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ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES - MEK

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gorien(konzepte). Die Fähigkeit zur Kategorisierung gilt als eine elementare Leistung<br />

der menschlichen Kognition. So haben wir in der Kategorie „Blume” das Wissen<br />

gespeichert, dass Blumen Pflanzen sind, dass sie Blüten haben, dass man sie in Vasen<br />

stellen kann, dass sie duften usw. Dieses Wissen hilft uns, Gegenstände als Blumen<br />

zu erkennen und zu kategorisieren. Auch das aufgeführte Beispiel zeigt, dass<br />

Konzepte durch unsere Alltagserfahrungen determiniert sind, denn ein Biologe speichert<br />

sicherlich auch andere und andersartige Informationen in Bezug auf die Kategorie<br />

der „Blume”.<br />

Unser individuell-episodisches Wissen erlaubt uns, einzelne Gegenstände, Situationen<br />

oder Personen zu erkennen. So besitzen wir Konzepte über die Blumen, die in<br />

unserem Garten wachsen, über Bücher, die wir gelesen haben, über Menschen, die<br />

wir kennen. Diese Art Wissen ist an Raum und Zeit gebunden und hängt von subjektiven<br />

Erfahrungen und Erlebnissen einer Person ab. Beide Wissenstypen ergänzen<br />

einander und stehen ständig in Interaktion.<br />

Nach diesem kurzen Abstecher zur Beschaffenheit von Konzepten stellt sich die<br />

Frage, ob Bedeutungen mit Konzepten identisch sind?<br />

Das semantische Kenntnissystem einer Sprache bezieht seine Informationen aus<br />

dem konzeptuellen System, vor allem aus dem kategorialen konzeptuellen System.<br />

Bei Eigennamen spielt selbstverständlich auch das individuell-episodische Konzeptsystem<br />

eine Rolle. Im Spracherwerb lernt das Kind, sprachliche Ausdrücke an Konzepte<br />

zu knüpfen. Dabei ist interessant, dass die sprachliche und die konzeptuelle<br />

Entwicklung nicht parallel laufen. Das Kind kann bereits über Konzepte verfügen,<br />

ohne die entsprechenden sprachlichen Ausdrücke zu kennen.<br />

„Von einer Bedeutung sprechen wir dann, wenn einer konzeptuellen<br />

Einheit eine sprachliche Form zugeordnet ist. Bedeutungen sind in diesem<br />

Sinne versprachlichte, mit Wortformen belegte Konzepte.”<br />

(Schwarz/Chur 1993: 26)<br />

Somit präsentieren Bedeutungen unterschiedliche Wissensbestände.<br />

Wie der Spracherwerb bei Kindern illustriert, ist die Existenz von Konzepten nicht<br />

an die Existenz von Wörtern geknüpft. Auch als Mitglieder einer Sprachgemeinschaft<br />

verfügen wir über Konzepte, die nicht mit einem sprachlichen Ausdruck belegt<br />

sind. Wir haben z.B. für die Konzepte „hungrig sein” und „nicht hungrig sein” zwei<br />

entsprechende sprachliche Ausdrücke hungrig und satt, aber für das Konzept „nicht<br />

mehr durstig sein” eben keinen: durstig/ ?.<br />

Aus dem gleichen Grund haben wir oft das Gefühl, dass die uns zur Verfügung<br />

stehenden sprachlichen Mittel nicht dazu ausreichen, um unsere Gedanken oder Gefühle<br />

verbalisieren zu können.<br />

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