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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />

auch: Birg 2006) haben mit der „Biographischen Theorie der demographischen<br />

Reproduktion“ e<strong>in</strong>en Ansatz entwickelt, der demografische Entscheidungen im<br />

Kontext des Lebenslaufes betrachtet. Der Lebenslauf wird dabei als dynamischer<br />

Entscheidungsprozess gesehen, wobei die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entscheidungssituation<br />

vorhandenen Wahloptionen nicht nur von den jeweils aktuellen Lebensumständen<br />

abhängen, sondern vor allem von den Ergebnissen zurückliegender<br />

Entscheidungen. Die Autoren betonen, dass sich <strong>in</strong> der Vergangenheit zum<br />

Beispiel durch die Zunahme von Beschäftigungsmöglichkeiten, die gestiegene<br />

Mobilität, die Verbesserung der (Aus-)Bildung <strong>und</strong> die Erhöhung der Lebenserwartung<br />

das Spektrum an Möglichkeiten der Lebenslaufgestaltung (das „biografische<br />

Universum“) stetig ausgedehnt hat. Je größer jedoch das biografische<br />

Universum, desto größer ist auch die Entscheidungsunsicherheit beziehungsweise<br />

die Furcht vor e<strong>in</strong>er Fehlentscheidung. Langfristige <strong>und</strong> ggf. irreversible<br />

Festlegungen, wie die Entscheidung zur Elternschaft, haben weitreichende<br />

biografische Konsequenzen, denn sie reduzieren die Zahl der weiteren<br />

Lebenslaufoptionen. Analog zum Konzept der (monetären) Opportunitätskosten<br />

(vgl. Kapitel 5) bezeichnen die Autoren den Verlust an biografischen Optionen<br />

durch e<strong>in</strong>e Lebenslaufentscheidung als „biografische Opportunitätskosten“.<br />

Durch das zunehmende biografische Universum steigen auch die biografischen<br />

Opportunitätskosten e<strong>in</strong>er Entscheidung. Die Autoren gehen deswegen<br />

davon aus, dass langfristige Festlegungen immer häufiger vermieden oder<br />

aufgeschoben werden, um das Risiko e<strong>in</strong>er Fehlentscheidung zu m<strong>in</strong>imieren<br />

<strong>und</strong> biografische Opportunitätskosten zu vermeiden. Bezüglich der Reihenfolge<br />

e<strong>in</strong>zelner biografischer Elemente wie Ausbildung <strong>und</strong> Elternschaft ist entscheidend,<br />

dass gesellschaftliche Vorstellungen zu den idealen Ablaufstrukturen<br />

existieren. Im Folgenden soll auf die Normen, die e<strong>in</strong>zelne Lebenslaufentscheidungen<br />

<strong>und</strong> -abschnitte bee<strong>in</strong>flussen, näher e<strong>in</strong>gegangen <strong>und</strong> deren<br />

Auswirkungen auf die Fertilität untersucht werden.<br />

6.1.1 Normen der Partnerschaftsbildung<br />

Normen der Partnerwahl haben e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>fluss auf die Fertilität, da<br />

e<strong>in</strong> geeigneter Partner <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e stabile Partnerschaft allgeme<strong>in</strong> als Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

zur Familiengründung angesehen werden: So haben Höhn et al.<br />

(2006) auf Basis des Generations and Gender Survey (2005) ermittelt, dass<br />

73 % der Männer <strong>und</strong> 61 % der Frauen der Aussage „Man sollte erst K<strong>in</strong>der<br />

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