Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
Auch <strong>in</strong> makroökonomischen Analysen von OECD- beziehungsweise EU-<br />
Staaten (d’Addio <strong>und</strong> d’Ercole 2005a, Castles 2003) hat das Angebot an Kita-<br />
Plätzen für unter Dreijährige e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf die Gesamtfertilitätsrate.<br />
Neben der Quantität <strong>und</strong> Rationierung der Plätze ist für die Höhe der Betreuungskosten<br />
auch der Gebührensatz <strong>und</strong> ggf. se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommensstaffelung relevant.<br />
Theoriegemäß führen ger<strong>in</strong>gere Gebühren unter sonst unveränderten<br />
Umständen über den E<strong>in</strong>kommenseffekt <strong>und</strong> Substitutionseffekt s<strong>in</strong>kender<br />
K<strong>in</strong>derkosten zu e<strong>in</strong>er erhöhten K<strong>in</strong>dernachfrage. Zudem können ger<strong>in</strong>ge Opportunitätskosten<br />
auch die Attraktivität e<strong>in</strong>er (längeren) Erwerbsarbeit steigern<br />
(Mörk et al. 2011). Empirische Studien kommen allerd<strong>in</strong>gs zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen.<br />
Bujard (2011a) zeigt auf Basis von OECD-Daten mit Hilfe bivariater Korrelationsanalysen<br />
zwischen staatlichen K<strong>in</strong>derbetreuungsausgaben pro Kopf der<br />
Bevölkerung <strong>und</strong> Gesamtfertililtätsrate e<strong>in</strong>en statisch signifikanten positiven<br />
Zusammenhang der Veränderungsraten beider Größen im Zeitraum 1986-<br />
2006 für zwölf Länder. Steigende K<strong>in</strong>derbetreuungsausgaben des Staates gehen<br />
also <strong>in</strong> der Studie von Bujard mit e<strong>in</strong>er steigenden Gesamtfertilitätsrate<br />
e<strong>in</strong>her. Für die Evaluation familienpolitischer Maßnahmen s<strong>in</strong>d Analysen dieser<br />
Art von begrenztem Erklärungsgehalt. Aus bivariaten Korrelationen kann<br />
nicht auf kausale Wirkungszusammenhänge geschlossen werden, da auf der<br />
Seite der E<strong>in</strong>flussgrößen von Fertilität noch zahlreiche andere soziodemografische,<br />
sozial-normative <strong>und</strong> politisch-rechtliche Faktoren e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
generative Verhalten ausüben <strong>und</strong> zudem vermutlich (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er landesspezifischen<br />
Weise) mit der e<strong>in</strong>zeln herausgegriffenen Betreuungskostenkennziffer<br />
<strong>in</strong>teragieren. Die statistische Signifikanz der familienpolitischen Größe bleibt<br />
zwar auch <strong>in</strong> den multivariaten Analysen, die der Autor ebenfalls anstellt, erhalten,<br />
jedoch kontrollieren diese zwangsläufig nur für e<strong>in</strong>en Teil beobachtbarer<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren. Latente E<strong>in</strong>flüsse, die zum Teil über länderspezifische fixe<br />
Effekte e<strong>in</strong>gefangen werden könnten, werden, soweit ersichtlich, nicht berücksichtigt.<br />
Nicht zuletzt kann aus der erklärenden Größe TFR nicht ohne weiteres<br />
auf das <strong>in</strong>dividuelle Fertilitätsverhalten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en zahlreichen Aspekten<br />
geschlossen werden; hierzu bedarf das Mehrebenenmodell e<strong>in</strong>er mikroökonomischen<br />
<strong>und</strong> mikroökonometrischen F<strong>und</strong>ierung (siehe auch Bujard 2011b).<br />
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