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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

den Arbeitslosenquoten von Frauen <strong>und</strong> Männern, die Scheidungshäufigkeit<br />

sowie den Anteil nichtehelicher <strong>Geburten</strong> heran (vgl. hierzu auch Kapitel 5.2).<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich sehen Feyrer et al. (2008) die deutsche Frauenrolle<br />

als e<strong>in</strong>e Übergangssituation auf dem Entwicklungspfad <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er<br />

(stärker) egalitären Verteilung der Familienarbeit <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>den damit die<br />

Erwartung e<strong>in</strong>er zukünftig wieder ansteigenden Fertilität. Die Autoren identifizieren<br />

drei Stadien des Status von Frauen <strong>in</strong> den Gesellschaften: In der frühen<br />

Phase ist der Status der Frauen am niedrigsten; sie erhalten niedrige Löhne<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d für die gesamte Familienarbeit zuständig. Deswegen s<strong>in</strong>d viele Frauen<br />

nicht erwerbstätig <strong>und</strong> spezialisieren sich auf Haus- <strong>und</strong> Familienarbeit; die<br />

Fertilität ist dabei hoch. In der mittleren Phase – <strong>in</strong> welcher sich <strong>Deutschland</strong>,<br />

aber auch zum Beispiel Spanien <strong>und</strong> Italien derzeit bef<strong>in</strong>den – haben sich die<br />

Erwerbschancen von Frauen verbessert, dennoch s<strong>in</strong>d die Frauen weiterh<strong>in</strong> für<br />

den überwiegenden Teil der Haus- <strong>und</strong> Familienarbeit zuständig. Hierdurch<br />

s<strong>in</strong>kt die Fertilität bei steigender Frauenerwerbsbeteiligung. In der letzten<br />

Entwicklungsphase erreichen die Erwerbschancen der Frauen das Niveau der<br />

Männer; die Frauenerwerbsbeteiligung ist noch höher als <strong>in</strong> der mittleren Phase.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der gestiegenen Verhandlungsmacht der Frauen beteiligen sich<br />

Männer deutlich stärker, wenn nicht sogar gleichwertig, an der Haus- <strong>und</strong> Familienarbeit<br />

<strong>und</strong> dadurch steigt die Fertilität wieder an. Die Autoren verorten<br />

zum Beispiel die skand<strong>in</strong>avischen Länder <strong>und</strong> die Niederlande am Beg<strong>in</strong>n dieser<br />

letzten Phase (Feyrer et al. 2008: 3f.).<br />

6.2.2 Männer- <strong>und</strong> Vaterrolle<br />

Mit Blick auf das gesellschaftliche Leitbild der Männer- <strong>und</strong> Vaterrolle s<strong>in</strong>d nur<br />

langsame Tendenzen des Wandels beobachtbar. In <strong>Deutschland</strong> ist die aus<br />

dem bürgerlichen Familienmodell entstammende Rolle des männlichen Ernährers<br />

weiterh<strong>in</strong> der dom<strong>in</strong>ante Lebensentwurf junger Männer, wie zum Beispiel<br />

Bertram et al. auf Basis von Daten des DJI-Familiensurveys 2000 zeigen: Unterteilt<br />

man die Lebensentwürfe auf Basis der Typologie von Hakim (2000) <strong>in</strong> berufsorientierte,<br />

adaptive (d.h. Erwerbs- <strong>und</strong> Familienarbeit vere<strong>in</strong>barende)<br />

<strong>und</strong> haushaltszentrierte Lebensentwürfe, so waren im Jahr 2000 67 % der<br />

Männer ausschließlich berufsorientiert; e<strong>in</strong> Drittel der Männer favorisiert e<strong>in</strong><br />

adaptives Lebensmodell; e<strong>in</strong>e ausschließliche Haushaltszentrierung war unter<br />

deutschen Männern gänzlich unüblich (Bertram et al. 2005: 30).<br />

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