ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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3.6.2.1 Kompatibilität und Inkompatibilität<br />
Betrachten wir einleitend einige Sätze, die formal absolut in Ordnung sind, aber inhaltlich<br />
gesehen nicht korrekt sind:<br />
a.) Der Baum fliegt davon. (weil ausgehend von unserem Weltwissen ein<br />
Baum nicht fliegen kann)<br />
b.) Er hat einen blonden Hund. (weil blond nur Haare sein können)<br />
c.) Er kauft ihr ein Kleid für Geld. (weil kaufen auch Geld impliziert)<br />
d.) Er speist in der Eckkneipe. (weil speisen stilistisch gesehen als gehoben<br />
während Eckkneipe als umgangssprachlich bewertet werden kann (vgl.<br />
Kap. 4)) (Schippan 1992: 198).<br />
Die aufgeführten Beispielsätze illustrieren den spezifischen semantischen Fügewert<br />
der verwendeten Lexeme, der auf der sog. Kompatibilität, d.h. auf der semantischen<br />
Verträglichkeit der lexikalischen Elemente beruht. Die Beispielsätze von a.)<br />
bis d.) präsentieren also Fälle für die semantische Unverträglichkeit, die (analog) als<br />
Inkompatibilität bezeichnet wird. Die wichtigste Voraussetzung für syntagmatische<br />
Bedeutungsbeziehungen zwischen lexikalischen Einheiten ist also die Kompatibilität.<br />
Besonders interessant für unsere Zwecke sind folgende Beispielsätze:<br />
Satz b.) illustriert, dass es in jeder Sprache Verbote in Bezug auf die Kombination<br />
von Lexemen gibt, die objektive Zusammenhänge widerspiegeln. Das erklärt auch<br />
die Inkompatibilität von blond und Hund, weil im Deutschen blond nur für menschliches<br />
Haar verwendet werden kann und keinesfalls für die Farbe eines Hundefells,<br />
selbst wenn sie der menschlichen Haarfarbe sehr ähnlich ist. Im Sinne solcher Verwendungsrestriktionen<br />
oder -beschränkungen kann das Lexem blöken nur mit dem<br />
Lexem Schaf kombiniert werden, und nur ein Hund kann bellen, nur eine Katze miauen.<br />
Diese Art Inkompatibilität, aber auch gleichzeitig syntagmatische Bedeutungsbeziehung,<br />
wird „semantische Sortenbeschränkung” (Leisi 1975) oder „wesenhafte<br />
Bedeutungsbeziehung” (Porzig 1973) genannt. Semantische Sortenbeschränkungen<br />
können auch kontrastiv, z.B für Fremdsprachenlerner Probleme bereiten, weil eine<br />
durch semantische Sortenbeschränkung bedingte Kombination von Lexemen nicht<br />
wortwörtlich übersetzt werden darf. Während wir z.B. im Deutschen unsere Zähne<br />
putzen, können wir im Ungarischen nicht *fogat pucolni nur fogat mosni, wortwörtlich<br />
*Zähne waschen.<br />
Der Satz c.) präsentiert auch einen interessanten Fall für die Inkompatibilität und<br />
dadurch auch einen bestimmten Typ der syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen.<br />
In Bezug auf kaufen und Geld existieren keinerlei semantische Sortenbeschränkungen.<br />
Die Bedeutung von kaufen impliziert nämlich die Bedeutung von Geld, dabei<br />
wird Geld als Voraussetzungssem genannt, wofür Restriktionen vorhanden sind.<br />
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