Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
Sievert <strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>gholz (2009) ziehen das Konzept der Fertilitätsfalle heran, um<br />
den Fertilitätsunterschied zwischen <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich zu erklären:<br />
Da Frankreich niemals so niedrige <strong>Geburten</strong>raten wie <strong>Deutschland</strong> zu verzeichnen<br />
hatte, hat sich e<strong>in</strong>e Fertilitätsfalle dort im Gegensatz zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />
nicht e<strong>in</strong>gestellt (Sievert <strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>gholz 2009: 8).<br />
E<strong>in</strong>en weiteren Erklärungsansatz stellt der „Value-of-Children-Approach“ dar,<br />
der die gr<strong>und</strong>legenden Werte von K<strong>in</strong>dern für ihre Eltern <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />
der Analyse der Fertilitätsentscheidung stellt <strong>und</strong> damit versucht, die Erklärungslücken<br />
makrostruktureller <strong>und</strong> haushaltsökonomischer Theorien zum<br />
<strong>Geburten</strong>rückgang zu schließen (vgl. hierzu auch Kapitel 5.1.1). Während letztere<br />
zwar zur Erklärung e<strong>in</strong>iger familien- <strong>und</strong> sozialpolitischer Fragestellungen<br />
herangezogen werden können, bleibt ihre Erklärungskraft dabei jedoch unvollständig,<br />
da die ausschließlich preistheoretisch f<strong>und</strong>ierten Fertilitätsmodelle<br />
sich lediglich auf die ansteigenden „Kosten“ von K<strong>in</strong>dern, nicht aber auf ihren<br />
Wert bezüglich des „Nutzens“ beziehen. Der „Value-of-Children“-Ansatz, der<br />
<strong>in</strong>sbesondere durch die Arbeiten von Hoffman <strong>und</strong> Hoffman (1973) geprägt<br />
wurde, rückt dabei Überlegungen zur <strong>in</strong>dividuellen Motivation des K<strong>in</strong>derhabens<br />
<strong>und</strong> dem (wahrgenommenen) Wert von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Damit soll der zentralen Frage nachgegangen werden, aus welchen Gründen<br />
sich Menschen für oder gegen K<strong>in</strong>der entscheiden. Hoffman <strong>und</strong> Hoffman<br />
(1973) sehen im Wert von K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e vermittelnde Variable zwischen der zu<br />
erklärenden Fertilitätsentscheidung e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> dem sozio-kulturellen <strong>und</strong><br />
sozio-strukturellen Kontext andererseits. Der Wert von K<strong>in</strong>dern als primäre<br />
Entscheidungsdimension be<strong>in</strong>haltet dabei unterschiedliche Aspekte <strong>und</strong> ist<br />
kulturabhängig (Neuwirth et al. 2011: 25).<br />
Auch Nauck (2007) unterscheidet zwischen ökonomischen, psychischen <strong>und</strong><br />
soziokulturellen Nutzenkomponenten h<strong>in</strong>sichtlich der Entscheidung für oder<br />
gegen K<strong>in</strong>der. Die letzte Komponente verweist dabei auf die Möglichkeit der<br />
Elternschaft als Quelle sozialer Anerkennung, zu welcher K<strong>in</strong>der sowohl mittelbar<br />
als auch unmittelbar beitragen können. In diesem Zusammenhang zeigt<br />
sich, dass K<strong>in</strong>der zu wesentlichen Vergeme<strong>in</strong>schaftungsprozessen beitragen<br />
<strong>und</strong> bestehende Beziehungen <strong>in</strong>tensivieren können. Wie e<strong>in</strong>e Auswertung des<br />
Generation and Gender Survey (GGS) für <strong>Deutschland</strong> zeigt, sehen <strong>in</strong>sbesondere<br />
k<strong>in</strong>derlose Männer als Wert von K<strong>in</strong>dern die Möglichkeit der Verbesserung<br />
ihrer Partnerschaft, die so mit der Familiengründung e<strong>in</strong>e neue Qualität<br />
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