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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

reiche eher beim Staat, sowohl beim Staat als auch bei privaten Kräften oder<br />

eher bei privaten Kräften sieht. Abgefragt wurden unter anderem die Zuständigkeit<br />

für die f<strong>in</strong>anzielle Absicherung von Familien, die Betreuung von Vorschulk<strong>in</strong>dern<br />

sowie die Nachmittagsbetreuung von Schulk<strong>in</strong>dern. Als Ergebnis<br />

stellt sie fest, dass nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit der Befragten die Verantwortung eher<br />

beim Staat sieht; die jeweilige Mehrheit sieht sowohl den Staat als auch private<br />

Kräfte <strong>in</strong> der Pflicht. Am seltensten wird die Zuständigkeit für die Nachmittagsbetreuung<br />

von Schulk<strong>in</strong>dern beim Staat verortet, am häufigsten die<br />

Betreuung von Vorschulk<strong>in</strong>dern. Während sich zwischen Eltern <strong>und</strong> Personen<br />

ohne K<strong>in</strong>der kaum Differenzen zeigen, zeigen sich deutliche Ost-West-<br />

Unterschiede: Ostdeutsche Befragte sehen mit Blick auf alle drei Politikbereiche<br />

den Staat stärker <strong>in</strong> der Pflicht als Westdeutsche, was auf die unterschiedlichen<br />

familienpolitischen Historien der Regionen zurückzuführen ist (Spieß<br />

2004: 539f.). Die Studie von Spieß kann jedoch ke<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage<br />

geben, welche Zuständigkeiten konkret bei der Familie verortet werden, da<br />

e<strong>in</strong>e Unterteilung der Kategorie „private Kräfte“ <strong>in</strong> Kernfamilie, Verwandte<br />

<strong>und</strong> marktliche Anbieter auf Datenbasis des SOEP nicht möglich ist.<br />

Die Ergebnisse der Population Policy Acceptance Study 2003 (Dorbritz et al.<br />

2005) machen jedoch deutlich, dass zum<strong>in</strong>dest unter den Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

im Familiengründungsalter beziehungsweise mit jungen Familien (20-39<br />

Jahre) e<strong>in</strong>e hohe Erwartung an die Familienpolitik besteht: Von e<strong>in</strong>em Katalog<br />

von 13 möglichen familienpolitischen Maßnahmen, die über flexiblere Arbeitszeiten<br />

für Eltern mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>anziellen Zuschuss zur<br />

Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des reichten, hat die überwiegende Mehrheit der Befragten<br />

alle Maßnahmen als wichtig bis sehr wichtig e<strong>in</strong>gestuft. E<strong>in</strong> Vergleich mit der<br />

ersten PPAS aus dem Jahr 1992 zeigt, dass sich die Ansprüche an die Familienpolitik<br />

gewandelt haben: Stuften die Befragten damals <strong>in</strong>sbesondere f<strong>in</strong>anziell<br />

orientierte Maßnahmen als wichtig e<strong>in</strong>, haben nun Maßnahmen der Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf Priorität. Ähnlich wie bei Spieß (2004) zeigt sich<br />

auch auf Basis der PPAS e<strong>in</strong>e Ost-West-Differenz: Insgesamt werden <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

die vorgeschlagenen familienpolitischen Maßnahmen als wichtiger<br />

e<strong>in</strong>gestuft als <strong>in</strong> Westdeutschland (Dorbritz et al. 2005: 41f.).<br />

Während der Staat <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> im Bereich familienbezogener Leistungen<br />

somit nicht allgeme<strong>in</strong> als Hauptverantwortlicher gesehen wird, ist dies <strong>in</strong><br />

Frankreich, wie Luci (2011) deutlich macht, gänzlich anders: Die höhere Er-<br />

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