ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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Keine besonderen Ereignisse. Das galt für Bonn, für Hamm und für<br />
Kassel: also im Rheinland, im Ruhrpott, in Westfalen und in Hessen.<br />
Und dann Heilbronn. Ich such auf dem Bahnhof nur nach einem Telefon.<br />
Raunzt mich der Bahnbeamte an: „Hend se keine Auge em Kopf?!<br />
Do henta steht’s doch groß und breit!“<br />
Heilbronn liegt im Schwäbischen. Den Bahnbeamten hätte ich umarmen<br />
mögen. Ich war daheim! Mir war, als wäre ich nach einer langen<br />
Reise durch die Fremde endlich wieder nach Hause gekommen. Nicht<br />
wegen Heilbronn. Das kenne ich kaum. Es war die Mundart, oder besser,<br />
es war die schwäbische Denkungsart, die mich so plötzlich anheimelte.<br />
Niemand mault und bruddelt halt liebenswerter als ein Schwabe.<br />
Wenn er jemand so richtig „en Senkel nei stellt“, signalisiert er gleichzeitig:<br />
„’s is doch gar nicht so g’moint“.<br />
Sprache als Heimat. Hohnlachen hatte ich riskiert, wer mir als Kind<br />
solche Empfindungen prophezeit hätte. Damals habe ich mich nur geniert<br />
für mein Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch, das doch fast schon<br />
Hochsprache war. Sämtliche Gören aus Berlin und Hannover quasselten<br />
uns Schwabenkinder rhetorisch gnadenlos nieder. Unsere einzige<br />
Rettung war, wenn wir was sagen wollten, mußten wir wirklich was zu<br />
sagen haben. Eine harte Schule.<br />
Aber immer noch besser, als Hochdeutsch zu lernen. Meine diesbezüglichen<br />
Versuche waren niederschmetternd. Ich schaffte es soweit,<br />
dass mich niemand als Schwäbin identifizierte. „Hessin – Sächsin?“<br />
mutmaßten Gesprächspartner nördlich der Mainlinie.<br />
Dann doch lieber Schwäbin.<br />
Seit ich in der Bonner Diaspora lebe, ist alles anders. Ich schwätze<br />
schwäbisch, bin stolz darauf. Hier schwätzen viele Schwäbisch! Der<br />
heimische Sprachklang hält in der Fremde Leib und Seele zusammen.<br />
Sprache auch als Erkennungszeichen. Zwei Fragen werden bei den<br />
ersten Begegnungen mit neuen Leuten in Bonn innerhalb der ersten fünf<br />
Minuten geklärt: die nach dem Parteibuch, das ist nicht so wichtig. Die<br />
nach der Landsmannschaft. Die ist wichtig.<br />
Wegen der gemeinsamen Sprache.<br />
(Birgit Buchner)<br />
12. Welche Wörter erkennen Sie im folgenden Mundartgedicht (aus dem Badischen).<br />
Wagen Sie den Versuch und übersetzen Sie es ins Standarddeutsche!<br />
Blib eso!<br />
Mit Muat dur’s Lebe goh,<br />
grad üs im Guate noh.<br />
Nit jedem Gschätz noh goh,<br />
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