Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
tätigkeit ausüben (arbeitslose Frauen sowie e<strong>in</strong>geschränkt auch Frauen <strong>in</strong> der<br />
sogenannten stillen Reserve). 29<br />
Auch auf Spac<strong>in</strong>g-Entscheidungen hat das E<strong>in</strong>kommensprofil der Frau e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fluss. Unter der Annahme, dass die Betreuung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern zeit<strong>in</strong>tensiv<br />
<strong>in</strong> der Nutzung der mütterlichen Zeit ist (Willis 1973) <strong>und</strong> die Erwerbsunterbrechung<br />
Folgekosten zeitigt, die über die direkten Lohne<strong>in</strong>bußen während<br />
der Auszeitphase h<strong>in</strong>ausgehen, können Hotz <strong>und</strong> Miller (1988) sowie Moffitt<br />
(1984) belegen, dass e<strong>in</strong> Anreiz zum Spac<strong>in</strong>g von <strong>Geburten</strong> besteht. Diesem<br />
liegt das Bestreben zugr<strong>und</strong>e, das <strong>in</strong>dividuelle Humankapital zu restaurieren.<br />
Boll (2009) zeigt, dass das Humankapital von Akademiker<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Westdeutschland<br />
vor allem unter langen Auszeiten leidet, während Auszeiten für<br />
niedrig gebildete Frauen per se problematisch s<strong>in</strong>d. 30 Demnach haben höher<br />
gebildete Frauen e<strong>in</strong>en höheren Spac<strong>in</strong>g-Anreiz (H<strong>in</strong>auszögern von Folgegeburten)<br />
als hochgebildete Frauen.<br />
Die Lebenszyklusperspektive hat den Vorteil, auf der Kostenseite das ökonomisch-theoretisch<br />
relevante Lebense<strong>in</strong>kommen zu erfassen. Lebenszyklusmodelle<br />
der Fertilität ermöglichen, Tempo-Effekte von Quantum-Effekten zu<br />
trennen (Hotz 2007) <strong>und</strong> liefern daher unverzichtbare E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> das <strong>Geburten</strong>verhalten.<br />
Dennoch ist der Bedeutungsgehalt dieser Modelle zu relativieren.<br />
Erstens führt auch <strong>in</strong> Lebenszyklusmodellen e<strong>in</strong>e positive Zeitpräferenz<br />
für K<strong>in</strong>der zu vorziehenden <strong>Geburten</strong>effekten: Ziehen Eltern Nutzen nicht nur<br />
aus der K<strong>in</strong>derzahl (Happel et al. 1984), sondern auch aus der geme<strong>in</strong>sam mit<br />
ihnen verbrachten Zeit (Moffitt 1984) ist e<strong>in</strong> maximaler <strong>Geburten</strong>aufschub<br />
29<br />
Zu beachten ist, dass diese Argumentation unter sonst gleichen Umständen erfolgt. Der<br />
Fall, dass e<strong>in</strong>e Person von Erwerbstätigkeit <strong>in</strong> Arbeitslosigkeit überwechselt, ist davon zu<br />
unterscheiden <strong>und</strong> bewirkt ceteris paribus (u. a. unter unveränderten Löhnen), dass die<br />
Opportunitätskosten der Eigenbetreuung des K<strong>in</strong>des mit diesem Statuswechsel s<strong>in</strong>ken<br />
(siehe weiter oben).<br />
30<br />
Im E<strong>in</strong>zelnen bestehen die E<strong>in</strong>kommensverluste von Akademiker<strong>in</strong>nen zu e<strong>in</strong>em größeren<br />
Teil aus entgangenen E<strong>in</strong>kommen durch unterlassene Weiterbildungs<strong>in</strong>vestitionen<br />
während der Auszeitphase, während die E<strong>in</strong>kommensverluste von ger<strong>in</strong>ger Qualifizierten<br />
stärker von Entwertungseffekten des Humankapitals während dieser Phase herrühren.<br />
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