05.10.2013 Aufrufe

Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

Mischke 2011) erleichtert. 38 Neyer <strong>und</strong> Andersson (2007: 11) weisen jedoch<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass die E<strong>in</strong>teilung der Wohlfahrtsstaatenregime <strong>und</strong> der Familienpolitikregime<br />

nicht deckungsgleich ist: So fallen, wie bereits erwähnt, bei<br />

Esp<strong>in</strong>g-Andersen, der zwischen sozialdemokratischen, konservativen <strong>und</strong> liberalen<br />

Wohlfahrtstaaten unterscheidet, zum Beispiel Frankreich <strong>und</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>in</strong> die gleiche Gruppe (konservative Wohlfahrtsstaaten) – wodurch e<strong>in</strong>e<br />

Erklärung der unterschiedlichen Fertilitätsniveaus dieser Länder nicht möglich<br />

ist. Bei Typologien, die stärker auf die Familienpolitik fokussieren, zeigen sich<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich demgegenüber unterschiedlichen Regimen zugehörig.<br />

Als Beispiel lässt sich auf die Typologie der Familienpolitikregime von Gauthier<br />

(1996) h<strong>in</strong>weisen. Gauthier bezieht neben ökonomischer (= E<strong>in</strong>kommenstransfers)<br />

<strong>und</strong> ökologischer (= Infrastruktur, zum Beispiel K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen)<br />

Intervention auch die rechtliche Intervention <strong>in</strong> ihre Analyse mit e<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> unterscheidet vier Ländergruppen: Erstens e<strong>in</strong> pronatales Modell (zum<br />

Beispiel Frankreich), <strong>in</strong> dem die Förderung von Familien als staatliche Aufgabe<br />

gesehen wird <strong>und</strong> welches auf die monetäre Förderung k<strong>in</strong>derreicher Familien<br />

<strong>und</strong> die Unterstützung der Müttererwerbstätigkeit ausgerichtet ist. Zweitens<br />

e<strong>in</strong> pro-traditionales Modell (zum Beispiel <strong>Deutschland</strong>) welches das traditionelle<br />

Ernährermodell fördert <strong>und</strong> e<strong>in</strong> mittleres Niveau staatlicher Unterstützung<br />

für Familien bereitstellt. Erwerbstätige Mütter werden zwar unterstützt,<br />

jedoch bestehen H<strong>in</strong>dernisse bzgl. der Erwerbstätigkeit von Frauen (zum Beispiel<br />

im Steuersystem oder bezüglich des Ausbaus der K<strong>in</strong>derbetreuung). Drittens<br />

e<strong>in</strong> nicht-<strong>in</strong>terventionistisches Modell (zum Beispiel Großbritannien),<br />

welches se<strong>in</strong>e Unterstützung weitgehend auf bedürftige Familien beschränkt.<br />

Frauenerwerbstätigkeit wird e<strong>in</strong>erseits nicht erschwert, andererseits wird e<strong>in</strong>e<br />

Förderung auch nicht als staatliche Aufgabe angesehen. Viertens e<strong>in</strong> proegalitäres<br />

Modell (zum Beispiel Schweden), welches auf die Gleichstellung der<br />

Geschlechter abzielt. Die Unterstützung von Familien, <strong>in</strong>sbesondere erwerbs-<br />

38 Andere Autoren haben weitere E<strong>in</strong>teilungen der Länder anhand der Verteilung von<br />

bezahlter <strong>und</strong> unbezahlter Arbeit (Gornick <strong>und</strong> Meyers 2004) oder Geschlechterbeziehungen<br />

(Gálvez-Muñoz et al. 2011, Korpi 2000) vorgenommen.<br />

137

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!