ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK
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Weiterführende Literatur:<br />
Pörings, Ralf/Schmitz, Ulrich (Hrsg.) 1999: Sprache und Sprachwissenschaft: Eine<br />
kognitiv orientierte Einführung. Tübingen, 25-50.<br />
Heusinger, S. 2004: Die Lexik der deutschen Gegenwartssprache. München.<br />
Pohl, Inge./Konerding, Hans-Peter (Hg.) 2004: Stabilität und Flexibilität in der Semantik.<br />
Frankfurt/M. (= Sprache, System und Tätigkeit, Bd.52).<br />
3.5 Bedeutungsbeziehungen<br />
Bereits in Kap. 2 wurde darauf hingewiesen, dass der Wortschatz strukturiert, gegliedert<br />
ist. Unser mentaler Wortschatz weist ein großes Maß an Organisiertheit auf.<br />
Zwischen den verschiedenen Wörtern bzw. zwischen ihren Bedeutungen und auch<br />
zwischen den verschiedenen Bedeutungen eines Wortes bestehen eine Reihe von<br />
Beziehungen, die sich systematisch beschreiben und erfassen lassen. In diesem Kapitel<br />
wird es um solche Bedeutungsbeziehungen gehen.<br />
3.5.1 Beziehungen zwischen den Bedeutungen eines Wortes<br />
Stichworte: Polysemie, metaphorische Beziehung zwischen den Bedeutungen,<br />
metonymische Beziehung zwischen den Bedeutungen, Bedeutungserweiterung,<br />
Homonymie, Homophonie, Homographie<br />
3.5.1.1 Polysemie<br />
Jede Sprache entwickelt typische semantische Relationen zwischen den einzelnen<br />
Bedeutungen ein und desselben Wortes. Dieses Phänomen wird in der lexikalischen<br />
Semantik als reguläre Mehrdeutigkeit (vgl. Schippan 1992: 162), lexikalische Mehrdeutigkeit<br />
oder Ambiguität bezeichnet. Von Polysemie spricht man, wenn ein Lexem<br />
ein Spektrum von zusammenhängenden Lesarten oder Bedeutungen hat.<br />
Der Inhalt der polysemen Wörter besteht also aus voneinander unterschiedenen Lesarten<br />
oder Bedeutungen, wobei die Lesarten untereinander eine strukturierte Einheit<br />
mit klaren Ähnlichkeiten bilden (Lutzeier 2002: 44).<br />
Die Polysemie ist eine ganz natürliche ökonomische Tendenz der Sprache. Anstatt<br />
ständig neue Lexeme zu kreieren (Wortschöpfung) oder zu bilden (Wortbildung)<br />
(vgl. Kap. 2), greifen Sprachgemeinschaften dazu, schon vorhandenen Lexemen neue<br />
Bedeutungen zuzuordnen. Das ist dann eine enorme Entlastung für die Speicherkapazität<br />
des Gehirns, wenn mit einer gegebenen Form unterschiedliche Dinge ausgedrückt<br />
werden können. Deshalb ist die Polysemie in einer Sprache eher eine Regel<br />
als eine Ausnahme.<br />
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