Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
7 Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
7.1 Politisch-rechtliches Gesamtsystem<br />
Aufgr<strong>und</strong> der starken bevölkerungspolitischen Ausrichtung der Familienpolitik<br />
im Nationalsozialismus wurde <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik der bevölkerungspolitische<br />
Aspekt von Politikmaßnahmen lange Zeit nicht diskutiert beziehungsweise<br />
tabuisiert (zum Beispiel Dienel 2002: 41). Ob als explizite Bevölkerungspolitik<br />
benannt oder nicht, zeigen die Ausführungen dieses Literaturüberblicks<br />
jedoch, dass das Gesamtsystem der (familien-)politischen Maßnahmen <strong>und</strong><br />
Leistungen e<strong>in</strong>es Landes durchaus E<strong>in</strong>fluss auf die Fertilitätsentscheidungen<br />
der Menschen nimmt. E<strong>in</strong>e Gesamtbewertung der fertilitätsbezogenen Wirkungen<br />
der Familienpolitik e<strong>in</strong>es Landes setzt dabei zunächst e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />
von Familienpolitik beziehungsweise e<strong>in</strong>e Abgrenzung der Familienpolitik von<br />
anderen Politikbereichen voraus. Gauthier (2002) (ähnlich: Neyer <strong>und</strong> Andersson<br />
2007) weist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf h<strong>in</strong>, dass nur wenige Länder<br />
e<strong>in</strong>e explizite <strong>und</strong> umfassende Familienpolitik verfolgen. Vielmehr lässt sich<br />
Familienpolitik als e<strong>in</strong>e Mischung aus Politikmaßnahmen beschreiben, die sich<br />
an Familien mit K<strong>in</strong>dern richten <strong>und</strong> auf die Erhöhung ihres Wohlergehens<br />
abzielen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> benutzt Gauthier diesen Begriff pr<strong>in</strong>zipiell im Plural<br />
(family policies). Dieses Verständnis umfasst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiten Perspektive<br />
diverse Politikbereiche, unter anderem auch Beschäftigungs- oder Verkehrspolitik,<br />
da diese das Wohlergehen von Familien bee<strong>in</strong>flussen. In e<strong>in</strong>er engeren<br />
Perspektive umfasst Familienpolitik jedoch nur die Kernkomponenten: f<strong>in</strong>anzielle<br />
Unterstützung für Familien, Dienstleistungen <strong>und</strong> Geldleistungen für erwerbstätige<br />
Eltern, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungspolitik sowie Familienrecht<br />
(Gauthier 2002: 456).<br />
Entsprechend diesem Verständnis von Familienpolitik soll im folgenden Abschnitt<br />
e<strong>in</strong>e Analyse der Fertilitätswirkungen des Familienpolitikprofils unter<br />
Rückgriff auf den eng gefassten Begriff von Familienpolitik erfolgen; e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bezug<br />
weiterer familienrelevanter Politikbereiche erfolgt im darauf folgenden<br />
Abschnitt. Anschließend werden moderierende Faktoren diskutiert, welche die<br />
Wirkung ehe- <strong>und</strong> familienbezogener Leistungen <strong>und</strong> Maßnahmen abschwächen<br />
oder verstärken können – zu nennen s<strong>in</strong>d hier die E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> die<br />
Bekanntheit <strong>und</strong> Akzeptanz der Leistungen <strong>und</strong> Maßnahmen. Vor dem H<strong>in</strong>ter-<br />
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