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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

mit e<strong>in</strong>em Intimisierungs- <strong>und</strong> Emotionalisierungsprozess der familialen B<strong>in</strong>nenstruktur.<br />

Die Familie wurde zu „e<strong>in</strong>er geschlossenen Geme<strong>in</strong>schaft mit<br />

Exklusivcharakter“ (Nave-Herz 2006: 49). Sie galt als „privater Raum“, der nur<br />

begrenzt für E<strong>in</strong>flüsse von außen offen ist (Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k <strong>und</strong> Konietzka 2007: 67). Es<br />

kam zur Anerkennung der K<strong>in</strong>dheit als eigenständige Entwicklungsphase (Ariès<br />

1978) sowie zur Zuweisung der Alle<strong>in</strong>verantwortung für die Sozialisation der<br />

K<strong>in</strong>der an die Eltern (Nave-Herz 2006: 51f.). Konsequenzen dieser Entwicklungen<br />

waren gehobene Ansprüche an die Sozialisation der K<strong>in</strong>der durch die Eltern<br />

(<strong>in</strong>sbesondere die Mutter) sowie e<strong>in</strong>e zunehmende emotionale Zuwendung<br />

zum K<strong>in</strong>d. K<strong>in</strong>der blieben im bürgerlichen Familienmodell zwar selbstverständliche<br />

Folge der Eheschließung (Nave-Herz 2006: 51), aber die hohen<br />

emotionalen Ansprüche an die Familienbeziehungen waren deutlich leichter<br />

mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen K<strong>in</strong>derzahl zu erfüllen (vgl. hierzu auch Kapitel 6.3.2). Das<br />

bürgerliche Familienmodell impliziert zudem e<strong>in</strong>e strikte Rollenverteilung zwischen<br />

den Geschlechtern, die dem Mann die öffentliche Sphäre <strong>und</strong> die produktiven<br />

Aufgaben (Erwerbsarbeit) <strong>und</strong> der Frau die private Sphäre <strong>und</strong> damit<br />

die reproduktiven Aufgaben (Familienarbeit) zuweist, wobei reproduktive Tätigkeiten<br />

jedoch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere gesellschaftliche Wertschätzung als produktive<br />

Tätigkeiten erfahren (Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k <strong>und</strong> Konietzka 2007: 67).<br />

In den letzten Jahrzehnten hat die normative Verb<strong>in</strong>dlichkeit des bürgerlichen<br />

Familienmodells nachgelassen, was sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wandel der Mutter- <strong>und</strong><br />

Vaterrollen niederschlägt. Im Folgenden wird der Forschungsstand zu den<br />

heutigen Geschlechterrollenbildern dargestellt <strong>und</strong> der Zusammenhang zwischen<br />

Rollenbildern <strong>und</strong> Fertilität aufgezeigt.<br />

6.2.1 Frauen- <strong>und</strong> Mutterrolle<br />

Seit den 1960er Jahren ist e<strong>in</strong> deutlicher Wandel der Frauenrolle zu beobachten<br />

(zum Beispiel Peuckert 2008: 229f.): Waren Frauen zuvor nur dann erwerbstätig,<br />

wenn es die ökonomische Situation erforderte, zeigte der Arbeitsmarkt<br />

nun wachsendes Interesse an den Frauen. Umgekehrt erhöhten<br />

sich durch die Bildungsreform der 1960er Jahre die Investitionsleistungen von<br />

Frauen <strong>in</strong> das eigene Humankapital <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die Berufs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensaussichten.<br />

Dies führte zu e<strong>in</strong>er Zunahme der Berufsorientierung von<br />

Frauen, welche <strong>in</strong> Konkurrenz zu der bis dah<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>ierenden Familienorientierung<br />

trat. Unterstützt wurde dieser Prozess durch den Übergang von der<br />

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