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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

men. Unter anderem die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>kommensabhängigen Elterngeldes<br />

bei e<strong>in</strong>er verkürzten Bezugsdauer sowie der Ausbau der K<strong>in</strong>derbetreuungs<strong>in</strong>frastruktur<br />

<strong>in</strong>sbesondere für unter Dreijährige zeigen, dass die Erwerbstätigkeit<br />

der Mutter zunehmend politische Anerkennung f<strong>in</strong>det. Hierzu passt<br />

auch die Änderung des Unterhaltsrechts, welches nun die Verantwortung des<br />

E<strong>in</strong>zelnen für die Erwirtschaftung des Lebensunterhalts betont. Da jedoch, wie<br />

zum Beispiel die Studie „Zentrale Leistungen“ der Gesamtevaluation von ehe-<br />

<strong>und</strong> familienbezogenen Leistungen (Bon<strong>in</strong> et al. 2011) gezeigt hat, <strong>in</strong> anderen<br />

Politikbereichen (zum Beispiel im Steuerrecht bzgl. des Ehegattensplitt<strong>in</strong>gs<br />

oder <strong>in</strong> der Sozialversicherung bzgl. der beitragsfreien Mitversicherung des<br />

Ehepartners <strong>in</strong> der Gesetzlichen Krankenversicherung) weiterh<strong>in</strong> starke Anreize<br />

zur Nichterwerbstätigkeit e<strong>in</strong>es Partners <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e Förderung des Ernährermodells<br />

weiterbestehen, lässt sich derzeit ke<strong>in</strong>e konsequente Ausrichtung<br />

der deutschen Politik auf e<strong>in</strong>e Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben<br />

beobachten.<br />

Neben der konkreten Ausrichtung wird <strong>in</strong> der Literatur auch der Langfristigkeit<br />

<strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit der Familienpolitik e<strong>in</strong> Effekt auf die Fertilität attestiert:<br />

So betonen Sievert <strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>gholz (2009), dass Frankreich bereits <strong>in</strong> der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts mit dem Code de La Famille (1939) die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

umfassender familienpolitischer Maßnahmen e<strong>in</strong>läutete, um bezüglich<br />

der Bevölkerungszahl zu <strong>Deutschland</strong> aufzuschließen. Die familienpolitische<br />

Ausrichtung wurde dabei im Laufe der Zeit jeweils den wandelnden gesellschaftlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen angepasst – förderte die Politik zunächst das<br />

Ernährermodell, so unterstützte sie bereits ab den 1970er Jahren die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Beruf <strong>und</strong> Familie <strong>und</strong> das Zweiverdienermodell. Die Autoren führen<br />

es auf diese Kont<strong>in</strong>uität der Familienpolitik zurück, dass Frankreich niemals<br />

so niedrige <strong>Geburten</strong>raten verzeichnet hatte wie <strong>Deutschland</strong>.<br />

7.1.2 Rolle weiterer Politikfelder<br />

Familienpolitik weist wie kaum e<strong>in</strong> anderes Politikfeld den Charakter e<strong>in</strong>es<br />

Querschnittbereichs auf (Gerlach 2010: 168); <strong>in</strong> diversen weiteren Politikbereichen<br />

werden Entscheidungen getroffen, die auf die Lebenssituation von Familien<br />

E<strong>in</strong>fluss nehmen. Dementsprechend muss e<strong>in</strong>e Wirkungsmessung von<br />

familienpolitischen Maßnahmen <strong>und</strong> Maßnahmenpaketen auf die Fertilität<br />

neben ihrer E<strong>in</strong>passung <strong>in</strong> das nationale Familienpolitikprofil auch das Zusam-<br />

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