ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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Köter, frech. Träger der wertenden Konnotationen können aber auch bestimmte Affixe<br />
sein, z.B.<br />
- das Adjektivsuffix -isch in äffisch, hündisch, kindisch<br />
- Substantivsuffixe: -ling in Lüstling bzw. -erei in Schlamperei, Schweinerei,<br />
Rederei<br />
- Verbpräfixe: ver- in verderben, miss- in missraten, misslingen, zer- in zerreden,<br />
ent- in entarten<br />
- Nominalpräfixe: un- in Unsinn, Unperson, unsittlich, unangenehm bzw.<br />
miss- in Missgunst<br />
- andere Affixe: Traum- in Traumurlaub, Traumberuf oder Sau- in Sauwetter,<br />
saudumm.<br />
Es ist jedoch zu beachten, dass die aufgeführten Affixe nicht durchgehend wertende<br />
Konnotationen vermitteln, denn z.B. Lehrling ist wertneutral.<br />
Darüber hinaus können auch bestimmte Wortbildungsmodelle Wertungen ausdrücken,<br />
z.B. zahlreiche Reduplikationen, wie papperlapapp, Larifari, Schickimicki<br />
werden als pejorativ eingestuft.<br />
Besonders durch die Untersuchung der wertenden Konnotationen in den Wortneubildungen<br />
wird uns bewusst, wie sehr wir die Sachbezeichnung mit unserer Erkenntnis<br />
über den Wert der Sache koppeln und dadurch Konnotationen erzeugen (wollen).<br />
Insbesondere in der Sprache der Medien greift man zu Neologismen mit wertenden<br />
Konnotationen, z.B. Wendehals, Kurzschlusshandlung in der Politik, Machwerk,<br />
Plastikwort (vgl. Kap. 2).<br />
Eine relativ große Gruppe der Lexeme mit negativ wertender Konnotation machen<br />
die Schimpf- oder Spottwörter aus. In erster Linie sei hier an die metaphorischen<br />
Übertragungen von Tierbezeichnungen als Schimpfwörter gedacht, z.B. Schwein,<br />
Esel, Kamel, Schafskopf, die als polyseme Wörter selbstverständlich nur in der entsprechenden<br />
Bedeutung über die negativen Konnotationen verfügen. In zahlreichen<br />
WBK werden menschliche Verhaltensschwächen und unliebsame Charaktereigenschaften<br />
verspottet, z.B Dünnbrettbohrer, Joghurtbecherspüler, Weichei, Miethai<br />
oder denken wir an die Lexeme, mit denen Kinder getadelt werden: Heulsuse, Heulpeter,<br />
Lausbub.<br />
Auch diskriminierende Bezeichnungen für Personengruppen, Völker oder Glaubensrichtungen,<br />
z.B. Nigger, Zigeuner, Schwule, Juden oder Moslems verunglimpfen<br />
wegen ihrer pejorativen Konnotationen. Um bestimmte negativ wertende Konnotationen<br />
oder Assoziationen auszuschließen, pflegt man umschreibende Ausdrücke,<br />
Euphemismen zu gebrauchen, z.B. statt Nigger Afroamerikaner, statt Zigeuner Sinti<br />
und Roma, statt Schwule Homosexuelle usw. Grundsätzlich basieren aber sämtliche<br />
Euphemismen auf der Intention, negative Konnotationen zu neutralisieren bzw. posi-<br />
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