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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

lichen Politikfelder die Ursache dafür, dass Mütter <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> häufiger als<br />

<strong>in</strong> Frankreich nicht erwerbstätig se<strong>in</strong> können. In Frankreich wird Gleichstellung<br />

als Querschnittsthema betrachtet, das <strong>in</strong> allen Politikbereichen Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>det. Das „kohärente Zusammenwirken vieler <strong>in</strong>stitutioneller Faktoren“<br />

(ebd.) verursache <strong>in</strong> Frankreich letztlich die bessere Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf.<br />

Bezüglich des E<strong>in</strong>flusses weiterer, über den Kernbereich der Familienpolitik<br />

h<strong>in</strong>ausgehender Politikbereiche auf die Fertilität sei an dieser Stelle exemplarisch<br />

auf die Rolle der Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Luci (2011) argumentiert, dass <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> auch im Bereich der Arbeitsmarktpolitik<br />

an dem traditionellen Familienmodell mit e<strong>in</strong>em (männlichen)<br />

Hauptverdiener festgehalten wird. E<strong>in</strong> breiter Niedriglohnsektor ohne gesetzlichen<br />

M<strong>in</strong>destlohn 39 sowie die Forcierung von M<strong>in</strong>ijobs, die ke<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Existenzsicherung bieten, erschweren nach Ansicht von Luci Müttern die<br />

gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben <strong>und</strong> damit die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf über die Rolle der Zuverdiener<strong>in</strong> h<strong>in</strong>aus (Luci 2011: 14; 24).<br />

Zudem hat Laß (im Ersche<strong>in</strong>en) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersicht über den Forschungsstand<br />

zur Wirkung atypischer Beschäftigung auf Familien <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> herausgestellt,<br />

dass diese Form der Beschäftigung gravierende Probleme bei der Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf nach sich ziehen <strong>und</strong> zudem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

e<strong>in</strong>er Heirat <strong>und</strong> Familiengründung negativ bee<strong>in</strong>flussen kann. Die<br />

beiden familienpolitischen Ziele der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong><br />

der Steigerung der <strong>Geburten</strong>rate werden somit durch die beschäftigungspolitisch<br />

motivierten Deregulierungen beziehungsweise Neuregelungen auf dem<br />

Arbeitsmarkt konterkariert. Ähnlich sieht McDonald (2006) die mit dem Begriff<br />

„neuer Kapitalismus“ verb<strong>und</strong>enen, politisch unterstützten Veränderungen<br />

auf dem Arbeitsmarkt, die sich unter anderem <strong>in</strong> steigender Arbeitsplatzunsi-<br />

39 E<strong>in</strong>schränkend weist Luci darauf h<strong>in</strong>, dass diese Niedriglohnstrategie <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Dienstleistungsbereich Arbeitsplätze geschaffen hat (Luci 2011: 14).<br />

Folglich wäre davon auszugehen, dass viele Frauen ohne den Ausbau des Niedriglohnsektors<br />

aufgr<strong>und</strong> fehlender Arbeitsplätze überhaupt nicht erwerbstätig se<strong>in</strong> könnten, was<br />

dem Ziel e<strong>in</strong>er gleichberechtigten Teilhabe an der Erwerbsarbeit entgegenliefe. Insgesamt<br />

ist die Wirkung von Niedriglohnsektor <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ijobs auf die Erwerbs<strong>in</strong>tegration <strong>und</strong> die<br />

Erwerbschancen von Frauen unter Wissenschaftlern umstritten.<br />

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