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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />

weise OECD-Ländern e<strong>in</strong>e negative Korrelation zwischen monetären Leistungen<br />

für Familien e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Gesamtfertilitätsrate andererseits (Abramovici<br />

2003 beziehungsweise OECD 2012b): Hier liegt <strong>Deutschland</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

der ersten Plätze bezüglich monetärer Leistungen für Familien, weit vor<br />

vielen Ländern, die e<strong>in</strong>e höhere Gesamtfertilitätsrate (<strong>und</strong> meist e<strong>in</strong>e höhere<br />

Frauenerwerbsquote) aufweisen (u. a. skand<strong>in</strong>avische Länder, Frankreich,<br />

USA). Multivariate Analysen mit Aggregatdaten, <strong>in</strong> denen der E<strong>in</strong>fluss von K<strong>in</strong>dergeldzahlungen<br />

auf die Gesamtfertilitätsrate geschätzt wird, gelangen demgegenüber<br />

zu positiven Wirkungszusammenhängen. So zeigen Gauthier <strong>und</strong><br />

Hatzius (1997) anhand von Daten von 22 Industrieländern 1970 bis 1990, dass<br />

mit der Höhe des K<strong>in</strong>dergeldes (jeweils für Familien mit e<strong>in</strong>em, zwei oder drei<br />

K<strong>in</strong>dern) die Gesamtfertilitätsrate steigt. Allerd<strong>in</strong>gs konzentriert sich der positive<br />

Effekt auf skand<strong>in</strong>avische Länder, während für kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />

Länder ger<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> für anglo-amerikanische Länder gar ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Effekte zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. 58 In mult<strong>in</strong>ationalen Schätzungen mit Mikrodaten unter<br />

Kontrolle für makroökonomische Rahmendaten zeitigt e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergelderhöhung<br />

überdies ke<strong>in</strong>e Effekte (Kalwij 2010). 59 Rønsen (2004), die für Norwegen<br />

für die Frauenjahrgänge 1943 bis 1967 die Wirkung e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dergelderhöhung<br />

untersucht hat, f<strong>in</strong>det ebenfalls für ke<strong>in</strong>e der <strong>Geburten</strong>paritäten signifikante<br />

Effekte. Auch e<strong>in</strong>e Studie von Engelbrech (2002) mit e<strong>in</strong>em mult<strong>in</strong>ationalen<br />

Datensatz zeigt, dass die Gewährung von Transferzahlungen <strong>und</strong> Freibeträgen<br />

wie K<strong>in</strong>dergeld <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derfreibetrag die <strong>Geburten</strong>häufigkeit nicht zu erhöhen<br />

vermag.<br />

Große Aufmerksamkeit erfuhren die Änderungen der Höhe des K<strong>in</strong>dergeldes<br />

<strong>in</strong> der kanadischen Prov<strong>in</strong>z Québec <strong>in</strong> den 1980er <strong>und</strong> 1990er Jahren. Von<br />

58<br />

Dies mag damit zusammenhängen, dass mit der K<strong>in</strong>dergelderhöhung <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

flankierende Maßnahmen zur Verbesserung der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen,<br />

die den positiven Fertilitätseffekt bewirkt haben. Vgl. zur Bedeutung der E<strong>in</strong>bettung<br />

der Familienpolitik <strong>in</strong> e<strong>in</strong> konsistentes Gesamtgefüge politischer Maßnahmen<br />

Kapitel 7.1.2).<br />

59<br />

Kalwij zeigt anhand von Daten des European Social Survey zu Fertilitätsverläufen zwischen<br />

1980 <strong>und</strong> 2003, dass e<strong>in</strong>e 10 %-ige K<strong>in</strong>dergelderhöhung ke<strong>in</strong>e signifikanten Effekte<br />

hatte – weder auf Tim<strong>in</strong>g- oder Spac<strong>in</strong>g-Entscheidungen noch auf die endgültige K<strong>in</strong>derzahl<br />

von Frauen.<br />

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