Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
Bei der Wirkung familienpolitischer Leistungen <strong>und</strong> Maßnahmen kommt E<strong>in</strong>stellungen<br />
e<strong>in</strong>e moderierende Funktion zu. Dies gilt erstens mit Blick auf familienbezogene<br />
E<strong>in</strong>stellungen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wechselseitigen Zusammenhang zur<br />
Familienpolitik stehen: E<strong>in</strong>erseits bee<strong>in</strong>flussen sie die Ausgestaltung der Familienpolitik,<br />
andererseits kann die Familienpolitik langfristig e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stellungswandel<br />
<strong>in</strong> der Bevölkerung bewirken <strong>und</strong> dadurch die Fertilität bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Demgegenüber kann der Effekt von Politikänderungen auf die Fertilität kurz-<br />
<strong>und</strong> mittelfristig ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, wenn die Neuregelungen nicht mit den vorherrschenden<br />
familienbezogenen E<strong>in</strong>stellungen (z.B. zur externen K<strong>in</strong>derbetreuung)<br />
korrespondieren.<br />
Zweitens s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Erwartungen der Bevölkerung an die<br />
Familienpolitik von Relevanz. Obwohl der Staat <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> weniger stark<br />
als <strong>in</strong> anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, <strong>in</strong> der Verantwortung für<br />
Familie <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der gesehen wird, s<strong>in</strong>d die Erwartungen an die Familienpolitik<br />
dennoch hoch. Dabei zeichnet sich e<strong>in</strong> Wandel der Bedürfnisse ab: Stuften die<br />
Befragten noch vor zehn Jahren <strong>in</strong>sbesondere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung als<br />
besonders wichtig e<strong>in</strong>, so haben nun Maßnahmen zur Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf Priorität. Familienpolitische Maßnahmen <strong>und</strong> Leistungen können<br />
ihre Wirkung allerd<strong>in</strong>gs nur entfalten, wenn sie der Bevölkerung erstens h<strong>in</strong>reichend<br />
bekannt <strong>und</strong> von dieser zweitens ausreichend akzeptiert werden.<br />
Bekanntheit <strong>und</strong> Akzeptanz s<strong>in</strong>d Bed<strong>in</strong>gung für die Legitimität, die langfristige<br />
Tragfähigkeit <strong>und</strong> Wirksamkeit der Maßnahmen.<br />
Bezüglich der Wirkung e<strong>in</strong>zelner familienpolitischer Leistungen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />
auf die Fertilität bietet die Wissenschaft gemischte Erkenntnisse. Ursächlich<br />
hierfür ist die Heterogenität der vorhandenen Studien sowohl mit<br />
Blick auf die betrachteten Bevölkerungsgruppen, die verwendeten Fertilitätsmaße<br />
als auch die genutzten Datensätze <strong>und</strong> Modellspezifikationen. Aus den<br />
Bef<strong>und</strong>en lassen sich somit derzeit nur Tendenzaussagen zu den Wirkungen<br />
der e<strong>in</strong>zelnen untersuchten Politikmaßnahmen ableiten:<br />
a) Elterngeld <strong>und</strong> Elternzeit können positive <strong>Geburten</strong>effekte zeitigen, wobei<br />
allerd<strong>in</strong>gs die Leistungshöhe <strong>und</strong> die Länge der Elternzeit von entscheidender<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d. So geht e<strong>in</strong> positiver Effekt von e<strong>in</strong>er mittleren Elternzeitdauer<br />
aus, während sich sehr lange Elternzeiten negativ auswirken<br />
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