenzforschung<br />
bereichert, was auch bedeutete, dass ein früherer starrer Wortbegriff aufgelöst<br />
wurde und ein neuer, mehrere Aspekte und Ebenen des Wortes erfassender Begriff<br />
aufs engste verbunden mit den Sprachfunktionen, in den Mittelpunkt der Betrachtungsweise<br />
gerückt wurde.<br />
Der Begriff ‚Lexikon’ bezeichnet ein Wörterbuch, eine Auflistung von Wörtern,<br />
genauer von Lexemen. ‚Lexikon’ deutet auch auf eine kognitive Wortbetrachtung hin<br />
und bedeutet einen Wissensspeicher, in dem mehrere Wissenstypen unterschieden<br />
werden (vgl. auch Kap. 3):<br />
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