Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Entwicklung von <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong>n <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Besonders problematisch ersche<strong>in</strong>t hier die Gegenüberstellung messfehlerbehafteter<br />
periodenspezifischer Fertilitätsziffern mit ‚idealen‘ K<strong>in</strong>derzahlen (vgl.<br />
Sobotka <strong>und</strong> Lutz 2010: 671f.). Zudem wird die „ideal number of children […]<br />
usually <strong>in</strong>terpreted as the number of children an <strong>in</strong>dividual would like to have<br />
<strong>und</strong>er ideal conditions of life. However, ‘ideal’ conditions of life can hardly be<br />
satisfied, i.e. as an <strong>in</strong>dicator to measure the extent of policy needs, the ideal<br />
number of children can be seen as biased upwards“ (Philipov 2009: 356). Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus besteht die Gefahr, dass von e<strong>in</strong>er Differenz zwischen zwei aggregierten<br />
Maßzahlen (TFR <strong>und</strong> durchschnittlicher idealer K<strong>in</strong>derzahl) auf unerfüllte<br />
<strong>in</strong>dividuelle <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> geschlossen wird.<br />
4.2 Zum Zusammenhang von K<strong>in</strong>derwunsch <strong>und</strong> realisierten <strong>Geburten</strong><br />
Studien zum Zusammenhang zwischen <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong>n <strong>und</strong> realisierter K<strong>in</strong>derzahl<br />
weisen zwar meist auf e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang zwischen beiden<br />
Größen h<strong>in</strong>, die Stärke des Zusammenhangs variiert jedoch zum Teil sehr<br />
deutlich (vgl. Hayford 2009: 266f.). Ruckdeschel (2007: 213) stellt zusammenfassend<br />
fest, dass „die genannte K<strong>in</strong>derzahl umso wahrsche<strong>in</strong>licher realisiert<br />
[wird], je enger der Zeithorizont <strong>und</strong> je konkreter die Frage ist.“ Ob zu e<strong>in</strong>em<br />
bestimmten Zeitpunkt gewünschte <strong>Geburten</strong> im Lebensverlauf tatsächlich <strong>in</strong><br />
vollem Umfang realisiert werden, hängt dabei sowohl von der Entwicklung<br />
persönlicher Lebensumstände als auch von gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
ab (zum Beispiel Morgan <strong>und</strong> Rack<strong>in</strong> 2010, Régnier-Loilier <strong>und</strong> Vignoli<br />
2011), während gewollte K<strong>in</strong>derlosigkeit hiervon weniger bee<strong>in</strong>flusst zu werden<br />
sche<strong>in</strong>t. Entsprechend hat sich gezeigt, dass „negative <strong>in</strong>tentions are a<br />
very good predictor of future behaviours, while positive <strong>in</strong>tentions, although<br />
still a good predictor, systematically overestimate observed fertility” (Régnier-<br />
Loilier <strong>und</strong> Vignoli 2011: 362; Hervorhebungen nicht im Orig<strong>in</strong>al).<br />
Es ist wichtig festzuhalten, dass selbst wenn im Durchschnitt der Unterschied<br />
zwischen früher im Lebensverlauf geplanter <strong>und</strong> später tatsächlich erreichter<br />
K<strong>in</strong>derzahl moderat ausfallen sollte, dies nicht unbed<strong>in</strong>gt Rückschlüsse auf die<br />
Höhe der <strong>in</strong>dividuellen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, ursprünglich formulierte Fertilitätsabsichten<br />
entsprechend realisiert zu haben, zulässt. So stellen etwa Morgan<br />
<strong>und</strong> Rack<strong>in</strong> (2010: 113) für amerikanische Geburtskohorten der Jahre<br />
1957-64 fest, dass im Alter von 45 Jahren „only 43 percent of women had realized<br />
their <strong>in</strong>tended parity at age 24. Instead, frequent errors <strong>in</strong> <strong>und</strong>er- and<br />
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