Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
kommen ausgleichen können. Bütler (2007) weist am Beispiel der Schweiz<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass sich e<strong>in</strong>e positiv vom E<strong>in</strong>kommen abhängige Gebührenstruktur<br />
negativ auf den Umfang der Erwerbstätigkeit von Müttern auswirken kann.<br />
Für e<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> oder Informatiker<strong>in</strong> lohnt es sich ihren Berechnungen zufolge<br />
kaum, zu arbeiten, wenn sie <strong>in</strong> der Zeit zwei K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Kitas versorgen lassen<br />
muss. Insbesondere an den Schwellene<strong>in</strong>kommen kann bei e<strong>in</strong>kommensgestaffelten<br />
Gebührensätzen e<strong>in</strong> Prohibitivpreiseffekt <strong>in</strong>duziert werden, der<br />
den Verzicht auf die Nutzung der Kita nahelegt.<br />
Insgesamt sche<strong>in</strong>t für e<strong>in</strong>e Erhöhung der Fertilität <strong>und</strong> der Berufstätigkeit von<br />
Müttern eher e<strong>in</strong> kostengünstiges Angebot an Kita-Plätzen förderlich zu se<strong>in</strong>.<br />
Wrohlich (2006) argumentiert aber an Hand e<strong>in</strong>es Simulationsmodells, dass <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>, wo das Angebot an Kita-Plätzen rationiert ist, die Ausweitung<br />
des Angebots an Kita-Plätzen e<strong>in</strong>en größeren positiven Effekt auf die Müttererwerbstätigkeit<br />
hat als e<strong>in</strong>e Senkung der Kosten für die Plätze. Der positive<br />
Bef<strong>und</strong> von Haan <strong>und</strong> Wrohlich (2009) zu den <strong>Geburten</strong>effekten auf K<strong>in</strong>derlose<br />
<strong>und</strong> hochqualifizierte Frauen bestätigt dies. Auch im Vergleich zu anderen<br />
Ländern (USA, Kanada, Vere<strong>in</strong>igtes Königreich) hat die Reduktion der Kita-<br />
Kosten <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Effekt auf die Müttererwerbstätigkeit<br />
(Wrohlich 2004). 54<br />
Insgesamt ist bezüglich des quantitativen Angebots an <strong>in</strong>stitutionellen K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />
festzuhalten, dass e<strong>in</strong> Ausbau des Platzangebotes<br />
durchaus e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf das <strong>Geburten</strong>verhalten haben kann. Es<br />
muss aber erstens e<strong>in</strong> bestimmter Schwellenwert erreicht werden, um e<strong>in</strong><br />
wirksames Vere<strong>in</strong>barkeits-Signal zu setzen. Zweitens muss das Angebot h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Öffnungszeiten <strong>und</strong> Gebührengestaltung so ausgestaltet se<strong>in</strong>, dass es<br />
Müttern die Erwerbstätigkeit praktisch <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell auch ermöglicht. Drittens<br />
zeigen Erfahrungen aus dem Ausland aber auch aus dem <strong>in</strong>nerdeutschen Ost-<br />
West-Vergleich, dass die vorherrschenden E<strong>in</strong>stellungen zur Fremdbetreuung<br />
von (Kle<strong>in</strong>-)K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Wirksamkeit des Betreuungsausbaus<br />
auf die Fertilität spielen.<br />
54 Leider wurde der Effekt auf die Fertilität hier nicht geschätzt.<br />
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